Verführte Frauen und erdolchte Männer

Völklingen · Die Titania-Premiere von "Don Juan" nach Max Frisch ist geschafft. Und die Laienschauspieler können stolz auf sich sein. Kein Charakter in der Runde wirkte fehlbesetzt. Fünf weitere Aufführungen folgen.

 Don Juan (zweiter von rechts) "spielt selbst im Bordell noch Schach". Titania folgte der Version von Max Frisch. Foto: Jenal

Don Juan (zweiter von rechts) "spielt selbst im Bordell noch Schach". Titania folgte der Version von Max Frisch. Foto: Jenal

Völklingen. "Jeder Mann hat etwas Höheres als das Weib, wenn er wieder nüchtern ist." Starken Beziehungsstoff bot das Theater Titania Völklingen in seiner jüngsten Premiere. Die Komödie "Don Juan und die Liebe zur Geometrie" in fünf Akten von Max Frisch dreht sich um massenhaft verführte Frauen, erdolchte Männer, die Suche nach wissenschaftlicher Wahrheit und die Freiheit (des Mannes) von allen sozialen Bindungen."Erleben Sie großes Welttheater in unserer kleinen Hütte!", kündigte Regisseur Jürgen Reitz an. Klein ist der Spielsaal im alten Völklinger Bahnhof wohl, sparsam eingesetzt werden die Requistien, doch die Spielfreude der Titania-Mannschaft ist umwerfend. Selten hat man bei Titania so viele herrliche Kostüme gesehen, eine Augenweide.

Don Juan, stets auf die Suche nach wissenschaftlicher Wahrheit, stolpert durch diverse Schlafgemächer mehr oder weniger schöner Frauen. Die verlassene Verlobte ertränkt sich im Gartenteich. Betrogener Brautvater wird erstochen. Gehörnter Freund stürzt sich ins Schwert. Der eigene Vater stirbt vor Gram über den missratenen Sohn, "der selbst im Bordell noch Schach spielt". Die geistlichen Herren vom Pater bis zum Bischof lüstern nach Frauenfleisch, die Puffmutter Celestina zieht Guten wie Bösen die allerletzten Heller aus der Tasche. Hier geht es zu wie in den Gassen von Sodom und Gomorrha. Schließlich inszeniert der vom Leben, den Weibern und eifersüchtig gewordenen Ehemännern genervte Don Juan mit viel Getöse seine eigene Höllenfahrt. Aber nicht wie bei Mozarts "Don Giovanni" ist damit Schluss: Bei Max Frisch wird Don Juan selbst zum Gelackmeierten. Es ist die frühere Hure Miranda, die mit List und Tücke den Verführer vom großen Meer männlicher Freiheiten in den engen Hafen von Ehe und gar Vaterschaft führt. Dort ankert ein grau gewordener, verbitterter Don Juan, um sein turbulentes Leben mit dem Warten auf die Mahlzeiten zu beschließen.

Starker Stoff, hinreißend gespielt vom Titania-Ensemble, dem Tragik und Witz des "Don Juan" zur Steilvorlage für unterhaltsames Zweistunden-Theater werden. Kein Charakter wirkt fehl besetzt: Schauspiel-Kurzweil in seiner besten Form.

Das ist umso bemerkenswerter, als hier ausschließlich Laien-Schauspieler am Werk sind.

Auf einen Blick

Weitere Aufführungen am 16., 17., 18., 19. und 25. Mai. "Danach wird es keine weiteren Aufführungen und keine Wiederaufnahme mehr geben", so Regisseur Reitz. et

theater-voelklingen.de

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