Unschuldige als Hexen verfolgt

Nalbach/Dillingen. Vor mehr als 400 Jahren blühte der Hexenwahn in unserem Land. Es war das Zeitalter der unbarmherzigen Hexenprozesse. Auch im Nalbacher Tal wurden Menschen Opfer der Hexen-Hysterie. Einige landeten am Galgen oder auf dem Scheiterhaufen. Zuletzt traf es den Dieffler Peter Eschen. Ihm wurde Unzucht mit Tieren vorgeworfen

Nalbach/Dillingen. Vor mehr als 400 Jahren blühte der Hexenwahn in unserem Land. Es war das Zeitalter der unbarmherzigen Hexenprozesse. Auch im Nalbacher Tal wurden Menschen Opfer der Hexen-Hysterie. Einige landeten am Galgen oder auf dem Scheiterhaufen. Zuletzt traf es den Dieffler Peter Eschen. Ihm wurde Unzucht mit Tieren vorgeworfen. 1609 endete das Leben des Diefflers am Nalbacher Galgen. Auch dessen Pferd wurde damals exekutiert! Der Höhepunkt der Hexenverfolgung im unteren Primstal war in der Zeit von 1575 bis 1595. Aus dieser Zeit sind mehrere Menschen aus Nalbach, Piesbach, Körprich, Bilsdorf und Diefflen namentlich bekannt, die dem Hexenwahn zum Opfer fielen und grausam hingerichtet wurden. Buch über die GeschichteDer verstorbene Körpricher Heimatforscher Georg Colesie hat die Hexenverfolgung in unserer Gegend ausführlich erforscht. Details der Recherchen sind in seinem Buch über die Geschichte des Nalbacher Tales nachzulesen. Auch vor prominenten Bürgern machte die Hexenverfolgung nicht halt. So wurde Anna Schmits aus Piesbach, Gattin eines angesehenen Schöffens, im Jahr 1595 in Nalbach hingerichtet. 1602 traf es den Körpricher Landstreicher Ciriacus. Ihn verurteilte das Hochgericht Schwarzenholz wegen Zauberei. Die Exekution fand auf dem Nalbacher Gälgesberg statt. Hinrichtungen in Nalbach vollzogen die Henker aus Roden. Die Kriminalrechtspflege im Nalbacher Tal lag damals in den Händen des kurtrierischen Amtmanns von der Grimburg, Johann Zand von Merl, und Dillinger Vogtes Wilhelm Marzloff von Braubach. Letzterer war besonders gefürchtet, da er die "Halsgerichtsbarkeit" gnadenlos anwandte. Schon der bloße Verdacht, dass ein Mitbürger etwas mit Zauberei zu tun haben könnte, reichte aus. Der als Hexe Beschuldigte wurde verhaftet und in den Turm des Dillinger Schlosses eingesperrt. Gaben die Inhaftierten nicht freiwillig zu, im Kontakt mit dem Teufel zu stehen oder es mit der Zauberei zu haben, erpressten ihre Peiniger ein Geständnis durch grausame Folter. Danach war die Verurteilung zum Tode nur noch Formsache. Dillinger Schützen brachten die Verurteilten am Hinrichtungstag mit einem Karren nach Diefflen. Dort übernahmen Schützen aus Nalbach und Diefflen den Delinquenten, um ihn auf den Nalbacher Hubertusplatz zu geleiten. Hier stand der Pranger neben einer alten Linde, wo das Urteil nochmals verlesen und dem Häftling das Halseisen angelegt wurde. Die Hinrichtung erfolgte auf dem Nalbacher Gälgesberg, heute eine bewaldete Anhöhe, etwa 200 Meter westlich der Nalbacher Litermontschule gelegen. Fatale EntwicklungIm Gebiet des heutigen Saarlandes sollen etwa 500 und in ganz Deutschland 1,2 Millionen Menschen, davon überwiegend Frauen, als so genannte Hexen hingerichtet worden sein. Naturkatastrophen, Missernten, Hunger und Kriege sowie hysterische Hexenfurcht müssen heute als Gründe angesehen werden für die fatale Entwicklung der damaligen Zeit.

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