Unentbehrlich auf dem LokusEin Blick in Homburgs stille Örtchen

Homburg. Es ist ein Thema, das wohl nicht alle Tage in der Zeitung auftaucht, und doch hat jeder tagtäglich damit zu tun: Die Rede ist von Toilettenpapier. Denn der 26. August ist weltweiter "Toilet Paper Day", der daran erinnern soll, wie nützlich und unentbehrlich diese Erfindung ist

Homburg. Es ist ein Thema, das wohl nicht alle Tage in der Zeitung auftaucht, und doch hat jeder tagtäglich damit zu tun: Die Rede ist von Toilettenpapier. Denn der 26. August ist weltweiter "Toilet Paper Day", der daran erinnern soll, wie nützlich und unentbehrlich diese Erfindung ist.Es ist noch gar nicht so lange her, dass die Menschen auf die Idee kamen, Papier zur Reinigung ihres Allerwertesten zu verwenden - zumindest hierzulande. In China hatte man diesen Einfall wohl bereits im sechsten Jahrhundert. Da Papier jedoch kostbar war, war es zunächst ein Privileg des Kaisers. In anderen Breitengraden war man damals noch nicht so weit. In Europa griffen die Menschen im Mittelalter zu Stroh, Blättern oder Moos. Für den Adel gab es Schafwolle oder nasse Lappen. Die französische Oberschicht bevorzugte es etwas exquisiter: Sie säuberte sich mit Spitzentüchern. Und wer an der Spitze des Staates stand, musste nicht einmal selbst zum Tüchlein greifen. Der König beschäftigte einen "Porte-Coton", ein Kammerdiener, der dem Regenten beim Stuhlgang zur Hand ging. Diese Aufgabe war gar nicht so undankbar, wie sie anmutet. Sie soll dem Diener zu einigem Einfluss verholfen haben. Denn mit dem König allein zu sein, war eine Seltenheit.

Um 1700 herum schlich sich eine neue Gepflogenheit in die stillen Örtchen ein. Zeitungen wurden erschwinglich und fortan gab es für das Gedruckte nach dem Lesen eine Zweitverwertung. Diese Tradition hielt sich bis ins 20. Jahrhundert hinein. Im 19. Jahrhundert setzte sich langsam auch in der westlichen Welt eigens hergestelltes Papier durch. Der New Yorker Joseph Gayetty brachte 1857 "medizinisches Papier" auf den Markt. So stolz war er auf seine Erfindung, dass er seinen Namen auf jedes einzelne Blatt drucken ließ. Diese Offenheit war damals ungewöhnlich, Toilettenpapier und alles, was damit zusammenhängt, waren ein Tabu. Der Brite Walter Alcock brachte in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts Klopapier auf Rollen auf den Markt, vertuschte dessen wahren Zweck jedoch hinter der Bezeichnung "Papierlockenwickler".

In Deutschland wurde 1928 von Hans Klenk die erste Toilettenpapierfabrik gegründet. Klenk verkaufte kratzige Krepppapier-Rollen unter dem Namen "Hakle" - gebildet aus den Anfangsbuchstaben seines Namens. Und auch hierzulande schickte es sich nicht, über körperliche Bedürfnisse zu sprechen. Deshalb empfahl Klenk 1948 in einem seiner ersten Werbeslogans: "Verlangen Sie eine Rolle Hakle, dann brauchen Sie nicht Toilettenpapier zu sagen."

In den 50er Jahren löste das weichere Tissue-Papier das Krepppapier ab. Bis in die 70er Jahre war es in Deutschland in tristem Grau gehalten, dann tauchten rosafarbene, grüne und gelbe Rollen auf - passend zur Badezimmerkachel-Mode.

Gemäß der angeblichen deutschen Ordnungsliebe, neigen die Deutschen auf der Toilette zum Falten. Sie legen die Blätter ordentlich zusammen. In den USA ist das großzügige Knüllen üblich. Dementsprechend haben die Amerikaner mit rund 24 Kilogramm Klopapier pro Kopf und Jahr auch den höchsten Verbrauch. In Deutschland sind es rund 16 Kilogramm. Homburg. Wie es um die öffentlichen Toiletten Homburgs bestellt ist, weiß Stadt-Pressesprecher Jürgen Kruthoff: "Insgesamt wurden 2011 in allen öffentlichen Gebäuden der Stadt 44 762 Rollen verbraucht." Kostenpunkt: rund 6760 Euro. Allein für die Toilette am Christian-Weber-Platz waren rund 2300 Rollen nötig. Das Rathaus verbrauchte 7680, die Grundschulen 13 440 Rollen. Der Großteil ging jedoch an den Baubetriebshof, der allerlei öffentliche Einrichtungen wie das Römermuseum und die Bürgermeisterämter mitversorgt. In einer Gaststätte wie dem Homburger Brauhaus verschwinden jährlich rund sechs Kilometer Papier in der Kanalisation (220 Rollen). In der öffentlichen Toilette im Stadtpark sind es weit mehr. Hier werden allein in der Sommerzeit, wenn der Almgarten geöffnet ist, mehr als 500 Rollen verwendet - nicht immer zweckdienlich. "Regelmäßig wird das Toilettenpapier geklaut oder mutwillig in der ganzen Kabine verteilt", sagt Michelle Orphey von der Veranstaltungsfirma TOB Events, die den Almgarten betreibt. Vielleicht geht der Trend bald wieder zum papierlosen Toilettengang: In Japan wurde 1999 ein Klo vorgestellt, das seinen Besucher mit einem Wasserstrahl säubert und anschließend trockenföhnt. noe

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