Umweltgift belastet Saar-Fische weiterhin

Saarbrücken. Das Umweltministerium warnt Angler weiter davor, Brassen, Döbel und Aale aus Blies und Saar zu essen. Die Verzehrwarnung gelte vor allem für ältere und fettreiche Tiere, teilte das Saar-Umweltministerium gestern in Saarbrücken mit

 Umwelt-Staatssekretär Klaus Borger (rechts) war beim Angeln von Testfischen aus der Saar im Frühjahr dabei. Foto: hth

Umwelt-Staatssekretär Klaus Borger (rechts) war beim Angeln von Testfischen aus der Saar im Frühjahr dabei. Foto: hth

Saarbrücken. Das Umweltministerium warnt Angler weiter davor, Brassen, Döbel und Aale aus Blies und Saar zu essen. Die Verzehrwarnung gelte vor allem für ältere und fettreiche Tiere, teilte das Saar-Umweltministerium gestern in Saarbrücken mit. Grund dafür ist eine erhöhte Belastung dieser Fischarten mit polychlorierten Biphenylen (PCB), die bei einer Untersuchung von 158 Fischen verschiedener Arten festgestellt wurde.Woher das PCB in Saar und Blies kommt, steht nicht genau fest. Bei der Vorstellung einer ähnlichen Untersuchung vor einem Jahr war der Bergbau als möglicher Verursacher der Kontamination mit dem giftigen Stoff genannt worden. PCB war bis in die 80er Jahre als Hydraulikflüssigkeit unter Tage verwendet worden.

"Die Belastung mit PCB durch Grubenwasser in der Saar ist deutlich niedriger, als bislang angenommen", stellte Umwelt-Staatssekretär Klaus Borger (Grüne) gestern fest. "Wir begrüßen es sehr, dass das Umweltministerium das inzwischen erkannt hat", sagte der Sprecher der RAG Deutsche Steinkohle, Karlheinz Pohmer, auf SZ-Anfrage. 2,5 Kilogramm PCB gebe es pro Jahr in der Saar, 15 Gramm davon stammten aus dem Bergbau, also 0,7 Prozent. "Es war völlig unnötig, den Bergbau als Schuldigen hinzustellen", sagte Pohmer. Laut Umweltministerium seien acht Prozent des PCBs in der Saar auf Einleitungen über die Flüsse Rossel und Bist zurückzuführen. Woher der Rest stammt, ist nicht bekannt. "Es wäre viel wichtiger, festzustellen, woher über 90 Prozent der Belastung kommen", erklärte Pohmer.

In die Blies werden nach Pohmers Angaben pro Jahr 12 Millionen Kubikmeter Wasser aus der Grube Reden eingeleitet. Etwa 30 Prozent der PCB-Belastung in dem Fluss sind auf das Grubenwasser zurückzuführen, stellte das Ministerium an der Blies bei Bexbach fest. Weitere Untersuchungen, um die Ursache der PCB-Belastungen festzustellen, sind nach Angaben des Ministeriums nicht geplant. son

Meinung

Woher kommt

das PCB?

Von SZ-RedaktionsmitgliedSonja Riedel

Es reicht nicht aus, vor dem Verzehr von Fischen aus Saar und Blies zu warnen. Das Saar-Umweltministerium muss herausfinden, woher das hochgiftige PCB kommt. Der Stoff wird praktisch nicht biologisch abgebaut. Die Belastung der Flüsse durch das Gift wird in den nächsten Jahren nicht weniger, wenn die Quellen nicht gefunden werden.

Nur wenn bekannt wird, wer wirklich für die PCB-Belastung verantwortlich ist, können weitere Vorverurteilungen verhindert werden. Denn mit seiner ursprünglichen Vermutung, der Bergbau im Saarland sei für die gesamte Kontamination verantwortlich, lag das Umweltministerium falsch. Das hat die aktuelle Untersuchung ergeben.

Das Umweltministerium muss Verantwortung zeigen und weitere Untersuchungen anstellen, um das Problem mit giftigen Fischen in der Saar zu lösen.

Hintergrund

Polychlorierte Biphenyle (PCB) können Kopfschmerzen, Haarausfall und Hautveränderungen auslösen. Nach Angaben des Umweltministeriums kann es bei Schwangeren dadurch zu einer Fehlgeburt kommen. PCB steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Die Chlorverbindungen sind seit Mitte der 80er Jahre verboten. Vorher wurde PCB etwa als Hydraulikflüssigkeit im Bergbau verwendet. son

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