Tschernobyl-Kinder atmen durch

Saarbrücken. 28 Stunden lang im Bus, rund 2000 Kilometer auf teilweise schlechten Straßen, warten an den Grenzen, nach drei Wochen das Ganze wieder zurück - und das Alles um sich zu erholen. Das mag sich verrückt anhören

Saarbrücken. 28 Stunden lang im Bus, rund 2000 Kilometer auf teilweise schlechten Straßen, warten an den Grenzen, nach drei Wochen das Ganze wieder zurück - und das Alles um sich zu erholen. Das mag sich verrückt anhören. Für die 23 Kinder und drei Betreuerinnen, die eine solche Reise in diesem Sommer auf sich genommen haben, sei der Besuch im Saarland aber wirklich erholsam gewesen, versichert Herbert Keilbach.Keilbach ist im Verein "Saarländische Kinderhilfe - Leben nach Tschernobyl" aktiv. Die Kinder, die der Verein in diesen Tagen für drei Wochen bei Gasteltern in Mandelbachtal, Blieskastel, Saarbrücken, Bexbach, Schmelz und Rehlingen-Siersburg untergebracht hat, kamen aus dem Gomelgebiet in Weißrussland, der Region, die viel von der radioaktiven Wolke abbekommen hat, die nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl 1986 niederregnete.

Bis heute sind die Lebensmittel, die dort wachsen, belastet. Bis heute wird das Immunsystem der Kinder, deren Eltern nicht das Geld haben, dort wegzuziehen, geschwächt, erklärt Keilbach. Deshalb lädt der Verein seit 1997 jedes Jahr Kinder zur Erholung ins Saarland ein und bringt Dinge, die sich die Menschen dort nicht leisten können mit regelmäßigen Konvois ins Gomelgebiet.

Mit den Kindern, die in diesem Jahr kamen, waren die Gasteltern und Vereinsmitglieder unter anderem im Saarbrücker Zoo, auf dem Flughafen in Ensheim, in der Tropfsteinhöhle in Niedaltdorf, in der Pfalzstern-Wanderhütte in St. Ingbert, zum Feiern beim Obst- und Gartenbauverein in Wattweiler und in der Reithalle Körner in Kirkel-Altstadt.

Obwohl Weißrussland eine Diktatur ist, sagt Keilbach, habe er "nicht das Gefühl, dass in diesen Austausch politisch eingegriffen wird". "Wenn wir mit den Konvois da runterfahren, dann suchen wir uns die Route selbst aus. Wir können uns im Land frei bewegen und unsere Hilfspakete auf die Dörfer bringen. Von der politischen Lage merken wir dabei nichts. Das lief bisher alles reibungslos." Der nächste Hilfstransport ist für Oktober geplant. Im Sommer kommenden Jahres soll es wieder eine Kinderfreizeit im Saarland geben.

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