Hitzewelle im Saarland Trinken, trinken, trinken!

Saarbrücken · Die Hitze macht vor allem Senioren zu schaffen. Sie sind besonders anfällig, weil im Alter das Gefühl für Hunger und Durst schwindet.

 Eine Frau trinkt in der Sonne Mineralwasser.

Eine Frau trinkt in der Sonne Mineralwasser.

Foto: dpa/Oliver Berg

Bei der Hitzewelle haben die Ärzte vor allem einen Rat: Trinken, trinken, trinken! Denn die Trockenheit und hohen Temperaturen, wie sie im Saarland seit Tagen herrschen, lassen den Körper schnell austrocknen, Hitzschlag und Kreislaufkollaps drohen. Davon sind vor allem ältere Menschen betroffen, die oft weniger trinken.

Dabei sind betreute Senioren offenbar recht gut versorgt, wie eine Umfrage unserer Zeitung bei Altenheimen, Krankenhäusern, Rettungsdiensten und ambulanten Pflegediensten ergab. Dagegen deuten die Zahl der Rettungseinsätze und die Aufnahmen in den Notfallambulanzen darauf hin, dass die Hitze vor allem alleinlebenden Senioren akute gesundheitliche Probleme beschert.

„Zur Zeit nimmt die Zahl der Patienten zu, die unter Exsikkose (Flüssigkeitsmangel) leiden“, stellt Dr. Bernd Gehlen fest. Gehlen leitet die Geriatrie-Abteilung an der SHG-Klinik Sonnenberg in Saarbrücken. Sein Kollege Dr. Karlheinz Schöll vom Caritas-Klinikum Saarbrücken berichtet, auffällig viele Patienten mit Hitzebeschwerden kämen derzeit in die Notfallambulanz. Darunter seien viele ältere Menschen.

Der Geriater betont aber, dass auch jüngere Menschen – wie Dachdecker – gefährdet sind. Kürzlich habe er auch einen Sanitäter gesehen, der per Infusion Flüssigkeit bekommen musste, weil sich sein Körper im Auto überhitzt habe.

Einig sind sich die Mediziner darin, dass Senioren besonders anfällig sind, weil im Alter das Gefühl für Hunger und Durst schwindet. Dies werde noch dadurch verstärkt, dass 60 bis 80 Prozent aller Senioren unter Demenz unterschiedlicher Ausprägung litten und oft das Trinken einfach vergäßen, sagt der saarländische Pflegebeauftragte Jürgen Bender.

Oft bekämen Ältere auch Medikamente, die entwässernd wirkten oder den Blutdruck senkten. Die Hitze verschärfe die Probleme noch, berichtet Gehlen. Außerdem würden viele Senioren „beim Trinken sparen“, um nicht so oft auf die Toilette zu müssen.

Die Faustregel ist: zwei bis drei Liter Flüssigkeit am Tag. „Bei den derzeitigen Temperaturen lieber noch einen Liter mehr“, rät Gehlen. Chefarzt Schöll verweist aber darauf, dass das von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist. „Es gibt auch fitte Senioren, für die ein Liter pro Tag und Person reicht.“

Gehlen hat auch einen Rat: Wichtig sei es herauszufinden, was der Patient mag. „Man sollte ihm schon mal ein Gründels oder einen Smoothie hinstellen.“

Senioren in Altenheimen oder Krankenhäusern oder solche, die von professionellen Pflegediensten ambulant betreut werden, sind anscheinend auch bei Hitze gut mit Flüssigkeit versorgt. Ihm seien keine Missstände in dieser Hinsicht zu Ohren gekommen, sagt der Pflegebeauftragte Bender.

Bei Hitzewellen wie derzeit treffen Altenheime und Krankenhäuser spezielle Vorkehrungen, um ältere Menschen vor Austrocknen und Kreislaufkollaps zu schützen. So gibt es etwa spezielle „Trinkrunden“. Außerdem werden die Zimmer möglichst frühzeitig abgedunkelt, damit die Sonne sie nicht zusätzlich aufheizen kann, berichtet Caritas-Geriater Schöll.

Auch im Seniorenzentrum des Arbeiter-Samariter-Bundes in Kirkel-Limbach und bei der Seniorenhilfe der Kreuznacher Diakonie in Schwalbach gibt es nach Angaben der Leitungen momentan angesichts der hohen Temperaturen keine Probleme. Den Bewohnern würden neben Säften und Mineralwasser mit Sirup auch Bowle mit Obst angeboten, betont Andreas Jene vom ASB-Seniorenzentrum in Kirkel-Limbach.

Und das Rezept des Leiters der Seniorenhilfe in Schwalbach, Andreas Roden: Nicht zu heiß und nicht zu kalt, über den Tag verteilt trinken, „Trinkprotokolle“, falls das Trinkverhalten unbefriedigend ist. Und für Menschen mit Demenz: farbige Getränke, weil sie durchsichtige Flüssigkeiten nicht gut erkennen und oft denken würden: „Das Glas ist leer.“

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