Rheinland-Pfalz Toter Landschaftsgärtner unter Mordverdacht

Enkenbach-Alsenborn · Wie aus bitterem Trotz brennt vor dem massiven Gittertor im pfälzischen Enkenbach-Alsenborn eine Kerze flackernd im Märzregen. „Warum?“ steht mit roter Schrift auf dem Deckel der Grableuchte. Hier, vor dem Haus am Ende einer Stichstraße, starb auf heimtückische Weise ein Mensch.

 Vor dem Haus des Arztes, der bei einer Explosion ums Leben kam, liegen Blumen und sind Kerzen abgestellt.

Vor dem Haus des Arztes, der bei einer Explosion ums Leben kam, liegen Blumen und sind Kerzen abgestellt.

Foto: dpa/Oliver Dietze

Eine Sprengfalle tötete einen 64-jährigen Arzt am Freitag direkt vor seiner Praxis. Ein Gärtner aus dem Nachbarort gerät unter dringenden Tatverdacht. Doch der 59-Jährige kann dazu nicht mehr Stellung nehmen: Er wird tot in seinem Haus in Mehlingen gefunden. „Es bestehen keine Hinweise auf Fremdverschulden“, teilt die Polizei am Dienstag mit.

„Das Ganze ist furchtbar“, sagt Monika Rettig, Ortsbürgermeisterin von Mehlingen. Sie hat den Gärtner gekannt. „Er war unauffällig, konnte aber auch jähzornig sein“, schildert die 58-Jährige. Dass der Mann eine Sprengfalle gebaut haben soll? „Das muss die Polizei klären“, sagt Rettig. Früher habe es aber einmal einen Zwischenfall mit Schusswaffen gegeben. Zudem habe der Gärtner als Mitarbeiter des örtlichen Mittelaltervereins für Märkte auch Böller gebaut. „Sein Markenzeichen war Schwarzpulver“, sagt Rettig. Aber ob hier ein Zusammenhang besteht? „Das wären reine Mutmaßungen“, betont sie.

Die Opfer hätten „eine persönliche beziehungsweise geschäftliche Verbindung“ zu dem Verdächtigen gehabt und „in keinem guten Verhältnis“ zu ihm gestanden, berichtet die Polizei. Diese Aussage gilt auch für einen zweiten mysteriösen Fall. Im nahen Otterberg werden bei einer weiteren Explosion Mutter und Tochter verletzt, die junge Frau befand sich am Dienstag noch im Krankenhaus. Lebensgefahr bestand nicht. Besonders perfide: Die beiden Frauen werden verletzt, als ein mit Sprengstoff präpariertes Holzscheit in ihrem Kamin detoniert. Der Täter hatte das Holz wohl an ihrem Anwesen deponiert.

Aber – eine Sprengfalle für einen Arzt und ein Hinterhalt aus Holz für zwei Frauen? Wer macht so etwas in der ländlich geprägten Gegend um Enkenbach-Alsenborn, einem Ort mit rund 7000 Einwohnern? Für die Polizei ist der Gärtner der Hauptverdächtige. Der schlimme Verdacht: Der 59-Jährige hat vor seinem Tod Vorbereitungen getroffen, um seine „Gegner“ schwer zu schädigen. Die Furcht der Behörden: Weitere Fallen könnten in der Region schlummern. Die Polizei warnt daher alle, die mit dem Verdächtigen „in konfliktträchtiger Beziehung standen“.

„Es ist selten, dass die Polizei so in die Offensive geht“, sagt Verbandsbürgermeister Andreas Alter. Der Aufruf könnte bedeuten, dass es durchaus weitere Vorrichtungen gibt. Alter war am Sonntagabend von der Einsatzleitung rausgeklingelt worden. „Ich lag auf der Couch, da musste ich zum Haus des Verdächtigen, weil in der Garage komische Substanzen gefunden wurden“, erzählt der 62-Jährige. Die Berufsfeuerwehr Ludwigshafen identifizierte den Stoff als ungefährliches Bleichmittel, wie Vize-Wehrleiter Heiko Becker sagt. Mit 40 Einsatzkräften, darunter auch Katastrophenschutz, waren die Behörden im Einsatz. Der Polizei zufolge wurde bei der Durchsuchung aber auch Schwarzpulver gefunden. „Er war kein unzugänglicher Mensch. Aber keiner hätte gedacht, dass er so weit gehen könnte“, sagt Ortsbürgermeisterin Rettich über den toten Gärtner. Vize-Wehrleiter Becker hofft, dass es keine weiteren Todesfallen gibt. „Jedenfalls wünschen wir uns das“, sagt der 46-Jährige.

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