Toller Erfolg für JugendprojektZukunftssorgen bei den Projekten von Label M

Saarbrücken. In der Malstatter Jugendkulturwerkstatt Label M ist gerade Daumendrücken für Hamburg angesagt. Denn heute Abend findet in der Hansestadt die Verleihung des Nationalen Förderpreises "Bewegte Bilder - Bilder bewegen" der Ergo-Stiftung für Jugendfilmprojekte statt

 Die Mädchenband von Label M schaut sich Fotos vom Casting an: Angela, Mimoza, Nejla und Keerthana (von links) prüfen das Material sorgfältig. Foto: Gisela Zimmermann

Die Mädchenband von Label M schaut sich Fotos vom Casting an: Angela, Mimoza, Nejla und Keerthana (von links) prüfen das Material sorgfältig. Foto: Gisela Zimmermann

Saarbrücken. In der Malstatter Jugendkulturwerkstatt Label M ist gerade Daumendrücken für Hamburg angesagt. Denn heute Abend findet in der Hansestadt die Verleihung des Nationalen Förderpreises "Bewegte Bilder - Bilder bewegen" der Ergo-Stiftung für Jugendfilmprojekte statt. Für die mit insgesamt 100 000 Euro dotierte Auszeichnung unter der Schirmherrschaft von Michael Ballhaus und Hark Bohm sind elf Projekte aus dem Bundesgebiet nominiert. Eines davon, das einzige aus dem süddeutschen Raum, ist "Crossover Malstatt - ein Film von Jugendlichen über sich selbst und ihre Stadt" von Label M."Auch wenn wir nicht auf einen der ersten drei Plätze kommen, ist das für uns ein toller Erfolg", sagt Gisela Zimmermann, die heute mit drei Kollegen vom Label M-Team nach Hamburg fährt. "Schon durch die Nominierung erhalten wir ein Preisgeld von 5000 Euro".

Seit Ende April arbeiten rund 30 Jugendliche im Label M an dem Film "Crossover Malstatt", der zeigen soll, was sie in ihrem Alltag bewegt. Um das herauszufinden, veranstalteten Gisela Zimmermann, Rûken Tosun-Käfer sowie Thomas Langhammer, die das Projekt mit der Medienwissenschaftlerin Susanne Schmidt konzipiert haben und betreuen, zum Auftakt ein großes Casting. 40 Malstatter Jungen und Mädchen kamen und gaben vor laufenden Kameras Auskunft über Lieblingsplätze, Lieblingsmusik und Themen, die ihnen auf den Nägeln brennen. "Da ging es oft um Liebe und Freiheit, das Verhältnis der Geschlechter oder konkret Fragen wie, 'Darf Deine Schwester mit aufs Kirchbergfest?" erzählt Zimmermann.

Von 40 Interessierten blieben 30 dabei, davon zehn als Helfer und Statisten. "Außer einem haben alle Teilnehmer Migrationshintergrund, alle Nationen sind vertreten, also wirklich ein Crossover", freut sich Langhammer.

Mit elf Mädchen und neun Jungs, dem harten Kern , entwickelte das Team dann in getrennten Gruppen in Drehbuchworkshops Handlungsstränge. "Es geht um eine Mädchen-WG und eine Jungs-Clique, die dann auf dem Kirchbergfest zusammentreffen", fasst Thomas Langhammer den Plot zusammen. Die ersten Filmaufnahmen sind schon im Kasten, gedreht beim Kirchbergfest 2011, wo die Jugendlichen auf der Bühne das zeigten, was sie auch im wirklichen Leben können: Die Jungs rappten und einige Mädchen traten mit ihrer Band auf. Unterstützt vom Posaunisten Michael Huppert, komponieren die Jugendlichen auch die Filmmusik selbst. Als weitere Künstlerin arbeitet die Mixed Media-Expertin und HBK-Absolventin Marie Klein bei dem Projekt mit, das im April 2012 fertig werden soll. Hätten sich nicht einige Finanzierungszusagen verzögert, hätte man schon früher beginnen können, sagt Zimmermann.

Der Fonds Soziokultur der Kulturstiftung des Bundes förderte "Crossover Malstatt" mit 8600 Euro. "Das war die Grundlage, doch dazu mussten wir noch 50 Prozent Eigenmittel aufbringen", so Zimmermann.

Arbeit & Kultur Saarland, das Sozialministerium, die Staatskanzlei fanden sich schließlich als Kofinanziers, die Landeshauptstadt fördert jetzt den Filmmusik-Workshop. Für die Bewerbung zum Ergo-Förderpreis war zum Glück nicht die Fertigstellung, sondern die Laufzeit des Projekts entscheidend. Mit den 5000 Euro Preisgeld, freut sich Zimmermann, kann jetzt wirklich nichts mehr schiefgehen.

labelm.org

Saarbrücken. Das Filmprojekt "Crossover Malstatt" ist nur eines von sechs Projekten, die das Team von Label M in diesem Jahr realisiert. Vor rund einem Jahr eröffnete die Gruppe aus Künstlern und Sozialarbeitern ihren Projektraum am Malstatter Markt, um Jugendliche mit anspruchsvollen Kreativangeboten dazuzubringen, ihre Stärken und Talente zu entdecken, Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln und ihren Stadtteil besser kennenzulernen. Eine Initiative ganz im Sinne des Förderprogramms "Stärken vor Ort". Das vom Europäischen Sozialfonds, dem Bund und der Stadt finanzierte Programm zur Förderung der schulischen und beruflichen Integration junger Leute und Frauen mit und ohne Migrationshintergrund unterstützt auch in diesem Jahr wieder vier Label M-Projekte. Dazu gehören etwa ein Bewerbungstraining, ein Jugendbeteiligungsprojekt auf dem Kirchberg und ein Website-Projekt.

Allerdings laufen die vier Projekte zum Jahresende aus. Noch bis März ist ein fünftes Projekt zur Gesundheitsförderung durch Medien der Kunst und Kultur abgesichert, das das saarländische Ministerium für Gesundheit und Verbraucherschutz fördert. Ob das Label M-Team, das seine Initiative inzwischen in einen Verein "Label M - Werkstatt für Jugendkultur e.V." umgewandelt hat, dann weiterarbeiten kann, ist ungewiss. Auch wenn das Stadtteilbüro Malstatt sich an der Raummiete beteilige. "Es ist unser Damoklesschwert, dass wir immer wieder neue Fördermöglichkeiten finden müssen", sagt Rûken Tosun-Käfer. Zwar wollten alle, dass sie weitermachten, weil dies ganz im Sinne des Stadtteilentwicklungskonzeptes sei, das Nachhaltigkeit fordere. Aber nur mit Beiträgen des Vereins, ohne zusätzliche Unterstützung der Verwaltung, sei das nicht zu schaffen. sbu

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