Todesserie: Die Suche geht weiter

Hillesheim. Die Spezialuntersuchungen sollen klären, ob Ausdünstungen von Möbeln, Wand- oder Bodenbelägen der Auslöser für die bislang unerklärlichen Todesfälle in einem Hillesheimer Altenheim (Vulkaneifelkreis) sein könnten. Experten nahmen am Freitag deshalb erneut den betroffenen Wohnbereich unter die Lupe

 Im Alten- und Pflegeheim Katharinen-Stift in Hillesheim starben bislang acht Senioren. Eine Frau schwebt noch in Lebensgefahr. Foto: dpa

Im Alten- und Pflegeheim Katharinen-Stift in Hillesheim starben bislang acht Senioren. Eine Frau schwebt noch in Lebensgefahr. Foto: dpa

Hillesheim. Die Spezialuntersuchungen sollen klären, ob Ausdünstungen von Möbeln, Wand- oder Bodenbelägen der Auslöser für die bislang unerklärlichen Todesfälle in einem Hillesheimer Altenheim (Vulkaneifelkreis) sein könnten. Experten nahmen am Freitag deshalb erneut den betroffenen Wohnbereich unter die Lupe.

Vorwürfe, es würde zu wenig oder zu schlampig nach der Ursache geforscht, weisen Ermittler und Heimleitung zurück. Horst Roos, Leitender Oberstaatsanwalt in Trier, resümiert nach drei Wochen intensiver Suche: "Wir haben alles gemacht oder in Auftrag gegeben. Da fehlt nichts mehr."

Die Ergebnisse der Untersuchungen sollen in zehn Tagen vorliegen. Die neuerlichen Messungen dienen laut Roos dazu, "die Sache abzurunden". Bereits zuvor seien Bausubstanz, Anstriche, Reinigungs- und Lebensmittel untersucht worden - ohne Ergebnis.

Ende März waren zwölf von 34 Bewohnern eines Wohnbereiches an Übelkeit, Erbrechen und Atemnot schwer erkrankt. Acht starben, eine 61-jährige Bewohnerin liegt noch immer künstlich beatmet im Krankenhaus. Ihr Zustand wird als "stabil, aber kritisch" beschrieben.

Nach von der Staatsanwaltschaft angeordneten Obduktionen bleiben fünf Todesfälle ungeklärt. Heimleiter Manfred Mösch und das Pflegeteam sind sichtlich von den Vorfällen angeschlagen: "Wir tun alles, dass die Ursache gefunden wird." Nach zehn Tagen hatte das Gesundheitsamt der Dauner Kreisverwaltung die Suche eingestellt und alle Verantwortung an die Staatsanwaltschaft übergeben. Nach Untersuchungen wurden Viren, Bakterien und Keime als Auslöser der Todesserie ausgeschlossen. Die öffentlich geäußerte Theorie, es könne ein "Todesengel" als krimineller Sterbehelfer im Spiel sein, ging dem Team unter die Haut. Horst Roos, Leitender Oberstaatsanwalt in Trier, hatte die Theorie rasch als "Unsinn" weggewischt. Heimleiter Mösch erklärt: "Wir haben der Kripo alle Dienstpläne ausgehändigt. Kein Mitarbeiter hatte in der Zeit vom 22. bis 25. März, als die Erkrankungen ausbrachen, an allen Tagen Dienst." Auch die genesenen und ins Heim zurückgekehrten Bewohner konnten nach Befragung nichts zur Aufklärung beitragen.

Die Witwe des 89-Jährigen, der als erster starb, sagt: "Ich versteh es einfach nicht. Er war immer so witzig und optimistisch, obwohl er stark demenzkrank war. Aber sterbenskrank war er doch nicht." Die 80-Jährige erklärt, dass sie ihren Mann während des gut vierjährigen Aufenthaltes im Heim fast täglich besucht habe.

Am Tag vor dem Tod habe das Paar, das seit 57 Jahren verheiratet war, noch gemeinsam am Sing- und Musik-Kreis teilgenommen. Und am Abend des nächsten Tages sei der Mann im Krankenhaus gestorben. Die Witwe: "Er hatte alle Symptome wie die anderen, aber der Arzt behauptet, er sei an einem Darminfarkt gestorben. Das müssen wir ja glauben." Deshalb werde ihr ältester Sohn, der als Staatsanwalt arbeitet, keine Strafanzeige stellen. Zwei Angehörige verstorbener Heimbewohner haben inzwischen Strafanzeige gestellt. "Wir haben alles gemacht oder in Auftrag gegeben. Da fehlt nichts mehr."

Horst Roos, Leitender Oberstaatsanwalt

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