Kommentar Tobias Hans weiter unter Erfolgsdruck

In seinem ersten Jahr als Ministerpräsident hat Tobias Hans vieles richtig und nur wenig falsch gemacht. Er steht heute besser da, als viele kritische Beobachter vor einen Jahr erwartet hatten. Lag die Messlatte für den bis dahin kaum bekannten Landespolitiker doch hoch.

 Peter Stefan Herbst

Peter Stefan Herbst

Foto: SZ/Robby Lorenz

Hans wurde anfangs häufig an seiner populären Vorgängerin Annegret Kramp-Karrenbauer gemessen. Sie hatte über zehn Jahre als Ministerin unterschiedliche Ressorts geführt, bevor sie Regierungschefin wurde. Nach der Aufkündigung der Jamaika-Koalition 2012 und auf dem Höhepunkt des Schulz-Hypes 2017 gewann sie zwei auch bundesweit bedeutsame Landtagswahlen überraschend hoch. Hans konnte in Spitzenämtern nur die Erfahrung aus zweieinhalb Jahren als Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion und einer verlorenen Landratswahl in Neunkirchen einbringen.

Auch sein Start war nicht ganz einfach, wurde er doch von Irritationen zu seinem Lebenslauf und Debatten um seinen fehlenden Studienabschluss überschattet. Trotz dieser Rahmenbedingungen ist er schnell im neuen Amt angekommen und füllt es professionell aus. Auch politische Gegner schätzen seine Offenheit. Bei öffentlichen Auftritten trifft Hans fast immer den richtigen Ton. Seine erste Ansprache bei einem Neujahrsempfang war eleganter als die seiner Vorgänger. Der nette junge Landesvater kommt an. Für viele ist er ein Sympathieträger. Hans bietet wenig Angriffsfläche. Doch im erkennbaren Bemühen um Bekanntheit und Akzeptanz könnte dies auch eine Schwäche sein. Müsste er nicht gelegentlich anders auftreten? Etwas weniger nett, etwas mehr für das Saarland herausholen – zum Beispiel bei den Kohlehilfen? Auch Sympathieträger stehen unter Erfolgsdruck. Wähler sind ungeduldig.

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