Show „Cavalluna“ in Saarbrücken Tierschützer protestieren gegen Pferdegala

Saarbrücken · Saarländische Tierschützer planen eine Mahnwache gegen die Pferdegala „Cavalluna“ in der Saarlandhalle. Die Tiere seien „enormen Strapazen“ ausgesetzt.

 Die Besucher der „Cavalluna“-Pferdegala, die von Freitag an in Saarbrücken gastiert, freuen sich auf eine Show mit mitreißender Musik und Lichteffekten. Für die Pferde, kritisieren Tierschützer, sei das purer Stress.

Die Besucher der „Cavalluna“-Pferdegala, die von Freitag an in Saarbrücken gastiert, freuen sich auf eine Show mit mitreißender Musik und Lichteffekten. Für die Pferde, kritisieren Tierschützer, sei das purer Stress.

Foto: Cavalluna/Apassionata World GmbH

Sie werben mit ihrer „Leidenschaft für Pferde“ („Passion for horses“), sind nach eigenen Angaben „Europas beliebteste Pferdeshow“: Von diesem Freitag, 9. November, an bis Sonntag macht die Pferdegala „Cavalluna“ in der Saarlandhalle Station. Und das soll eine „unvergessliche Show-Sensation“ werden, annonciert das Berliner Unternehmen. Tierschützer aber sehen bei dem Spektakel mit 56 Pferden und einem Esel bloß eines, nämlich rot. „Die Besucher wissen gar nicht, welch’ enorme Strapazen die Pferde durchmachen müssen, um so eine Show abzuliefern“, kritisiert Ralf Bettinger von Animal Rights Watch (ARIWA). Die Landesgruppe der Tierschutzorganisation will deshalb gemeinsam mit dem Bündnis für Tierrechte am Samstag, dem zweiten „Cavalluna“-Gastspieltag, vor der Saarlandhalle protestieren. Mit einer Mahnwache von 13 bis 15 Uhr. Und abends noch Flyer verteilen, kündigt Bettinger an.

Was den Tierschützern besonders aufstößt, sei der dauernde Transportstress, dem die Tiere ausgesetzt seien. Alleine 34 Spielorte zählt die aktuelle „Cavalluna“-Tour quer durch halb Europa – von München bis Brüssel, von Zürich bis Rostock. Dieses Hin- und Herkutschieren sei einfach „nicht artgerecht“, moniert Bettinger. Außerdem mache man die Pferde mit sogenannten „Rollkuren“ (dabei werde der Hals des Pferdes so weit überdehnt, dass sich das Tier zwangsläufig selbst beiße) gefügig für die Auftritte mit lauter Musik und grellen Lichteffekten. „Pferde sind keine Artisten oder Entertainer“, so die Tierschutzaktivisten, die die Veranstaltung am liebsten ganz verbieten würden. Dennoch sei ihr Protest „absolut friedlich“, betont Bettinger.

Kritik an der Show ist „Cavalluna“-Pressesprecherin Stephanie Kannt nicht fremd: „In einigen Städten gibt es Proteste, doch wir gehen offen damit um.“ So lade man regelmäßig gezielt Tierschützer ein, damit sie sich selbst ein Bild von der Unterbringung der Pferde, auch dem Stallzelt, machen können. „Das überzeugt viele“, sagt sie, „Organisationen wie PETA laden wir aber seit Jahren ein, ohne dass sie das annehmen.“

Um den Tourstress für die Tiere zu minimieren habe man zwei zentrale „feste Stallungen in Kassel und Mönchengladbach“, erläutert die „Cavalluna“-Mitarbeiterin , wo die Pferde ganz normal zwischen den Auftrittsterminen an den Wochenenden stehen. Zudem seien die Transporter mit Video ausgestattet. Fahrer und Beifahrer hätten die Tiere so auch während der Reise im Blick. Unabhängig davon kontrollierten auch Veterinäre an jedem Spielort, dass es den Tieren gut gehe. Im Übrigen arbeite das Tournee-Unternehmen mit Reitern zusammen, die ihre Pferde vorab bei kleineren Shows oder Tournieren schon trainieren und an Licht und Musik gewöhnen. „Die Audioanlage ist zudem so konstruiert“, sagt Kannt, „dass sie vor allem das Publikum beschallt, nicht aber die 20 mal 40 Meter große Reitbahn“. Im Übrigen freut sie sich, „dass viele Tierschutz so wichtig nehmen.“

Proteste gegen Shows mit Tieren mehren sich dennoch seit Jahren. Meist geht es dabei um Wildtiere in Gefangenschaft. Im Mai erst hatte das Gastspiel des Circus Krone auf dem alten Saarbrücker Messegelände Wirbel verursacht. Nicht bloß Tierschützer protestierten gegen die Auftritte des Münchner Traditions-Zirkus, der für seine Nummern mit Elefanten und Raubkatzen berühmt ist, auch der Saarbrücker Stadtrat, in dem Rot-Rot-Grün die Mehrheit hat, hatte eine Resolution zum Wildtierverbot in Zirkussen beschlossen.

Grünen-Fraktionschef Thorsten Reif hatte sich da besonders exponiert. Man werde „alles daran setzten, dass Vorstellungen wie die des Circus Krone künftig nicht mehr in der Landeshauptstadt stattfinden“, sagte er damals. In puncto Pferdegala argumentiert er jetzt nicht mehr ganz so scharf. „Generell stellt sich bei Aufführungen, an denen Tiere beteiligt sind, die Frage, ob die Belange des Tierschutzes gewahrt sind“, so der Grüne zur SZ. Fordert aber: „Es muss zu jeder Zeit sichergestellt sein, dass die Dressur ohne Zwang erfolgt, dass die Tiere genügend Auslaufflächen zur Verfügung haben, und dass die Boxen ausreichend dimensioniert sind.“

Sei aber allen Gegebenheiten des Tierschutzgesetzes Rechnung getragen, so Reif, sehe man „Vorstellungen, wie die bevorstehende Pferdegala in Saarbrücken, nicht als kritisch an.“ Den ARIWA-Aktivisten reicht das freilich nicht. Sie machen nämlich beim Tierschutz keinen Unterschied zwischen Wildtieren und Pferden.

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