"Tiere werden einfach weggeworfen"

Homburg/Dillingen. Die Wirtschaftskrise bekommen nicht nur Menschen zu spüren. Auch Bello und Mieze merken, wenn Herrchen und Frauchen weniger im Portemonnaie haben. Eine Umfrage in saarländischen Tierheimen hat ergeben, dass immer mehr Tiere wegen der finanziellen Nöte ihrer Besitzer im Tierheim landen. "In den letzten 14 Tagen ist es ganz schlimm

 In dieser Auffangbox finden die Mitarbeiter des Homburger Tierheims zurzeit fast täglich ein ausgesetztes Tier. Viele lassen ihre Katze dort einfach zurück. Foto: Hiegel

In dieser Auffangbox finden die Mitarbeiter des Homburger Tierheims zurzeit fast täglich ein ausgesetztes Tier. Viele lassen ihre Katze dort einfach zurück. Foto: Hiegel

Homburg/Dillingen. Die Wirtschaftskrise bekommen nicht nur Menschen zu spüren. Auch Bello und Mieze merken, wenn Herrchen und Frauchen weniger im Portemonnaie haben. Eine Umfrage in saarländischen Tierheimen hat ergeben, dass immer mehr Tiere wegen der finanziellen Nöte ihrer Besitzer im Tierheim landen.

"In den letzten 14 Tagen ist es ganz schlimm. Da finde ich fast jeden Abend ein ausgesetztes Tier bei uns", berichtet Ellen Schöffler entsetzt. Sie leitet das Ria-Nickel-Tierheim in Homburg. Oft seien es alte und kranke Tiere, die von ihren Besitzern dort zurückgelassen würden. "In unserer Auffangbox saß eine kranke Katzenmama mit ihren drei Babys", sagt Schöffler. Auch einen Hund mit einem großen Tumor am Schwanz habe man einfach im Fundzwinger zurückgelassen. In dem Zwinger und der Auffangbox können rund um die Uhr Tiere abgegeben werden. Bei einer Labradorhündin, die ebenfalls im Fundzwinger saß, hing ein Zettel am Halsband, dass man sich gut um sie kümmern solle.

"Die Tiere werden einfach weggeworfen, wenn sie alt und krank sind", sagt Schöffler. Gerade diese Tiere haben es dann schwer, ein neues Zuhause zu finden. Im Dillinger Tierheim ist das nicht anders. "Es werden deutlich mehr Tiere bei uns abgegeben, weil die Leute es finanziell nicht mehr geregelt kriegen", sagt Dietmar Schmitt vom Tierheim in Dillingen. "Wenn Fundtiere kommen, müssen wir uns was überlegen. Wenn Leute ihren Hund abgeben wollen, versuchen wir, ihn noch so lange in seiner alten Familie zu lassen, bis wir eine neue gefunden haben", sagt er.

Immer häufiger würden auch Tierbesitzer anrufen, die Hilfe suchen, weil sie sich die Tierarztrechnung nicht mehr leisten können. Solche Anrufe kennt auch Madlen Dönneweg vom Tierschutzverein Merzig-Wadern. "Fast jeden Tag ruft ein Tierbesitzer an und fragt, ob wir bei den Tierarztkosten oder beim Futter helfen können", sagt sie.

Ein weiteres Problem der Tierheime ist die Spendenbereitschaft der Menschen, die durch die Wirtschaftskrise deutlich abgenommen hat. "Uns fehlen zahlungskräftige Sponsoren und Spenden haben nachgelassen", sagt Ellen Schöffler. Auch im Tierheim Dillingen sieht es nicht besser aus. "Es wird immer weniger gespendet. Viele Menschen haben einfach ihren Dauerauftrag gekündigt. Andere rufen an und sagen, dass sie das Geld dafür nicht mehr haben", sagt Dietmar Schmitt.

Das Geld fehlt dann für teurere Tierarztbehandlungen. "Besonders bei aufwendigeren Behandlungen, wie zum Beispiel Operationen, müssen wir uns vorher überlegen, wie wir das geregelt kriegen", erklärt er. Simone Mai vom Bertha-Bruch-Tierheim berichtet, dass manche Ehepaare, die bisher zweimal den Mitgliedschaftsbeitrag gezahlt hätten, sich das nicht mehr leisten könnten und deshalb ein Beitrag wegfalle. Nicht nur die Geldspenden werden weniger. "Die Futterspenden gehen auch zurück", sagt Ellen Schöffler.

Auch in Zukunft wird sich die Lage nicht entspannen. "Die finanzielle Situation wird nicht leichter", ist sich Dietmar Schmitt sicher.

Die Tierheime sind unter folgenden Telefonnummern erreichbar: Dillingen Tel. (06 83 1) 7 15 52; Saarbrücken Tel. (0 68 1) 5 35 30; Homburg Tel. (0 68 41) 7 94 88 und Merzig-Wadern Tel. (0 68 61) 66 98.

Auf einen Blick

Im Dillinger Tierheim leben zurzeit über 40 Hunde, über 70 Katzen und 16 Kleintiere. Im Saarbrücker Bertha-Bruch-Tierheim gibt es über 100 erwachsene Katzen, mehr als 40 Babykatzen, über 70 Hunde und über 40 Kleintiere. Im Ria-Nickel-Tierheim in Homburg leben zurzeit über 80 Katzen, 42 Hunde und 30 Kleintiere. Der Tierschutzverein Merzig-Wadern beherbergt 15 Katzen, Hunde und Kleintiere gibt es dort nicht. son

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