Gebietsreform Teures Wohlfühl-Miteinander

In unserem Lebensgefühl spielen kleine Einheiten eine große Rolle: Sie tragen dem Bedürfnis nach Nähe, Geborgenheit oder Zuwendung Rechnung. Überschaubare Schulen, Klassen mit wenig Schülern, kurze Wege für kurze Beine stehen auf der Agenda der Prioritäten.

Gebietsreform: Teures Wohlfühl-Miteinander
Foto: SZ/Robby Lorenz

Kehrseite der Medaille sind die Kosten der Kleinheit, die ein gewichtiges Argument sind. So bleibt in der saarländischen Landespolitik der Ruf nach einer neuen Gebiets- und Verwaltungsreform ein Dauerthema, das in steter Regelmäßigkeit wieder auf die Tagesordnung kommt. Nicht nur die Saarbrücker Oberbürgermeisterin Charlotte Britz hält die Forderung nach einer Abkehr von den kostenintensiven Größen wach. Eine damals bejubelte „Jahrhundertreform“ hat schon mal 1973/74 mit einigen Nachbesserungen die kommunale Landschaft völlig umgepflügt.
Auch die kirchlichen Strukturen sind heute vom Zeitgeist-Virus des Spar-Vorrangs befallen. Der Trierer Bischof Stefan Ackermann wird nicht müde, für Großpfarreien zu werben, damit die finanziell belasteten Kirchengemeinden nicht gegen die Wand fahren. Amtsträger aller Ebenen müssen sich aber immer wieder der Entscheidung stellen, ob Veränderungen wirklich im Gesamtinteresse liegen. Und ob das Kostenargument für Reformen wirklich das A und O sein können? Oder darf ein Wohlfühl-Miteinander nicht ruhig auch etwas teurer sein? Gut gemeint, muss nicht immer gut sein.

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