Homo-Ehe „Teile der Union bedienen Ressentiments“

Berlin/Saarbrücken · Erst die zögerliche Zustimmung bei der Rehabilitierung der in der Bundesrepublik wegen ihrer Sexualität verurteilten Homosexuellen, dann das Unisono-Nein im Rechtsausschuss des Bundestages gegen die Ehe für alle: Die CDU/CSU-Fraktion tut sich mit der gänzlichen Gleichstellung Schwuler und Lesben schwer. Erzkonservative Kreise setzten bislang durch, dass Abstimmungen dazu im Bundestag nicht zustande kamen. Doch Kanzlerin Merkel brach das Eis, obwohl sie selbst gegen die Homo-Ehe ist. Nachdem vor kurzem die Parlamentarier verurteilte Schwule rehabilitiert hatten, stimmten dieBundestagsabgeordneten gestern mehrheitlich dafür, homosexuelle Partnerschaften der heterosexuellen Ehe gleichzustellen.

Jörg   Litwinschuh

Jörg Litwinschuh

Foto: S. Bickerich/ADS

Erst die zögerliche Zustimmung bei der Rehabilitierung der in der Bundesrepublik wegen ihrer Sexualität verurteilter Homosexueller, dann das Unisono-Nein im Rechtsausschuss des Bundestages gegen die Ehe für alle: Die CDU/CSU-Fraktion tut sich mit der gänzlichen Gleichstellung Schwuler und Lesben schwer. Insbesondere konservative Kreise setzten bislang durch, dass viele Abstimmungen dazu im Berliner Reichstag erst gar nicht zustandekamen. Trotz des Widerstands jagte jetzt eine Entscheidung die nächste. Nachdem vor kurzem die Parlamentarier verurteilte Schwule rehabilitiert hatten, stimmten sie am Freitag mehrheitlich dafür, homosexuelle Partnerschaften der heterosexuellen Ehe gleichzustellen.

Große Freude darüber bei Jörg Litwinschuh, Vorstand der Bundestiftung Magnus Hirschfeld. „Die rechtliche Gleichstellung der Homosexuellen ist da. Jetzt ist es und heißt es endlich Ehe – für alle, die eine Ehe schließen möchten.“ Bestehende eingetragene Lebenspartnerschaften können nun auf Antrag in eine Ehe umgewandelt werden. Auch Adoption seien jetzt für homosexuelle Paare möglich.

Nur Kirchen und Religionsgemeinschaften halten sich ein Hintertürchen offen, behalten nach wie vor Sonderrechte im Umgang mit Schwulen und Lesben. Sie können nach Ansicht der Schwulen- und Lesbenverbände nach wie vor darüber entscheiden, Menschen in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften nicht zu beschäftigen. Die katholische Kirche gehe aber seit 2015 mit entsprechenden Entlassungen zurückhaltender um.

Dennoch: „Nach der Rehabilitierung der schwulen Männer ist dies eine weitere historische Entscheidung des Deutschen Bundestages“, wertet Litwinschuh.

Ein weiterer Wermutstropfen für den Stiftungschef: Das von Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) initiierte Rehabilitationsgesetz sei kurz vor Abstimmung auf Unionsdruck nochmals verändert worden. So gibt es nur Entschädigung für jene verurteilten Männer, die gleichgeschlechtlichen, einvernehmlichen Sex mit Partnern über dem 16. Lebensjahr hatten. Brisant: Das gesetzliche Schutzalter für Heterosexuelle liegt aber bei 14 Jahren. Bei heterosexuellen Beziehungen sei dies also kein Thema. Litwinschuh wirft den Christdemokraten vor: „Damit bedienen Teile der Union Ressentiments“, dass Schwule einen „Hang zur Pädophilie hätten. Das macht traurig.“

Der Weiskircher Litwinschuh setzt sich mit der Berliner Stiftung seit Ende 2011 gegen Diskriminierung Schwuler, Lesben, Trans- und Bisexueller ein. Deutschlandweit laufen dazu Bildungs- und Forschungsprojekte. Litwinschuh tritt an diesem Sonntag als Redner zum Abschluss der Schwulen- und Lesbenparade in Saarbrücken als Redner auf. Er kommt auf Einladung des veranstaltenden Lesben- und Schwulenverbands (LSVD) Saar

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