Tanz-Choreografie in der Plastik-Flut

"Blue" ist die erste Donlon-Produktion in Saarbrücken, die eine derart klare politische Botschaft hat. Was hat diesen Wandel ausgelöst?Marguerite Donlon: "Blue" ist, nach "Crash" (Ausgesperrte/Flüchtlinge, 2006 mit Helena Waldmann) und "Krieg und Frieden" die dritte Kreation mit klarer politischer Botschaft

"Blue" ist die erste Donlon-Produktion in Saarbrücken, die eine derart klare politische Botschaft hat. Was hat diesen Wandel ausgelöst?Marguerite Donlon: "Blue" ist, nach "Crash" (Ausgesperrte/Flüchtlinge, 2006 mit Helena Waldmann) und "Krieg und Frieden" die dritte Kreation mit klarer politischer Botschaft. Es findet also kein Wandel statt, sondern eine konsequente Weiterführung politischer, gesellschaftsrelevanter Themen in meinen Stücken. Auch andere Produktionen sind aus dem Aufblick auf unsere Zeit, unsere Gesellschaft und den Menschen darin entstanden und vielleicht nur auf den zweiten Blick politisch.

Geht man an eine solche "moralische" Choreografie anders heran als beispielsweise an Romeo & Julia? Wie haben Sie und Ihr Ensemble gearbeitet?

Donlon: "Blue" ist in der kreativen Arbeit vergleichbar mit Stücken wie "Crash", "Casa Azul" u.a. (Handlungsballette gehorchen anderen Gesetzen). Nach umfangreicher Recherche und gemeinsamer Annäherung über Texte und Filme entsteht in der Compagnie ein Zugang zu Inhalt und Problematik. Daraus gestaltet sich das Umsetzen der Choreografie, meine Bewegungssprache gewinnt somit aus dem individuellen Zugang der einzelnen Tänzer und Tänzerinnen.

Ihre Choreografie ist auch ein Appell an unser Umwelt-Gewissen. Was tun Sie persönlich in Ihrem Alltag?

Donlon: "Blue" ist auch ein Appell, seine Gewohnheiten und die durch Politik und Wirtschaft vorgegebenen Tatsachen zu hinterfragen und zu ändern. Haben Sie einmal probiert, im Supermarkt einzukaufen, ohne mit Plastik nach Hause zu kommen? Haben Sie sich einmal gefragt, ob Plastik einen Wert für Sie hat? Seit Beginn der Arbeit fallen mir täglich Missstände auf, und ich bemühe mich in meinem persönlichen Alltag um Verbesserung derselben.

Hat sich Ihre Einstellung zur Umwelt und zur Welt allgemein geändert seit Sie ein Kind haben?

Donlon: Selbstverständlich. Ich genieße die Ruhe und die frische Luft um 6 Uhr morgens. . . Aber im Ernst: Ich habe begonnen, die Wirkungen von Umweltfragen, Bildungsdiskussionen und Finanzspekulationen auf lange Sicht zu denken; das Ergebnis ist oftmals beängstigend. Die Fragen meiner Tochter sind nicht immer leicht zu beantworten.

Wird es künftig öfter eine politische Donlon geben?

Donlon: Es ist Teil meiner Arbeit und wird es bleiben. Wie es genau aussieht, und welche Form es nimmt kann ich noch nicht sagen.

 Tänzerin Liliana Barros "schwimmt" durchs Plastik-Meer. Foto: VA

Tänzerin Liliana Barros "schwimmt" durchs Plastik-Meer. Foto: VA

Die Premiere am 27. Oktober ist ausverkauft. Die nächste Vorstellung ist am 1. November, 19.30 Uhr, im Staatstheater. Tel. (06 81) 3 09 24 86.

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