Talentiert auf alten Tröten

Saarbrücken/Völklingen. "Ich bin Trötenkaufmessie" lacht Sandra Sinsch. Mit Tröten sind Barock-Oboen beziehungsweise deren Nachbauten gemeint, denen Sinsch, Spezialistin für alte Musik, einfach nicht widerstehen kann. Keine Liebe aufs erste Hören, erzählt die gebürtige Saarbrückerin, Jahrgang 1977. Die Leidenschaft für "normale" Oboe entwickelte sich dagegen schon früh

 Sandra Sinsch und eine ihrer geliebten Barock-Oboen. Foto: Dietze

Sandra Sinsch und eine ihrer geliebten Barock-Oboen. Foto: Dietze

Saarbrücken/Völklingen. "Ich bin Trötenkaufmessie" lacht Sandra Sinsch. Mit Tröten sind Barock-Oboen beziehungsweise deren Nachbauten gemeint, denen Sinsch, Spezialistin für alte Musik, einfach nicht widerstehen kann. Keine Liebe aufs erste Hören, erzählt die gebürtige Saarbrückerin, Jahrgang 1977. Die Leidenschaft für "normale" Oboe entwickelte sich dagegen schon früh. Als Kind wurde Sinsch mit Serge Prokofjews "Peter und der Wolf" konfrontiert und war sofort vom Klang der Ente, also der Oboe, begeistert. Ein Jugend-Musiziert-Kind war sie nie, aber bereits mit 14 Jahren Jungstudentin an der Staatlichen Hochschule für Musik Mannheim. Gleich nach dem Abitur hatte sie ihr erstes Engagement im Staatsorchester Rheinische Philharmonie und war danach Solo-Oboistin bei der Neuen Philharmonie Westfalen. Aber: "Ich wollte Oboistin sein, keine Orchestermusikerin!" erzählt Sinsch, die allgemein unter "Mangel an kreativem Gestaltungsspielraum in Kulturorchestern" leidet und sich besonders im Orchesterrepertoire ab etwa 1830 sowieso nicht mehr wohl fühlt. Als sie 2004 in Basel die historische Aufführungspraxis für sich entdeckte, "fühlte sich das an, als ob ein Schalter umgelegt worden sei". Es folgte eine intensive Ausbildung auf historischen Oboen. Konsequent verkaufte Sinsch alle "neuen" Oboen, um nur noch auf ollen Tröten zu spielen. Bereut hat sie es nicht: Als Solo-Oboistin musizierte sie unter Philippe Herreweghe und wirkte bei diversen Rundfunk- und CD-Produktionen mit; sie war u.a. Preisträgerin des Wettbewerbes der Yamaha Music Foundation of Europe und erhielt 2007 einen Förderpreis im Alte Musik-Wettbewerb des Saarländischen Rundfunks (SR). Als freiberufliche Oboistin auf barockem, klassischem und frühromantischem Instrumentarium ist Sinsch heute mit renommierten Formationen wie unter anderem Le Concert Lorrain und Lauttencompagney Berlin unterwegs. Neben ihrer Konzerttätigkeit arbeitet Sinsch außerdem als freie Journalistin, etwa für die Saarbrücker Zeitung und Musikfachzeitschriften. Und sie ist Mitglied im international besetzten Pera Ensemble, das nach einem Stadtteil Istanbuls benannt ist. Schon während des Studiums spürte Sinsch türkischen Einflüssen auf die europäische Kunstmusik nach - am Istanbuler Konservatorium verfasst sie gerade ihre Doktorarbeit über den Einfluss türkischer Instrumentalensembles in Deutschland. Nun hat Sinsch auf Anfrage der Kölner Philharmonie ein Musikmärchen für Kinder geschrieben. Uraufgeführt wird es im Rahmen der Völklinger Konzertreihe Concertare, wo Sinsch in diesem Jahr erstmals dem Initiator Rudolf Altmeyer bei der Organisation und künstlerischen Leitung zur Seite steht. "Ich finde es wichtig, dass man Kindern Geschichten erzählt!", meint Sinsch. Ihr Musikmärchen "Kaffee für den König" über Kaffee, Gastfreundschaft und Istanbul handelt vom Sich-Wiederfinden im Fremden und Vertrauten und verbindet das mit einer kleinen Instrumentenkunde, die klassisches und türkisches Instrumentarium nebeneinander stellt. Es erklingt Musik von Lully, Couperin, Vivaldi, Tanburi Mustafa Çavus, Dede Efendi und Sultan III; die szenische Umsetzung übernimmt der junge türkische Schauspieler Emre Akal aus Köln. kek"Kaffee für den König": Samstag, 11. September, 14 Uhr, Kulturhalle Völklingen-Wehrden. Eintritt frei. www.concertarevk.de

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