Tagespflege für den Nachwuchs

St. Wendel. Josef Hecken interessiert sich für die Lebenshilfe St. Wendel. Daran hat auch seine Berufung als Staatssekretär ins Bundesgesundheitsministerium nach Berlin nichts verändert. Jetzt besuchte er die Lebenshilfe, um sich über den aktuellen Stand des Aktionsprogrammes "Kindertagespflege im Landkreis St. Wendel" zu informieren. Der Landkreis St

St. Wendel. Josef Hecken interessiert sich für die Lebenshilfe St. Wendel. Daran hat auch seine Berufung als Staatssekretär ins Bundesgesundheitsministerium nach Berlin nichts verändert. Jetzt besuchte er die Lebenshilfe, um sich über den aktuellen Stand des Aktionsprogrammes "Kindertagespflege im Landkreis St. Wendel" zu informieren. Der Landkreis St. Wendel ist einer von 160 Modellstandorten in Deutschland, die sich den quantitativen und qualitativen Ausbau der Kindertagespflege zum Ziel gesetzt haben. Bundesweit sollen bis zum Jahr 2013 für 35 Prozent aller Kinder unter drei Jahren Betreuungsplätze in Kindertageseinrichtungen zur Verfügung stehen. Seit Februar ist die Lebenshilfe als Kooperationspartner mit dabei. Drei Mitarbeiterinnen des Kreis-Jugendamtes und vier Mitarbeiterinnen der Lebenshilfe arbeiten im Kindertagespflegeteam eng zusammen. Die beiden Diplom Sozialpädagoginnen Eva Latsch (Landkreis) und Kirsten Frensch (Lebenshilfe) führen das Team. Seit August werden vom Landkreis 14 Frauen zur Tagespflegerin ausgebildet. Diese Qualifizierung umfasst 160 Stunden und endet im Januar. Für Staatssekretär Hecken ist diese lange Ausbildung ein Unding: "Eine 160-Stunden-Ausbildung für Leute, die bereits Kinder großgezogen haben, geht an der real existierenden Welt vorbei. Das, was gefordert wird, ist total überzogen. Auch, wenn ich jetzt mein eigenes Ministerium beschimpfe, das ist doch gaga." Lebenshilfe-Geschäftsführer Hermann Scharf kritisierte ebenfalls die hohen behördlichen Hürden für künftige Tagespflegepersonen: "Es fehlen viele Pflegepersonen und gleichzeitig gibt es viele unversorgte Kinder. Nicht nur in der Kinderkrippe haben wir bei der Lebenshilfe lange Wartezeiten." Landrat Udo Recktenwald sieht in dem laufenden Modellprojekt "einen Anfang, den wir weiter ausbauen möchten". Was auch bitter nötig sei, denn allein im Landkreis St. Wendel fehlten derzeit rund 400 Tagespflege-Plätze. Josef Hecken sieht wenig Alternativen zum Aktionsprogramm Kindertagespflege: "Über Infrastrukturmaßnahmen wie Hortplätze ist die Kindertagespflege gar nicht finanzierbar. Wir müssen mehr Tagespflegepersonen im privaten Bereich ausbilden und diese Leute bei Laune halten. Mit staatlichen Angeboten kriegen wir die 35 Prozent nicht hin." Vera Meyer, Leiterin des Kreisjugendamtes, unterstützte ihn: "Eine adäquate finanzielle Vergütung der Tagespfleger muss gewährleistet sein. Wir brauchen jetzt ein Konzept, das genau auf die Bedürfnisse im Landkreis St. Wendel zugeschnitten ist. An uns treten viele berufstätige Eltern heran, die die Tagespflege ihrer Kinder allein nicht finanzieren können." red

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