Synagogengemeinde kritisiert Gedenk-Verein

Saarbrücken. Die Synagogengemeinde Saar hält den Verein "DenkmalMit!", der unter anderem "die Geschichte der jüdischen Gemeinde aufarbeiten und an deren Mitglieder erinnern" will (die SZ berichtete), für überflüssig

Saarbrücken. Die Synagogengemeinde Saar hält den Verein "DenkmalMit!", der unter anderem "die Geschichte der jüdischen Gemeinde aufarbeiten und an deren Mitglieder erinnern" will (die SZ berichtete), für überflüssig. "Es bedarf keines Vereins, um die Erinnerung an ehemalige Juden in Stadt und Land wachzuhalten, dies kann die Synagogengemeinde Saar schon selbst und braucht keinen konkurrierenden Verein, der es übrigens bis heute nicht für nötig befunden hat, sich offiziell mit der Synagogengemeinde Saar in Verbindung zu setzen", schreibt der Vorstandsvorsitzende der Synagogengemeinde, Richard Bermann, in einem Brief an die SZ.Der Verein werde nicht nur nicht gebraucht, er mische sich auch in Aktivitäten der Synagogengemeinde ein und erwecke damit den Eindruck, selbst ein wichtiges Projekt der Saarbrücker Juden zum Erfolg zu führen. Es geht um die Benennung einer Straße oder eines Platzes nach dem ehemaligen Rabbiner Friedrich Schlomo Rülf.Als der Verein in einem Brief an Bezirksbürgermeisterin Christa Piper um die Benennung einer Straße nach Schlomo Rülf gebeten habe, sei die Sache längst am laufen gewesen, schreibt Bermann. Zusammen mit der Christlich-Jüdischen Arbeitsgemeinschaft Saar habe die Synagogengemeinde zu diesem Zeitpunkt bereits ein entscheidendes Gespräch mit Piper geführt. Im Bezirksrat Mitte habe es dann Mitte Juni Zustimmung zu der in Gespräch mit Piper besprochen Lösung des Problems gegeben: Der geplante Platz und die Treppe an der Wilhelm-Heinrich-Brücke/Berliner Promenade sollen nach Rülf benannt werden. Auch Baudezernentin Rena Wandel-Hoefer habe keine Bedenken. Die Synagogengemeinde geht daher davon aus, der Bezirksrat in seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause Anfang September einen formalen Beschluss fasst und damit "diese alte Forderung der Synagogengemeinde Saar" erfüllt. Die "Trittbrettfahrerei" des "DenkmalMit!"-Vereins und dessen Vorsitzenden, Richard Borg, brauche man dabei nicht. Es scheint die Person Richard Borg zu sein, die das Miteinander von Verein und Synagogengemeinde offenbar unmöglich macht. Borg war selbst neun Jahre lang Vorsitzender der Synagogengemeinde. Im April trennten sich die Wege. Er sei von seinem Amt zurückgetreten, teilte Borg damals mit. Borg sei bereits am Abend vor seinem Rücktritt abgewählt worden, teilte die Gemeinde mit. "Wir wollen in keinster Weise Konkurrenz sein. Wir wollen für alle Bürger offen sein, die womöglich mit Relegion nichts zu tun haben", sagte Borg gestern. Von den über 20 Mitgliedern des Vereins seien die allerwenigsten Juden. Man arbeite ganz gezielt nicht mit andern Organisationen zusammen, sondern spreche "ganz gezielt nur Einzelpersonen" an. "DenkmalMit!" sei ein "Verein von Bürgern für Bürger". Borg: "Und um das Geschichtsbewusstsein in der Bevölkerung kann sich ja nicht nur eine Organisation kümmern." "Die Synagogengemeinde braucht keinen konkurrierenden Verein."Richard BermannMeinung

"DenkmalMit!" soll nachdenken

Von SZ-RedakteurMartin Rolshausen Dass sich ein Verein gründet, der die Geschichte der jüdischen Gemeinde mit Hilfe des Stadtarchivs aufarbeiten will, ist gut. Denn nur wer die Geschichte kennt, kann aus ihr lernen. Dass dieser Verein dabei an der Synagogengemeinde vorbeiarbeitet, ist mehr als merkwürdig. Denn auch wenn sich "DenkmalMit!" als unabhängiger Bürgerverein versteht: Es wäre wichtig und guter Stil gewesen, direkt das Gespräch mit der Gemeinde zu suchen. So wie es jetzt läuft, schadet der gescheiterte Gemeinde- und jetzige Vereinsvorsitzende Richard Borg der guten Sache.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort