Debatte um Zirkustiere Streit um Tierschutz vor Saarland-Premiere des Circus Krone

Saarbrücken · Vor der Premieren-Vorstellung des Münchener Circus Krone am Donnerstagnachmittag (15.30 Uhr) auf dem alten Saarbrücker Messegelände stehen die Haltungsbedingungen für die dressierten Löwen, Tiger und Elefanten im Mittelpunkt einer teils scharf geführten Auseinandersetzung.

 Ein Elefant steht auf den Hinterbeinen – Tierschützer kämpfen gegen solche Aufführungen.

Ein Elefant steht auf den Hinterbeinen – Tierschützer kämpfen gegen solche Aufführungen.

Foto: picture alliance / dpa/Tobias Hase

Der Saarbrücker Stadtrat hatte kürzlich eine Resolution zum Wildtierverbot in Zirkussen beschlossen.

„Wildlebende Tierarten leiden unter der Zirkushaltung erheblich“, erklärte Torsten Reif, Grünen-Fraktionschef im Stadtrat, in dem Rot-Rot-Grün die Mehrheit hat. Diese Auffassung verträten nicht nur die Grünen, sondern auch zahlreiche Bürger sowie fachkundige Vereinigungen wie die Bundestierärztekammer. Zudem liege mittlerweile der dritte Bundesratsbeschluss für ein Verbot der Wildtierhaltung in Zirkussen vor. „Wir setzen alles daran, dass solche Vorstellungen wie die des Circus Krone künftig in der Landeshauptstadt nicht mehr stattfinden dürfen“, sagte Reif. Der Stadtrat habe die Stadtverwaltung damit aufgefordert, in der Frage des Wildtierverbots auf die Landesregierung und den Deutschen Städtetag einzuwirken. Die Tierrechtsorganisation Peta begrüßte den Versuch des Saarbrücker Stadtrats, ein Verbot von Zirkusbetrieben mit Wildtieren zu erwirken.

Diese Resolution hat den Verband Deutscher Circusunternehmen auf den Plan gerufen. Der Zusammenschluss, in dem 46 Betriebe organisiert sind (unter anderem Circus Flic Flac, Zirkus Charles Knie, Circus Paul Busch und Circus Althoff), attackiert in einer Stellungnahme die Kommunalpolitiker. Die Rede ist von „einer fragwürdigen, sehr populistischen und grundrechtswidrigen Hetzerei“. Es existierten nach wie vor keinerlei Beweise dafür, dass Wildtiere im Zirkus „systemimmanent“ gequält würden oder dort generell schlechter lebten als anderswo. „Was allerdings leider immer öfter in Deutschland auffällt, ist die erschreckende Unwissenheit der Hetzer und Indoktrination mit bösen Lügen zum Thema Tiere im Circus, die nichts mit der Realität zu tun haben“, heißt es in dem Schreiben. Ein Wildtierverbot wäre aus Sicht der Zirkus-Unternehmen „ein weiterer Sieg für fanatische Vegan-Ideologen, die letztlich allgemein jegliche Tierhaltung und Nutzung abschaffen wollen“. Der Circus-Krone-Tiertrainer Martin Lacey hatte im Interview mit der Saarbrücker Zeitung erst kürzlich gesagt: „Das Publikum kann bei uns sehen, wie gut wir unsere Tiere behandeln.“

Der Vorstandsvorsitzende der Tierschutzstiftung Saar, Andreas Schneiderlöchner, sagte der SZ auf Anfrage, dass sich die Stiftung nicht zu den Haltungsbedingungen für die Tiere im Circus Krone äußern werde. Der Zirkus aus München mit hundertjähriger Geschichte gastiert bis zum 4. Juni am Saarbrücker Schanzenberg. Mit im Programm sind Dressurnummern, bei denen Großkatzen wie Löwen und Tiger, aber auch Afrikanische Elefanten zu sehen sind.

Der Merziger Rechtsanwalt Schneiderlöchner, der auch Präsident des Fischereiverbandes Saar ist, vertrat gegenüber der SZ seine persönliche Meinung, dass die Zirkusse mit ihren Bestandstieren zunächst weiterarbeiten sollten. Es gehe dabei um die Berufsfreiheit. Dennoch müsse der Gesetzgeber tätig werden, damit die Tierhaltung in den Zirkussen auslaufe. Vor allem bei kleineren Wanderzirkussen habe er erhebliche Bedenken, ob diese eine artgerechte Haltung der Tiere gewährleisten könnten.

Unterdessen kündigte Rolf Borkenhagen, Vorstandsmitglied des Vereins Tierbefreiungsoffensive Saar, zwei Protestveranstaltungen vor dem Circus Krone am kommenden Samstag an. Demnach soll es von 14 bis 15.30 Uhr und von 18 bis 19.30 Uhr zwei Mahnwachen geben. Das Motto lautet „Für einen Zirkus ohne Tiere und gegen jegliche Ausbeutung“.

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