Initiative „Kirchengemeinde vor Ort“ protestiert Kritiker der Pfarreien-Reform wollen im Mai in Rom klagen

Quierschied · Initiative „Kirchengemeinde vor Ort“ sieht in Bischof Stephan Ackermann den „letzten absolutistischen Herrscher“ der Region Saarland/Rheinland-Pfalz.

 Eine Protest-Kundgebung der Initiative „Kirche vor Ort“ in Trier im Oktober 2018

Eine Protest-Kundgebung der Initiative „Kirche vor Ort“ in Trier im Oktober 2018

Foto: dpa/Harald Tittel

Harald Cronauer aus Quierschied, Saar-Sprecher der Ini­tiative „Kirchengemeinde vor Ort“ im katholischen Bistum Trier, hat die gestern von Bischof Stephan Ackermann vorgestellten Pfarreien-Reformpläne scharf verurteilt. „Das ist ein Freibrief für die Schließung von Kirchen und Pfarrheimen“, sagte Cronauer. Die Gremien vor Ort in den jetzt noch bestehenden 887 Kirchengemeinden des Bistums Trier würden „zerschlagen“, sagte Cronauer. Die Initiative „Kirchengemeinde vor Ort“ vertritt nach eigenen Angaben ein knappes Drittel der Kirchengemeinden und hatte ihren Protest gegen Ackermanns Pläne im vergangenen Oktober bei einer Demonstration in Trier, an der etwa 1500 Katholiken teilnahmen, auf die Straße gebracht.

Nach den Plänen von Bischof Ackermann sollen in 35 Großpfarreien, davon zehn im Saarland, die Aufgaben der Priester und Gemeindemitglieder gebündelt werden. „Saarbrücken wird zur größten Pfarrei Deutschlands mit 100 000 Gläubigen“, sagte Cronauer, der Anfang der 1990er Jahre Saar-FDP-Chef war.  Im Saarland gibt es etwa 60 Prozent Katholiken in der Bevölkerung, was im Ländervergleich der höchste Prozentsatz in Deutschland ist, vor Bayern, wo 51 Prozent katholisch sind.

Cronauer verwies auf das Beispiel des Bistums Essen, wo der Reformprozess schon länger im Gange sei. Dort sollten von 270  Kirchen noch 90 bestehen bleiben, der Rest werde verkauft oder abgerissen. „Die Synode hat die Pfarreienauflösung nicht beschlossen“, betonte Cronauer. Die Synode habe 60 Pastoralräume empfohlen, nicht 35 XXL-Pfarreien. „Mammutpfarreien schrecken ab, das kirchliche Leben vor Ort stirbt“, sagte Cronauer. In Luxemburg zeige sich das Ergebnis der Bildung von Großpfarreien bereits überdeutlich: Es gebe dort weniger Sternsinger, weniger Messdiener und weniger Kirchenbesucher.

Ackermann gehe es um die Sicherung seiner Macht und des Vermögens der Pfarreien. Der Bischof habe die Synode als eine Art Feigenblatt für seine Pläne benutzt. Zudem verfolge Ackermann Pläne, die Dienstzeit der Pfarrer auf fünf Jahre zu begrenzen. „Das ist alles ein Rückschritt hinter die Demokratisierung der katholischen Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil“, betonte Cronauer. Das Konzil hatte in den 1960er Jahren auf Initiative von Johannes XXIII. und seines Nachfolgers Paul VI. vor allem den bis dahin gegenüber dem Klerus  fast rechtlosen Laien mehr Mitgestaltungsmöglichkeiten eingeräumt. „Ackermann ist im Grunde der letzte absolutistische Herrscher in der Region Saarland/Rheinland-Pfalz“, so Cronauer.

Nach den dem im Mai erwarteten Errichtungsdekret für die ersten XXL-Pfarreien wolle die Initiative zusammen mit Luxemburger Bistumskritikern vor den vatikanischen Institutionen in Rom klagen, kündigte Cronauer an.

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