Streit um Kurbad, Strom und neue Geldquellen

Grillwetter, Fußball, Feiertag in Sicht: ein Abend, wie geschaffen zum Ausspannen. Genau das taten am Mittwoch viele Kleinblittersdorfer erst einmal nicht. Sie wollten Politikern leidenschaftlich die Meinung sagen. Rund 150 Gäste nutzten den Abend, um im Roten Hahn mit den drei Bürgermeisterkandidaten über den richtigen Kurs für Kleinblittersdorf zu streiten

Grillwetter, Fußball, Feiertag in Sicht: ein Abend, wie geschaffen zum Ausspannen. Genau das taten am Mittwoch viele Kleinblittersdorfer erst einmal nicht. Sie wollten Politikern leidenschaftlich die Meinung sagen. Rund 150 Gäste nutzten den Abend, um im Roten Hahn mit den drei Bürgermeisterkandidaten über den richtigen Kurs für Kleinblittersdorf zu streiten. Der von der CDU unterstützte parteilose Amtsinhaber Stephan Strichertz, Sozialdemokrat Bernd Dick und der Grüne Günter Melchior stellten sich den Bürgern. Martin Rolshausen (SZ) und Gabor Filipp (SR) moderierten die zweistündige Diskussion.Das große Thema des Abends: die Zukunft der Gemeinde. Und dazu gehört das Kurgebiet. Bürgermeister Strichertz sagte nach einem Streifzug durch die lange Vorgeschichte des Heilbades: "Das ist eine Plattform für 200 qualifizierte Arbeitsplätze im touristischen und medizinischen Bereich. Wir wollen 2011 in die Fluten eintauchen, aber bis dahin ist noch viel zu tun." Konkurrent Dick will eine enge Verbindung von Kurgebiet und Gemeinde. "Wir haben noch Hausaufgaben zu erledigen. Es kann nicht sein, dass ein Manager montags ins Thermalbad kommt und freitags abreist, ohne Kaufkraft hier zu lassen." Grünenkandidat Melchior sagt, der Gemeinderat habe längst Gestaltungsmöglichkeiten aufgegeben. "Unsere zehnseitige Stellungnahme zum Bebauungsplan griff der Rat nicht auf. Jetzt haben die Investoren das Sagen." Was wo in der Gemeinde in erneuerbare Energiequellen investiert werden soll, war ein weiteres großes Thema. Martin Rolshausen war "erstaunt, wie heftig hier über Energie diskutiert wird". Darauf Melchior: "Das ist der miserablen Kommunikation geschuldet." Er fordert, "vorbelastete Flächen und Bebauungsplan-Flächen zu nutzen, wie es in allen Gesetzen vorgesehen ist. Solaranlagen auf Freiflächen bringen nichts".Strichertz sagte einerseits: "Ich war noch nie auf die Freifläche fixiert." Gab aber zu bedenken: "Der Antrag von Ökostrom Saar für eine Fläche auf dem Hartungshof bezieht sich auf ein Projekt, an dem sich die Bürger beteiligen können." Bernd Dick listete Alternativen auf. Er nannte Dächer und Gemeindegelände, und er forderte einen runden Tisch für Standortentscheidungen. Außerdem will er wissen, was die Menschen in Bliesransbach, dem meistgenannten Standort, wollen: "Wir müssen den Bürgerwillen erforschen, das ist bis heute nicht geschehen. Wir sollten die Bliesransbacher befragen. Was sie wollen, das sollen sie dann haben." Manfred Göppel von der Initiative Gegenwind sieht bei den Standorten ein Ungleichgewicht. "86 Prozent der Freiflächen liegen in Bliesransbach, nur 14 Prozent in Auersmacher. Warum?" Wie sich mit Energie Geld machen lässt, glaubt Melchior zu wissen. Die Basis sei ein überwiegend vom Bund bezahltes Konzept. Nächster Schritt: "Die Gemeinde soll die Netze zurückkaufen. Für diese rentierliche Investition kann auch eine verschuldete Gemeinde Kredite aufnehmen." Strichertz hielt ihm entgegen: "Sie lassen sämtliche Risiken außer Acht. Es gibt unendlich viele Prozesse um den Wert der Netze. Das kann die Existenz einer Kommune in Frage stellen." Einer Kommune, die mit gut 20 Millionen Euro verschuldet sei. "Aber nach der Finanzplanung von 2001 wären wir heute schon bei 35 Millionen." Wobei Werner Bohrer aus dem Saal einwarf, das Personal beim Sozialamt sei ja nicht eingespart, sondern um den Preis einer höheren Umlage zum Regionalverband ausgelagert worden. "Wie soll die Zukunft Kleinblittersdorfs zwischen Saarbrücken und Frankreich aussehen?", wollte Moderator Rolshausen wissen. Bernd Dick dazu: "Wir müssen junge Eltern an die Obere Saar holen und den Familien ein komplexes Angebot machen." Melchiors Visionen? Wiedergeöffnete Grundschulen in Bliesransbach und Sitterswald als Teil der "Wohn-, Erlebnis- und Erholungsgemeinde Kleinblittersdorf". Seine Devise: "Wir müssen mit dem Bestand arbeiten, den wir haben." Was Dick - mit Blick aufs Geld - ähnlich sieht. Er will die Gemeinde-Immobilien besser vermarkten, um an Einnahmen zu kommen. Strichertz möchte, um noch Spielräume zu schaffen, eine Bürgerstiftung für kommunale Projekte ins Leben rufen, wie es sie in Bayern und Baden-Württemberg gebe. Die Bürger nahmen die Ideen nachdenklich mit nach Hause. Dort blieb noch Zeit zum Grillen. Oder zur zweiten Halbzeit von Bremen gegen Donezk. "Das ist eine Plattform für 200 qualifizierte Arbeitsplätze im touristischen und medizinischen Bereich." Bürgermeister Stephan Strichertz über das Kurbad"Ich werde die Landesregierung unter Druck setzen, dass die Grundschulen in Bliesransbach und Sitterswald wieder geöffnet werden." Günter Melchior"Sie lassen sämtliche Risiken außer Acht. Das kann die Existenz einer Kommune gefährden." Strichertz zu Melchiors Vorschlag, Versorgungsnetze zurückzukaufen"Ich glaube nicht, dass irgendein Bürgermeister in der Lage ist, diesen Systemfehler zu korrigieren." Günter Melchior zur Verlagerung von Ausgaben auf die Kommunen"86 Prozent der Freiflächen liegen in Blies- ransbach, nur 14 Prozent in Auersmacher. Warum?"Manfred Göppel zu möglichen Standorten für ein Solarkraftwerk"Wir sollten die Bliesransbacher befragen. Was sie wollen, sollen sie haben." Bernd Dick zur Solaranlage auf dem Hartungshof"Es kann nicht sein, dass ein Manager montags ins Thermalbad kommt und freitags abreist, ohne Kaufkraft hier zu lassen." Bernd Dick

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