Abholzen im Wald Streit um Baumfällmaschinen im Wald

Saarbrücken/Siersburg · Geht es um Sicherheit bei der Holzernte oder ums Streichen von Waldarbeiterstellen? Waldbesitzer beziehen Stellung.

 Ein Holz-Harvester erntet in einem Wald der Bayerischen Staatsforsten bei Schnaitenbach ganze Bäume. Im Saarland ist der Harvester-Einsatz umstritten.

Ein Holz-Harvester erntet in einem Wald der Bayerischen Staatsforsten bei Schnaitenbach ganze Bäume. Im Saarland ist der Harvester-Einsatz umstritten.

Foto: picture-alliance/ dpa/Bayerische Staatsforsten

Die Holzernte in den saarländischen Wäldern ist jetzt in vollem Gang. Überall stapeln sich an den Rändern der Waldwege die Stapel mit den Stämmen, die glatt geschrubbt und von Astwerk befreit auf den Abtransport durch die Holzeinkäufer bereitliegen. Der Saarforst-Landeschef Hans-Albert Letter hatte bereits im September eine „Charme-Offensive“ ausgerufen, um Jogger, Wanderer und Hundeführer um Verständnis für die teils umgepflügten und länger gesperrten Waldwege zu bitten.

Die hohe Beanspruchung der Waldwege ist neben den Tiefladern für den Abtransport im Wesentlichen auch auf den Einsatz der so genannten Großerntemaschinen, der Harvester, zurückzuführen. Um den Harvester-Einsatz ist jedoch ein Streit unter den führenden Wald-Experten im Saarland entbrannt. „Die Harvester sind für sichere Waldarbeit da und nicht, um Arbeitsplätze wegzurationalisieren“, sagte der frischgebackene Chef des saarländischen (Privat-)Waldbesitzerverbands und der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Saar, Michael Klein. Klein hatte kürzlich den größten saarländischen Waldbesitzer Wendelin von Boch (etwa 1000 Hektar Wald) an der Spitze des Verbands abgelöst und ist zudem Vorgänger von Letter an der Spitze des Saarforst-Landesbetriebs.

Der Christdemokrat aus Siersburg, dessen Familie ebenfalls über einen stattlichen Waldbesitz verfügt, grenzte sich mit seiner Äußerung klar von dem ehemaligen Staatssekretär im Umweltministerium, dem Grünen-Fraktionschef im Merziger Stadtrat Klaus Borger ab. Borger hatte Klein während der Jamaika-Regierung von seinem Saarforst-Posten entbunden und auf eine Referenten-Stelle für Nachhaltigkeit im Ministerium versetzt. Jetzt ist Borger Chef der Forstbetriebsgemeinschaft Saar-Hochwald, eines an Mitgliedern kleineren Konkurrenzbetriebs von Klein. Borger hatte kürzlich der SZ gesagt: „Die Verantwortlichen des Saarforsts sollten sich um Seriosität bemühen und keine Nebelkerzen zünden. Die Baumvollerntetechnik, sogenannte Harvester, werden einzig und allein dazu eingesetzt, Waldarbeiterstellen wegzurationalisieren.“

Klein erklärte, dass die Rückepferde im Wald bei der Holzernte „schnell am Limit“ seien. „Da steckt mir zu viel Ideologie drin“, betonte der 66-jährige Wald-Experte aus Siersburg, der als Beamter im Ruhestand ist. Schließlich habe auch die Einführung der Kettensäge dereinst zigtausende Arbeitsplätze im Forst gekostet. Man habe die Harvester nach den großen Orkanen Wiebke und Vivien in den 1990er Jahren vermehrt in Deutschland eingesetzt, um weitere Tote bei der Holzernte der kreuz und quer durcheinander liegenden Baumstämme zu vermeiden.

Zudem würden die Harvester schonend eingesetzt. Die Äste von den abgeschnittenen Bäumen würden auf den Rückegassen ausgelegt, so dass eine Reisigmatte entstehe, die eine zu große Bodenverdichtung durch die Großerntemaschinen verhindere.

Die FBG Saar von Klein hat nach dessen Angaben etwa 500 Mitglieder und 7000 Hektar Waldfläche. „Der Wertbringer ist das Nadelholz“, erklärte Klein. Fichten bräuchten zur Reife etwa 70 bis 80 Jahre. „Probleme bereiten uns die Granatsplitter aus dem Zweiten Weltkrieg in den Stämmen“, betonte Klein. Dadurch würden zum einen Geräte bei der Ernte beschädigt, zum anderen stellten die Holzkäufer aus der Industrie Regressforderungen.

 Michael Klein, 66, Chef der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Saar und des Waldbesitzerverbands.

Michael Klein, 66, Chef der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Saar und des Waldbesitzerverbands.

Foto: BeckerBredel

Zum Streit um die naturnahe Waldwirtschaft erklärte Klein, dass die FBG Saar das PEFC-Zertifikat habe. Das von Borger favorisierte Naturland-Zertifikat sei „ganz streng“. „Doch der Markt zahlt ihnen das nicht, wenn sie strengere Richtlinien anlegen“, sagte Klein.

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