Stören die Windräder in Bous das Weltkulturerbe-Bild?

Völklingen/Bous · Das Landesamt für Umwelt und Arbeitsschutz (LUA) hatte im Dezember 2016 alle Hände voll zu tun. Genehmigungsanträge für Windparks lagen zur Prüfung auf dem Tisch. Und mussten bis Silvester beschieden werden - denn mit dem Jahreswechsel änderten sich von Gesetzes wegen die Förder-Bedingungen für Windkraftanlagen.

Fast auf den letzten Drücker, am 30. Dezember, erteilte das LUA die Genehmigung für den Windpark Bous. Der macht derzeit viel Wind in den Nachbarkommunen Püttlingen und Völklingen. Er liegt nämlich näher an deren Wohngebieten als an den Bouser Siedlungsbereichen. Und Völklinger wie Püttlinger wurden völlig überrascht von den Vorbereitungsarbeiten für den Windrad-Bau: Seit Wochen lässt die Firma Dunoair, die den Windenergiepark bauen will, dort Wald roden. Doch Informationen für die Verwaltungen und die Bürger gab es nicht.

Wie nahe rücken die auf Bouser Bann geplanten Windräder den Völklingern? Aus dem Rathaus der Hüttenstadt gab es mittlerweile Auskunft. 860 Meter betrage der Abstand zu den nächstgelegenen Häusern auf der Röchlinghöhe, teilte Stadtpressesprecher Uwe Grieger mit. Und 810 Meter seien die Windräder von der Bebauung auf dem Kreuzberg entfernt. Gemessen allerdings von den Windrad-Masten aus - maßgeblich ist nach der einschlägigen Rechtsprechung aber die Distanz zur Rotorspitze.

Die Rotoren, mit denen Dunoair rechnet, haben einen Radius von 58 Metern. Den muss man abziehen von den städtischen Angaben, kommt also auf 802 Meter zur Röchlinghöhe und nur 752 Meter zum Kreuzberg. Im Regionalverband ist Letzteres zu wenig, dort wurde der Vorsorge-Abstand zwischen Windrädern und Siedlungen auf 800 Meter festgelegt. Gilt das auch hier? Nein, sagt die Völklinger Verwaltung zur SZ-Frage nach der Rechtslage. Weil die Windräder auf Bouser Bann gebaut werden sollen und der Bouser Flächennutzungsplan - trotz Völklinger Einspruch - nur 650 Meter Distanz vorschreibe, gebe es keine rechtliche Handhabe, den 800-Meter-Abstand durchzusetzen. Damit Dunoair bauen kann, braucht die Firma Völklinger Unterstützung. Die Stadt besitzt drei kleine Waldgrundstücke, Flächen auf Bouser Bann, unter anderem ein Stück Weg.

Per Gestattungsvertrag soll das Wind-Unternehmen diese Flächen nutzen dürfen. Das aber, betont Grieger, sei noch nicht beschlossen; der Vertrag, im Entwurf fertig, müsse erstmal im Stadtrat diskutiert werden. Erlaubt habe Völklingen den Windpark-Leuten einzig, 13 Völklinger Bäume zu fällen. Denn für Rodungsarbeiten gilt eine strenge Naturschutz-Frist, sie müssen vor Beginn der Brut- und Setzzeit am 1. März abgeschlossen sein. Und mit dem Roden hat Dunoair einfach schon mal angefangen - obwohl die Genehmigung für das gesamte Windpark-Projekt noch gar nicht endgültig ist. Das LUA habe in seinen Bescheid eine "aufhebende Bedingung" hineingeschrieben, erläutert Sabine Schorr, Pressesprecherin des Umweltministeriums, auf SZ-Nachfrage: "Für die endgültige Genehmigung ist eine positive Stellungnahme der Unesco erforderlich. Denn die Anlagen haben einen Einfluss auf das Weltkulturerbe Völklinger Hütte."

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