Starke Protagonisten und herausragende Bilder

St Johann · Sung-Hyung Cho ist seit sechs Semestern Professorin an der Hochschule der Bildenden Künste Saar. Im Kino Achteinhalb waren jetzt ihr Dokumentarfilm „Full Metal Village“ und zwei weitere Regiearbeiten von ihr zu sehen.

Sung-Hyung Chos Baby ist gerade mal acht Jahre alt und schon erwachsen. "Es ist, wie seinem Kind zuzusehen, das bereits von zu Hause ausgezogen ist", sagt die Regisseurin über ihr "Baby", den Dokumentarfilm "Full Metal Village", für den sie 2007 mit dem Max-Ophüls-Preis ausgezeichnet wurde. Auch das Publikum am ersten Abend der Filmwerkstatt im Kino Achteinhalb, bei der das Schaffen von Filmkünstlern mit Bezug zum Saarland im Zentrum steht, ist offensichtlich wohlwollend gestimmt angesichts des Erstlingswerks Sung-Hyungs. Selten wurde während eines Dokumentarfilms so viel gelacht.

Auch die beiden Nachfolgewerke der "Fast-Teilsaarländerin", seit sechs Semestern ist sie Professorin an der Hochschule der Bildenden Künste Saar, sind im Rahmen der Filmwerkstatt im Kino Achteinhalb zu sehen. Was ihren Erstling besonders macht? "Noch heute wird mir warm ums Herz, wenn ich an die Protagonisten von ‚Full Metal Village' denke", sagt Sung-Hyung Cho. Beinahe zwei Jahre, allein die Postproduktion dauerte neun Monate, hat sie sich mit dem Ehepaar Lore und Uwe Trede, Milchbauer Klaus Plähn oder Teenager Malena Schaack beschäftigt. Offen und humorvoll - nicht schonungslos - hat sie ein Porträt über zehn Bewohner des Dorfs Wacken gezeichnet, das des jährlich abgehaltenen Heavy-Metal-Festivals wegen weltweit bekannt ist. Ihr Film besticht durch seine starken Protagonisten und die herausragenden Bilder. Die Figuren rührend, jede Kameraeinstellung ein Aquarell. So taucht sie ein in den Alltag der Bewohner, der für drei Tage im Jahr nicht grau, sondern schwarz wie ein Heavy-Metal-Fanshirt ist. Ein erfrischend humorvoller Film über die Idylle eines norddeutschen Dörfchens, die höchstens von Uwe Tredes Raucherhusten getrübt wird. Denn das Heavy-Metal-Festival ist für Bewohner wie Besucher nicht befremdlich, sondern bereichernd.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort