Stadtrat bangt um Welterbe-Status

Völklingen · Windräder im Umfeld der Alten Hütte? Dagegen wendet sich Völklingens Rat mit einer Resolution – nichts soll das Denkmal beeinträchtigen.

 Da steht es, akzentuiert durch farbiges Licht: das Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Es ist das Aushängeschild der Stadt – und deshalb soll kein Windrad seine Silhouette stören, meint der Stadtrat. Archivfoto: Gerhard Kassner/dpa

Da steht es, akzentuiert durch farbiges Licht: das Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Es ist das Aushängeschild der Stadt – und deshalb soll kein Windrad seine Silhouette stören, meint der Stadtrat. Archivfoto: Gerhard Kassner/dpa

Bei der CDU schrillen die Alarmglocken. Für einen Linken ist es "populistische Spielerei". Und ein Grüner bezeichnet das Vorhaben kurz als "sinnlos": Am Donnerstagabend geht es im Völklinger Stadtrat um den geplanten Windpark Bous, um seine Auswirkungen auf Völklingen und um eine Resolution gegen die Windräder, die die CDU-Fraktion vorgeschlagen hat.

Der Widerstand der Bürgerschaft gegen die in den Bereich erneuerbare Energien fallenden Stromerzeuger ist in Völklingen und Püttlingen riesengroß. Bürgerinitiativen haben sich formiert. Sie sorgen sich um ihre Gesundheit. Denn die Windmühlen produzieren neben der als "sauber" eingestuften Energie doch allerhand Störendes. Schattenschlag, Rotorengeräusche, Infraschall, Gefahr von Eisbruch werden meist zuerst genannt. Schließlich sorgt auch die schiere Größe der einzelnen Windräder - sie sind noch einmal ein gutes Stück höher als der bekannte Kölner Dom - für Unbehagen. Die SZ hatte dazu mehrfach berichtet.

Was den Betroffenen in zahlreichen Veranstaltungen zum Thema bitter aufstieß: Laut Aussage des Landesamtes für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA) sind die vorgebrachten Sorgen um die Gesundheit der Menschen in der direkten Umgebung kein Grund, die Anlagen abzulehnen. Das ginge nur, wo besonders geschützte Tierarten oder Trinkwasser bedroht seien. Weil all diese Gründe im Kampf gegen Windräder nicht greifen, hoffen Gegner dieser Windkraftanlagen, Verwaltung und Politiker in den betroffenen Gemeinden nun auf Paris. Genauer: auf das Welterbekomitee der Unesco. Das soll nämlich beurteilen, wie sich die wohl von der Völklinger Hütte aus sichtbaren Windräder auf das Weltkulturerbe auswirken würden - und ob der besondere Status durch den Windanlagenbau bedroht ist.

Allein die Vorstellung, dass es so kommen könnte, lässt bei den Christdemokraten die besagten Alarmglocken schrillen. CDU-Fraktionschef Stefan Rabel in der Ratssitzung: "Die Bedeutung unserer Völklinger Hütte als Weltkulturerbe ist für Völklingen elementar, wenn nicht sogar existenziell." Immerhin sei das Industriedenkmal ein riesiger Tourismusmagnet für die ganze Region, und es garantiere zudem noch wichtige Zuschüsse. Rabels SPD-Ratskollege Erik Kuhn informiert, seine Fraktion habe bereits Kontakt zum Unesco-Generalsekretär aufgenommen. Kuhn fordert, dass betroffenen Bürgern mehr Gehör geschenkt werden soll: "Wir müssen das Bürgerbeteiligungsgesetz ändern." Konkrete rechtliche Schritte verlangt Paul Ganster von den Linken. Wenn die schon nicht gegen die LUA-Entscheidung einzuleiten sind, dann gegen die Erschließung - etwa, indem man ein Nutzungsverbot der Wege auf Völklinger Bann und in Völklinger Eigentum durchsetze. Die Resolution ist in seinen Augen "populistische Spielerei", weswegen er "Enthaltung" ankündigt.

Gegen die Resolution stimmen die Grünen. Gerold Fischer begründet, warum. Unter anderem wisse die Unesco schon, wie sie zu entscheiden habe. Fischer weiter: "Auch fühle ich mich keineswegs unwohl, wenn ich solche Windräder sehe." Vielmehr betrachte er die technischen Kolosse mit Freude. Trage doch jedes Windrad dazu bei, dass eines der verpönten Atomkraftwerke abgeschaltet werden könne.

Am Schluss wird die Resolution aber angenommen. Mit großer Mehrheit (zwei Gegenstimmen, sechs Enthaltungen). Der Völklinger Stadtrat fordert also nun das Land und die Unesco-Kommission auf, im Umfeld des Weltkulturerbes Völklinger Hütte keinerlei Windkraft-Anlagen zu erlauben.

Am nächsten Dienstag, 4. April, 18 Uhr, findet in der Püttlinger Stadthalle eine Bürgerinformation zu den Windkraftanlagen Bous und Schwalbach statt. Dafür haben sich auch Vertreter der Betreiberfirma Dunoair angekündigt.

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Mit großer Mehrheit hat es der Völklinger Stadtrat am Donnerstagabend abgelehnt, der Windkraft-Firma Dunoair für ihr Bouser Windpark-Projekt die Benutzung eines Wegstücks zu erlauben, das Völklingen gehört. Der Beschluss fiel nichtöffentlich; Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU) hat ihn der SZ auf Anfrage mitgeteilt. Der Rat, fügte er hinzu, habe dabei "im Sinne der Vorlage" entschieden: Auch die Verwaltung hatte dafür plädiert, keinen Gestattungsvertrag mit der Wind-Firma zu schließen. Enttäuscht und verärgert habe den Rat, dass er bisher keine Visualisierung des Windpark-Projekts erhalten habe. Bei der vorigen Ausschusssitzung hatte ein Vertreter des LUA eine bildliche Darstellung zugesagt, die anschaulich macht, wie sich die geplanten Bouser Windräder einfügen ins Landschaftsbild rund ums Völklinger Weltkulturerbe.

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