Stadt: Frauenbibliothek könnte nach Dudweiler ziehen

Dudweiler/Saarbrücken. Vergangenes Jahr noch herrschte Freude bei der Festveranstaltung der Saarbrücker Frauenbibliothek. Im Rathaus St. Johann feierte die Einrichtung im Dezember 20-jähriges Bestehen

Dudweiler/Saarbrücken. Vergangenes Jahr noch herrschte Freude bei der Festveranstaltung der Saarbrücker Frauenbibliothek. Im Rathaus St. Johann feierte die Einrichtung im Dezember 20-jähriges Bestehen. Stolz zeigte sich Bibliotheksleiterin Annette Keinhorst darüber, dass man vor zwei Jahrzehnten damit begonnen habe "die Ergebnisse der damals an den Universitäten entstehenden Frauenforschung in die Mitte der Gesellschaft zu tragen".

Die Frauenbibliothek Saar - laut Internetseite "einzigartig im gesamten südwestdeutschen Raum" - sei dafür die "Transferstelle", ihre Lage in den Räumen des ehemaligen Einwohnermeldeamtes in der Saarbrücker Bleichstraße 4 ideal - weil zentral. Damit aber hat sich's vermutlich. Denn nach einer nichtöffentlichen Vorlage des Gebäudemanagementbetriebes der Landeshauptstadt Saarbrücken soll die Frauenbibliothek nach Dudweiler umziehen. Die Stadtverwaltung, der die angehäuften Schulden quasi den Hals abschnüren, muss sparen.

Es geht laut Vorlage ums "Raumoptimierungsprogramm". Hierbei werden Mietverträge bei "Fremdimmobilien" zum nächstmöglichen Zeitpunkt gekündigt und Verwaltungseinrichtungen in städtische Immobilien verlagert. Rechtsamt und Stadtrechtsausschuss sind bereits zum Jahresende 2010 aus der Bleichstraße 4 ins Haus Berlin umgezogen. Nur noch besagte Bibliothek ist hier ansässig. Im Rahmen einer Vereinbarung zwischen Land und Stadt erhält die Einrichtung eine Landesförderung für die Personalkosten und einen städtischen Zuschuss zur Finanzierung der Miet- und Nebenkosten über 38 500 Euro pro Jahr.

Um diese Kosten einzusparen, schlägt nun die Stadtverwaltung vor, die Frauenbibliothek im Bürgerhaus Dudweiler unterzubringen. Denn dort werden Räume frei - durch die Umwandlung der Stadtteilbibliothek in einen abgespeckten Kultur- und Lesetreff. Die Stadtverwaltung spricht bei dieser Lösung von einer "spürbaren Belebung im Umfeld des Bürgerhauses". Außerdem entspreche dies den städtischen Entwicklungszielen für den Stadtbezirk Dudweiler: "Im direkten Umfeld befinden sich neben der Universität des Saarlandes noch weitere Bildungseinrichtungen."

Auf SZ-Nachfrage erklärt Stadt-Pressesprecher Thomas Blug, dass die Frauenbibliothek und ihre Nutzerinnen ihre Position zu einer Verlagerung aus der Innenstadt nach Dudweiler dargelegt hätten. Kritisch hätten sie sich gegenüber Oberbürgermeisterin Charlotte Britz und den Fraktionen geäußert. Thomas Blug: "Mit dieser Kritik setzen wir uns auseinander." Die Vorlage gehe nun zur Diskussion in die städtischen Ausschüsse. Eine Entscheidung treffe letztlich der Stadtrat.

Annette Keinhorst erklärte gegenüber der SZ, dass sie "nicht begeistert" sei von den Plänen, wenngleich die angepeilten neuen Räumlichkeiten nicht ungeeignet seien. In Dudweiler wäre die Frauenbibliothek aber "ein bisschen weit abseits".

Hingegen sei die Saarbrücker Citylage für rund 500 Nutzerinnen ideal. Ideal auch deshalb, weil die Bibliothek viele Veranstaltungen (Vorträge etc.) anbiete. Ob die Interessenten hierfür nach Dudweiler fahren würden, sei fraglich. Im Übrigen, sagt Keinhorst, sei ihre Einrichtung "der einzige Ort, der die Vernetzung von Frauenverbänden ermöglicht". Ob das dezentral gelingt, weiß niemand. mh

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