Spielplätze für Senioren?

Saarbrücken. Senioren-Spielplatz? Dieser Begriff komme bei der überwiegenden Mehrheit der älteren Menschen gar nicht gut an, weiß Rudolf Zeevaert. Der Mann kennt sich von Amts wegen aus. Zeevaert ist in Nürnberg zuständig für das, was die einen Senioren-Spielplatz, andere Senioren-Fitness-Parcours nennen. In Nürnberg hat man sich für letzteres entschieden

Saarbrücken. Senioren-Spielplatz? Dieser Begriff komme bei der überwiegenden Mehrheit der älteren Menschen gar nicht gut an, weiß Rudolf Zeevaert. Der Mann kennt sich von Amts wegen aus. Zeevaert ist in Nürnberg zuständig für das, was die einen Senioren-Spielplatz, andere Senioren-Fitness-Parcours nennen. In Nürnberg hat man sich für letzteres entschieden. "Senioren sind schließlich keine kleinen Kinder", sagt Zeevaert. Aber wie immer man die Anlagen mit Trainingsgeräten nennt, sie seien ein Gewinn für Städte - und könnten es auch für Saarbrücken sein, meint der Nürnberger.Ein Senioren-Fitness-Parcours im Deutsch-Französischen Garten oder zwischen den Wohnanlagen auf dem Eschberg? Ist das ein Modell für Saarbrücken? Diese Frage hat die "Denkwerkstadt" Saarbrücken gestellt und Experten eingeladen, um das Für und Wider zu diskutieren. Gut gemeint ist nicht unbeding gut gemacht. Das war schnell klar. Als das Nürnberger Senioren-Fitness-Parcours-Konzept im April 2007 fertig war, sei es auch schon veraltet gewesen, räumte Zeevaert ein. Die Idee, einen Parcours mitten in einen Kinderspielplatz zu bauen, sei zum Beispiel nicht so toll gewesen. Die älteren Menschen wollen ihr Gleichgewichts-, Geschicklichkeits- und Ausdauertraining nämlich nicht vor - sich womöglich über die Senioren köstlich amüsierenden - Kindern und Jugendlichen machen.Die Parcours, die mehr an Sportanlagen als an Spielplätze erinnern sollen, dürfen nicht so liegen, dass Senioren sich wie auf dem Präsentierteller fühlen. Sie dürfen aber auch nicht so abgelegen sein, dass sie schwer zu erreichen sind und sich ältere Menschen in der Abgeschiedenheit unsicher fühlen, erklärte der Experte.Die Standortfrage ist das eine. Nicht weniger spannend sei die Frage, ob sich ältere Menschen überhaupt für die neuesten Erfindungen der Sportgeräteindustrie interessieren, sagt Professor Grit Hottenträger. Die an der Fachhochschule Wiesbaden lehrende Landschaftsarchitektin hat bundesweit Senioren-Fitness-Parcours untersucht. Das Ergebnis: Teilweise werden die Anlagen mehr von Jugendlichen genutzt als von Erwachsenen. Senioren haben in den Befragungen von Hottenträgers Forschungsteam dagegen mehr Interesse an Minigolf-, Boule- und Kneippanlagen gezeigt. Auch Tischtennisplatten in Parks und große Dame- und Schachspiele kommen gut an.Die Senioren-Fitness-Parcours seien vor allem dann interesant, wenn Senioren sie im Verein nutzen können, sagt Hottenträger. Gerade deshalb sehen Sportvereine solche Anlagen auch nicht als Konkurrenz zu ihren Angeboten, sagt Jürgen Ackermann, der Vorsitzende des TV Rußhütte. Solche Parcours seien eine "Bereicherung". Das findet auch die Saarbrücker Senioren-Union. Deren Kreisvorsitzender, Hubert Saub, der auch für die CDU in der Regionalversammlung sitzt, fordert deshalb, dass die Stadt Kinderspielplätze, die nicht mehr gebraucht werden, zu Senioren-Fitness-Parcours "umrüstet".Davor warnt der Nürnberger Experte Zeevaert. "Solche Parcours sind schwer wieder wegzubekommen, wenn es in einem Viertel wieder mehr Kinder gibt", sagt er. Die Saarbrücker Grünamtsleiterin Carmen Dams stimmt ihm da grundsätzlich zu. Zu den Senioren-Fitness-Parcours habe sich die Stadtverwaltung noch keine abschließende Meinung gebildet. Wobei es nicht nur um die rund 75 000 Euro gehe, die so ein Platz koste. Dafür könne man Sponsoren finden, glaubt Dams. Ein Problem seien die Folgekosten. Jetzt schon sei es schwierig, die Grünanlagen zu unterhalten. Apropos Geld: Bevor die Stadt in neue Einrichtungen investiere, solle sie doch die bestehenden in Schuss halten, rät Joachim Riemenschneider vom TC Fitness-Treff Güdingen. Es könne nicht sein, dass über neue Anlagen diskutiert wird, während die Turnhallen in teilweise marodem Zustand sind und während der Sommerferien geschlossen werden, weil das Geld für Hausmeister fehlt. Das solle der Stadtrat bedenken, wenn er sich mit dem Thema Senioren-Fitness-Parcours beschäftigt. "Die Stadt sollte Kinderspiel-plätze, die nicht mehr benötigt werden, zu Senioren-Fit-ness-Parcours umrüsten."Hubert Saub, Senioren-Union

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