Späteinsteiger gegen NationalschwimmerSt. Ingberter Schwimmer knacken zwölf Jugendrekorde

Völklingen. Noch einmal wischt er schnell mit seinem Handtuch über den Startblock. Nach links schaut Tobias Sproß nicht. Dort steht Till Pallmann, Schwimmer der SSG Saar Max Ritter Zweibrücken, seit über sieben Jahren im saarländischen Schwimmkader

Völklingen. Noch einmal wischt er schnell mit seinem Handtuch über den Startblock. Nach links schaut Tobias Sproß nicht. Dort steht Till Pallmann, Schwimmer der SSG Saar Max Ritter Zweibrücken, seit über sieben Jahren im saarländischen Schwimmkader. "Er schwimmt ja schon lange im Kader", meint der 16-jährige Tobias Sproß, kurz vor dem Finale der Saarlandmeisterschaften über 50 Meter Freistil, "klar, da hat man schon Respekt. Aber ich versuche, mich an ihn dranzuklemmen."

Dass die gewöhnlichen Vereinsschwimmer gegen die saarländischen Größen der Szene bei den Kurzbahnmeisterschaften am vergangenen Wochenende in Völklingen antreten, ist keine Seltenheit. Lucien Haßdenteufel, Andreas Waschburger, Julika Niegisch, die Pallmann-Brüder - sie alle sind bei den Wettkämpfen am Start. "Zum einen mache ich sehr viele Starts wegen des Trainings", begründet Till Pallmann, "zum anderen sind es eben Saarlandmeisterschaften. Da kann man einfach nicht fehlen." Ein bisschen Verbundenheit fühlen Saarlands Vorzeigeschwimmer eben doch noch - trotz ihrer internationalen Auftritte. So fährt der jüngere Pallmann morgen mit der Jugend-Nationalmannschaft nach Thessaloniki (Griechenland). "Da bin ich schon ein bisschen aufgeregt, weil ich nicht ganz weiß, was mich erwartet. Ich mache so etwas ja zum ersten Mal mit", gesteht Till Pallmann.

Die Saarlandmeisterschaften sind für ihn hingegen gewöhnliche Wettkämpfe. Von Nervosität keine Spur mehr. Manch anderen Startern ist die Anspannung allerdings anzusehen. Ein bisschen auch Tobias Sproß. Erst vor Kurzem hat er den Status des "gewöhnlichen Vereinsschwimmers" abgelegt. Seit Ende August trainiert er als Späteinsteiger mit dem saarländischen Kader. Als sein Freistil-Konkurrent Till Pallmann vor sieben Jahren in den Kader berufen wurde, war Tobias Sproß noch ein Schwimm-Frischling. Erst 2002 meldete er sich beim ATSV Saarbrücken an, "das einfache Schwimmen hat mir nicht mehr gereicht. Ich wollte es schon richtig lernen", begründet er. Unter seinem ehemaligen Trainer Felix Weins reifte er dann zum Leistungsschwimmer heran und schaffte es ungewöhnlich spät in den Saarland-Kader. "In den letzten beiden Jahren habe ich meine Technik sehr verfeinert", erklärt der ATSV-Schwimmer seinen Erfolg, "bei der deutschen Jugend-Altersklassenmeisterschaft bin ich dann die Kaderzeiten geschwommen und konnte die auch schon bestätigen".

Tobias' Blick geht immer noch geradeaus. "Ein Jahr kann ich noch in der Jugend antreten, danach muss ich sowieso gegen alle schwimmen", versucht er, sich an die Situation zu gewöhnen. Der Startpfiff ertönt im Völklinger Stadtbad, und alle sechs Finalisten stoßen sich vom Block ab. Tatsächlich gelingt es Sproß, sich an Till Pallmann zu heften - zumindest bis zu den letzten Metern. Dann zieht Pallmann weg. Tobias Sproß wird Dritter, und Till Pallmann gewinnt erwartungsgemäß die Meisterschaft in 23,83 Sekunden. cjo Völklingen. Zum Abschluss der Kurzbahnsaison gingen auch dreißig St. Ingberter Schwimmer bei den Saarlandmeisterschaften in Völklingen an den Start. Mit ihren ersten Titelgewinnen in der offenen Klasse setzte die 13-jährige Rosalie Käthner vom Schwimmverein St. Ingbert ihre Erfolgsserie fort. Sie wurde Saarlandmeisterin über 100 Meter Schmetterling (1:03,86 Minuten), 200 Meter Schmetterling (2:19,21 Minuten) und über 100 Meter Freistil in hervorragenden 57,88 Sekunden und stellte über 100 Meter Lagen, Schmetterling und Freistil neue saarländische Jugendrekorde auf.

Weitere Titel in der offenen Wertung erschwammen sich Yvonne Saara Gladbach, 20, über 200 Meter (2:27,33 Minuten) und 400 Meter Lagen (5:09,62 Minuten) und Lisa Müller, 16, über 50 Meter (33,24 Sekunden) und 100 Meter Brust (1:13,00 Minuten), über 50 Meter Schmetterling (29,47 Sekunden) und 400 Meter Freistil (4:36,02 Minuten), beide von den WF St. Ingbert.

Topleistungen zeigte auch Jurek Frey (13). Mit zehn Goldmedaillen in der Jahrgangswertung, sechs Siegen in den Jugendfinalläufen und zwei neuen Jugendrekorden zählte er zu den erfolgreichsten Schwimmern. Herausragend waren auch die Ergebnisse der elfjährigen Lisa Mercedes Köhler(Foto: SZ/Verein): Sie wurde neun Mal Erste ihres Jahrgangs, knackte sieben saarländische Jugendrekorde und gewann über 1500 Meter Freistil und 200 Meter Lagen die Bronzemedaille in der offenen Wertung. Ebenfalls Bronze (offen) erkämpfte sich Maike Dörr (12) über 400 Meter Lagen neben vier Siegen in der Jahrgangswertung.

Über Siege freuten sich Annes Musa (vier), Timo Wagner (drei), Teresa Kaspar, Olivia Becker, Fabia Müller, Kathrin Komorowski, Ines Peitz, Felix Schwarz und Nicholas Nothof (einen). Für den Finallauf qualifizierten sich Oliver Jung, Markus Leismann und Timo Wagner. red

AUF EINEN BLICK

Die meisten Medaillen bei der Saarlandmeisterschaft sammelten Till Pallmann und Marlene Hüther (beide WSF Zweibrücken), die bei je acht Einzelstarts erfolgreich waren. Pallmann gewann Bronze über 100 Meter Rücken, Silber über 1500 Meter Freistil, 100 Meter Freistil und 200 Meter Rücken und vier Goldmedaillen über 200 Meter Lagen, 800 Meter Freistil, 50 Meter Freistil und 100 Meter Schmetterling. Hüther holte Bronze über 200 Meter Freistil, Silber über 800 Meter Freistil und sechs Mal Gold über 100 Meter Freistil, 50 Meter Freistil, 100 Meter Rücken, 50 Meter Rücken, 100 Meter Schmetterling und 200 Meter Brust. In der Freistil- und Lagenstaffel gewann Hüther noch zwei Mal Silber, Till Pallmann beide Male die Goldmedaille. cjo

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