Späteinsteiger gegen Nationalschwimmer

Völklingen. Noch einmal wischt er schnell mit seinem Handtuch über den Startblock. Er lockert seine Muskeln, kreist mit den Armen. Nach links schaut Tobias Sproß nicht. Dort steht Till Pallmann. Er ist Schwimmer der SSG Saar Max Ritter Zweibrücken und seit über sieben Jahren im saarländischen Schwimmkader

 Bei den Saarlandmeisterschaften der Schwimmer in Völklingen standen auch Staffel-Wettbewerbe auf dem Programm, bei denen es bei den Wechseln immer spektakulär zugeht. Foto: rup

Bei den Saarlandmeisterschaften der Schwimmer in Völklingen standen auch Staffel-Wettbewerbe auf dem Programm, bei denen es bei den Wechseln immer spektakulär zugeht. Foto: rup

Völklingen. Noch einmal wischt er schnell mit seinem Handtuch über den Startblock. Er lockert seine Muskeln, kreist mit den Armen. Nach links schaut Tobias Sproß nicht. Dort steht Till Pallmann. Er ist Schwimmer der SSG Saar Max Ritter Zweibrücken und seit über sieben Jahren im saarländischen Schwimmkader. "Er schwimmt ja schon lange im Kader", meint der 16-jährige Tobias Sproß, kurz vor dem Finale der Saarlandmeisterschaften über 50 Meter Freistil. Sproß: "Klar, da hat man schon Respekt. Aber ich versuche, mich an ihn dranzuklemmen."Dass die gewöhnlichen Vereinsschwimmer gegen die saarländischen Größen der Szene bei den Kurzbahnmeisterschaften Ende November in Völklingen antraten, war keine Seltenheit. Lucien Haßdenteufel, Andreas Waschburger, Julika Niegisch, die Pallmann-Brüder - sie alle waren bei den Wettkämpfen am Start. "Zum einen mache ich sehr viele Starts wegen des Trainings", begründet Till Pallmann, "zum anderen sind es eben Saarlandmeisterschaften. Da kann man einfach nicht fehlen." Ein bisschen Verbundenheit fühlen Saarlands Vorzeigeschwimmer eben doch noch - trotz ihrer internationalen Auftritte. So machte sich Pallmann beispielsweise einen Tag später mit der Jugend-Nationalmannschaft auf den Weg ins griechische Thessaloniki zum Alexandria Swimming Grand Prix. "Da bin ich schon ein bisschen aufgeregt, weil ich nicht ganz weiß, was mich erwartet. Ich mache so etwas ja zum ersten Mal mit", gesteht Till Pallmann. Die Saarlandmeisterschaften sind für ihn hingegen gewöhnliche Wettkämpfe. Von Nervosität keine Spur mehr.

Manch anderen Startern ist die Anspannung allerdings anzusehen. Ein bisschen auch Tobias Sproß, während er nach dem Pfiff des Wettkampfrichters auf den Startblock steigt und sich zum Sprung bereit macht. Erst vor Kurzem hat er den Status des "gewöhnlichen Vereinsschwimmers" abgelegt. Seit Ende August trainiert er als Späteinsteiger mit dem saarländischen Kader. Als sein Freistil-Konkurrent Till Pallmann vor sieben Jahren in den Kader berufen wurde, war Tobias Sproß noch ein Schwimm-Frischling. Erst 2002 meldete er sich beim ATSV Saarbrücken an, "das einfache Schwimmen hat mir nicht mehr gereicht. Ich wollte es schon richtig lernen", begründet er. Unter seinem ehemaligen Trainer Felix Weins reifte er dann zum Leistungsschwimmer heran und schaffte es ungewöhnlich spät in den Saarland-Kader. "In den vergangenen beiden Jahren habe ich meine Technik sehr verfeinert", erklärt der ATSV-Schwimmer seinen Erfolg, "bei der deutschen Jugend-Altersklassenmeisterschaft bin ich dann die Kaderzeiten geschwommen und konnte die auch bestätigen".

Tobias' Blick geht immer noch geradeaus. Während sich die anderen Schwimmer beim Freistil-Finale schon mal kurz umdrehen, schaut Tobias Sproß auf die eigene Bahn. "Ein Jahr kann ich noch in der Jugend antreten, danach muss ich sowieso gegen alle schwimmen", versucht er, sich an die Situation zu gewöhnen. Der Startpfiff ertönt im Völklinger Stadtbad, und alle sechs Finalisten stoßen sich vom Block ab. Tatsächlich gelingt es Sproß, sich an Till Pallmann zu heften - zumindest bis zu den letzten Metern. Dann zieht Pallmann weg. Tobias Sproß wird Dritter, und Till Pallmann, der schließlich mehr Erfahrung hat, gewinnt erwartungsgemäß die Meisterschaft in 23,83 Sekunden. "Es ist eben die Saarland-

Meisterschaft. Da kann man einfach nicht fehlen."

Schwimmtalent

Till Pallmann

Auf Einen Blick

Bei den Kurzbahn-Saarlandmeisterschaften auf der 25-Meter-Bahn in Völklingen gewannen die Schwimmerinnen und Schwimmer des SC Heuler St. Wendel insgesamt 19 Medaillen. Bernhard Zosel holte dabei vier Goldmedaillen, drei Silber- sowie zwei Bronzemedaillen. Unter anderem gewann er Gold über eine der strapaziösesten Lagen, die 200 Meter Brust (3:36,84 Minuten). Jannis Franz qualifizierte sich für das Finale um die Saarlandmeisterschaft über 50 Meter Rücken und gewann die Bronzemedaille; zudem holte er sich Bronze im Vorlauf über 100 Meter Lagen und Silber über 50 Meter Rücken in der Jahrgangswertung Jugend B.

Anna Katharina Schneider gewann Bronze in der Jahrgangswertung Jugend B über 50 und 100 Meter Brust sowie Silber über 200 Meter Rücken. Rena Jochum gewann im Jahrgang 2000 Gold über 100 Meter Brust sowie Silber über 200 Meter Brust. Alin Scheid siegte im Jahrgang 2000 über die 100 Meter Schmetterling, Kim-Leonie Schimpf triumphierte im Jahrgang 1998 über die 200 Meter Rücken. In Völklingen starteten für den SC Heuler des Weiteren: Michelle Biehl, Michelle Dam, Lena Eisel, Chiara Eisenbarth, Saskia Naumann und Johanna Trapp. red

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