Braune Brummer Sonne lockt schlagartig Maikäfer hervor

Saarbrücken · Durch das warme Wetter kamen die Insekten bereits jetzt aus dem Boden. Eine Maikäfer-Plage befürchten Experten aber nicht.

 Maikäfer gehören zur Familie der Blatthornkäfer. Aufgrund der warmen Temperaturen sind sie bereits im April unterwegs.

Maikäfer gehören zur Familie der Blatthornkäfer. Aufgrund der warmen Temperaturen sind sie bereits im April unterwegs.

Foto: dpa/Patrick Seeger

Noch steht der Wonnemonat Mai erst vor der Tür, da fliegen und krabbeln schon vielerorts im Saarland die vor allem in der Dämmerung und nachts aktiven Maikäfer. Beim abendlichen Grillen und Schwenken brummen die Gesellen aus der Familie der Blatthornkäfer dem einen oder anderen schon jetzt um die Ohren. Viele Anwohner und Spaziergänger entdecken sie derzeit aber auch frühmorgens auf Wegen oder auf der Terrasse, wenn sie dort auf dem Rücken liegend gelandet oder tot sind.

„Weil nach den sonnig-warmen Frühlingstagen der letzten Woche die Natur regelrecht explodiert ist, sind jetzt fast alle Maikäfer mit einem Schlag aus dem Boden rausgekommen, während sie das sonst erst mehr nach und nach tun“, erklärt der Insektenexperte und diplomierte Gartenbau-Ingenieur Andreas Werno vom Zentrum für Biodokumentation am Bergwerk Reden in Schiffweiler. Eine Maikäferplage befürchtet er aber nicht. „Die Wahrnehmung der Maikäfer ist dieses Jahr größer als sonst, aber es wird wohl dennoch kein großes Maikäferjahr“, sagt Werno.

Warum man die braunen Brummer oft zappelnd auf dem Rücken liegend entdeckt, erklärt der Entomologe so: „Wenn sie bei ihrem Flug gegen eine Fensterscheibe oder eine Wand knallen, liegt der Schwerpunkt des Käfers hinten und dann fallen sie halt auf den Rücken. Normalerweise schaffen sie es aber, sich mit den Flügelbewegungen wieder umzudrehen.“ Eine Häufung toter Maikäfer wird nach Meinung der Fachleute oft durch die Witterung verursacht. So war der Winter erst zu nass und mild, dann der Vorfrühling nochmals bitterkalt und dann kamen gleich die ersten heißen Sommertage. Kurz nach der Paarung sterben die an ihren dickeren Fühlern erkennbaren Maikäfer-Männchen, die Weibchen haben durch die Eiablage eine längere Lebenszeit. Bis aus den Eiern richtige Maikäfer werden, dauert es etwa vier Jahre.

„Normalerweise ist es so, dass Maikäfer eine solche vierjährige Entwicklungszeit hinter sich haben, sodass man theoretisch sagen könnte, alle vier Jahre gibt es ein Maikäferjahr aber dem ist nicht so“, so Werno. Für die Maikäferpopulation entscheidend seien neben Klima und Witterung noch andere Faktoren. Besonders gute Bedingungen fänden die Engerlinge, die Larven der Maikäfer, auf lockeren, sandigen Böden zwischen Saarlouis und Merzig, im Hochwaldvorland und in der Homburger Gegend. Insgesamt dürfte es stichprobenhaften Zählungen des Zentrums für Biodokumentation zufolge im Saarland 2018 sogar etwas weniger Maikäfer als im vergangenen Jahr geben.

Fest steht: Kleine Kinder staunen nach wie vor, wenn sie zum ersten Mal einen Maikäfer sehen, auch wenn sie die längst nicht mehr wie einst ihre Opas in jungen Jahren in Streichholzschachteln mit Lüftungsschacht sammeln, mit Löwenzahl füttern, nach ihrem Aussehen katalogisieren und schließlich doch wieder irgendwann in die Freiheit entlassen. Längst vorbei auch die Zeiten, dass Maikäfer und ihre Larven wie vor hundert Jahren nicht nur Wurzeln, sondern ganze Bäume, Felder und Erdbeerplanzungen kahlfraßen und sogar Schüler wie Lehrer aufgefordert wurden, „dem Kulturvernichter Maikäfer endlich den Garaus zu machen“. Hauptgeschäftsführer Hans Lauer vom Bauernverband Saar: „Die letzte große Maikäferplage im Saarland, die wir bekämpfen mussten, hatten wir vor nunmehr über zwölf Jahren im Hochwald. Seither gab es keine Probleme mehr“.

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