Sonderpädagogen und MLL sind sich einig in Kritik an Commerçon

Saarbrücken · Der Verband Sonderpädagogik (vds) und der Verein Miteinander Leben Lernen (MLL) sehen bei den Plänen von Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD) zur Beschulung von behinderten Kindern massive Probleme auf die Regelschulen zukommen. Beide Verbände, die sonst häufig gegensätzliche Positionen zur UN-Behindertenkonvention vertreten, sind im Gegensatz zu Commerçon übereinstimmend der Auffassung, dass die Umsetzung der Konvention nicht kostenneutral und nicht ohne zusätzliche personelle Ressourcen an den Regelschulen möglich ist.



Der Chef des Verbands Sonderpädagogik, Erich Schwarz, rügte, dass die Regelschulen "unzureichend" auf die Aufnahme behinderter Kinder vorbereitet seien. Die Lehrer dort seien "nur marginal fortgebildet", Klassengrößen und Schulausstattung blieben gleich. Es bleibe auch ein "Rätsel", warum man nicht abwarte, bis die Erfahrungen an den laufenden Inklusionsmodellschulen ausgewertet sind, sagte Schwarz.

MLL-Geschäftsführerin Ilse Blug sagte, in der Realität bleibe von der vielbeschworenen Wahlfreiheit "nichts mehr übrig". Denn Eltern, die ihr behindertes Kind auf die Regelschule schicken, nähmen in Kauf, dass sie es dort mit "großen Klassen" und "relativ wenig Unterstützung" für ihr Kind zu tun hätten.

In Förderschulen gebe es dagegen "kleine schnucklige Klassen", um die sich "zwei, manchmal drei Erwachsene" kümmerten, so Blug. Die Regelschule sei dazu derzeit "keine echte Alternative". An dieser Stelle endet die Gemeinsamkeit beider Verbände. Denn Blug verlangt, massiv Stellen von Förderschullehrern an Regelschulen zu verlagern und die Förderschulen "auslaufen" zu lassen - eine Forderung, die der vds ausdrücklich nicht teilt.

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