Sogar Luxemburger wollen sein Pferdefleisch

Saarbrücken. Die zwei jungen Männer, die an diesem Tage bei Guido Bobenrieth nach Pferde-Hackfleisch fragen, müssen mit leeren Händen gehen und machen einen bösen, wenngleich nicht bös gemeinten Witz: "Vielleicht sollten wir dann Lasagne kaufen", sagen sie und spielen auf den aktuellen Skandal um falsch deklariertes Fleisch an (die SZ berichtete mehrfach)

 Pferdefleisch enthält wenig Cholesterin und Fett, sagt Guido Bobenrieth. Foto: Becker&Bredel

Pferdefleisch enthält wenig Cholesterin und Fett, sagt Guido Bobenrieth. Foto: Becker&Bredel

Saarbrücken. Die zwei jungen Männer, die an diesem Tage bei Guido Bobenrieth nach Pferde-Hackfleisch fragen, müssen mit leeren Händen gehen und machen einen bösen, wenngleich nicht bös gemeinten Witz: "Vielleicht sollten wir dann Lasagne kaufen", sagen sie und spielen auf den aktuellen Skandal um falsch deklariertes Fleisch an (die SZ berichtete mehrfach).Bobenrieth hat das Pferdehack aber nicht etwa aus dem Sortiment genommen. "Heute ist Schlachttag, viele Kunden wissen das. Dann kommt das Fleisch ganz frisch zu uns - der Lieferant war nur noch nicht da", sagt Bobenrieth, der sich mit seiner Metzgerei in Burbach exklusiv auf Pferd spezialisiert hat.

Seine Kunden sind treu und kommen aus der ganzen Region zu ihm - seit er in einem Gastroführer positiv erwähnt wurde, auch aus Luxemburg. Der aktuelle Fleischskandal nutzt ihm nicht: "Ob er mir schadet, weiß ich noch nicht. Aber die Profitgier einzelner Großlieferanten trifft hier wieder die kleinen Fachbetriebe", ist er sich sicher.

Seit fast 200 Jahren

Die Metzgerei Bobenrieth schlachtet Pferde seit fast 200 Jahren, der Betrieb läuft in sechster Generation. 1896 betrieb die Familie das damals renommierte Gasthaus "Zum Goldenen Hufeisen" in St. Johann. Heute noch schlachtet Bobenrieth mindestens einmal wöchentlich. "Das sind Rennpferde, Ponys, Reitpferde aller Rassen. Vielfach sind es verletzte Tiere oder Tiere mit Altersleiden", sagt Bobenrieth. Die Pferdebesitzer hätten dann zwei Möglichkeiten: "Einschläfern und kostenpflichtig entsorgen oder an den Schlachter verkaufen. Die meisten nehmen die letzte Variante", sagt er.

Für die Lebensmittelindustrie gezüchtete Pferde gebe es in Deutschland nicht. Trotzdem erfolge die Schlachtung nach strengen Regeln. "Alle Tiere werden unter amtstierärztlicher Kontrolle getötet und verwertet, die zwei Schlachthöfe in Saarburg und Zweibrücken sind von der EU zugelassen. Jedes Pferd, das als Lebensmittel verarbeitet werden soll, muss einen Equiden-Pass haben, der alle Medikamenteneinnahmen verzeichnet. Der Besitzer haftet für die Richtigkeit der Angaben persönlich", sagt Bobenrieth.

Die Kontrolle sei so eng, dass man Pferdefleisch aus der Region bedenkenlos kaufen könne. Und so bietet er in Burbach auch Würste, Frikadellen, Salami und allerlei Spezialitäten an. "Das Fleisch ist mild, extrem cholesterin- und fettarm", sagt der Metzgermeister.

Diesmal sei Pferdefleisch im Gerede, aber nicht, weil es ein minderwertiges Lebensmittel sei, sondern nur, weil es heimlich untergemischt wurde. "Das hat die Lasagne aus meiner Sicht veredelt", schmunzelt Bobenrieth. Doch Fleischskandale wirken sich selten positiv auf sein Gewerbe aus, auch wenn die Pferdemetzgerei zum Höhepunkt der BSE-Debatte hoch angesagt war. "Die kleinen Fachbetriebe trifft es immer", weiß er.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort