Sklave Antonius erklärt das Leben in Römer-Villa

Perl-Borg. Mit Lederhut und Peitsche irrt ein Abenteurer durch dunkle Labyrinthe immer auf der Suche nach verlorenen Kulturschätzen: Indiana Jones. Hollywoods Vorstellung eines Archäologen. Mit der realen Archäologie in Deutschland hat diese Kunstfigur sicherlich nur wenig zu tun. Diese ist oft auf den ersten Blick wenig aufregend und lockt nur ein kleines Fachpublikum an. Bis jetzt

Perl-Borg. Mit Lederhut und Peitsche irrt ein Abenteurer durch dunkle Labyrinthe immer auf der Suche nach verlorenen Kulturschätzen: Indiana Jones. Hollywoods Vorstellung eines Archäologen. Mit der realen Archäologie in Deutschland hat diese Kunstfigur sicherlich nur wenig zu tun. Diese ist oft auf den ersten Blick wenig aufregend und lockt nur ein kleines Fachpublikum an. Bis jetzt. Wenn es nach den Landesarchäologen der Bundesländer geht, die sich noch bis heute auf ihrer Jahrestagung in der römischen Villa in Perl-Borg treffen, soll die bundesdeutsche Archäologie deutlich besucherfreundlicher werden. Auf der Tagung werden neue Vermittlungskonzepte besprochen, die die Archäologie näher an den Bürger bringen soll."Die Archäologie hatte immer ein schlechtes Image", erklärt Josef Baulig, Leiter des Saarländischen Landesdenkmalamtes. "Wir haben uns zu sehr im Elfenbeinturm eingeschlossen und zu wenig darauf geachtet, unser Wissen angemessen zu vermitteln." Heute gebe es Bestrebungen, nicht nur Spezialisten und Fachleute zu den Ausgrabungen zu locken, sondern auch Bürger und Touristen, sagte Baulig weiter. "So können Kulturdenkmäler zum Wirtschaftsfaktor im Tourismusbereich werden", ist sich Baulig sicher.

Das Saarland will in der Archäologie zwei Ansätze verfolgen. Auf der einen Seite sollen Ruinen im Originalzustand geborgen und erhalten bleiben. Auf der anderen Seite will die Landesarchäologie auf vorhandenen Fundstätten Rekonstruktionen aufbauen, wie zum Beispiel in Perl-Borg geschehen. "Die größere Gruppe der Besucher von archäologischen Ausgrabungen will Geschichte sehen, begehen und erleben", erzählt Baulig. Dies könne man durch originalgetreue Nachbauten erreichen.

Des Weiteren sollen die archäologischen Fundorte im Saarland weiter aufgewertet werden. Stärker als zuvor sollen Museumspädagogen eingesetzt werden, die Besucher durch die Anlagen führen. An besonderen Ausgrabungsorten sollen auch geschulte Mitarbeiter als historische Zeitgenossen verkleidet durch die Fundstellen wandern. "In Perl-Borg kommt dann beispielsweise der Sklave Antonius auf einen Besucher zu und erzählt aus seinem Alltagsleben. Mit solchen Elementen der Living History (lebendige Geschichte) soll sich der Besucher in die spätrömische Kaiserzeit versetzen können", erklärt Landesdenkmalchef Baulig. Auch Veranstaltungen wie Gladiatorenkämpfe, Keltenfeste oder Ritterspiele sollen Besucher zu den Kulturdenkmälern locken.

Zurzeit finden im Saarland drei größere Ausgrabungen statt. Im Wareswald bei Tholey wird seit mehreren Jahren eine gallo-römische Siedlung gesichert. Im europäischen Kulturpark Bliesbruck-Reinheim nahe der französischen Grenze wurden Reste einer römischen Villa freigelegt und teilweise rekonstruiert. Auch hier gehen die Grabungen weiter. Des Weiteren gibt es auch auf dem römischen Gräberfeld in Schwarzerden eine Folgegrabung. "Neue Ausgrabungen wird es in den kommenden Jahren nicht geben. Für neue Projekte wäre die Finanzierung nicht gesichert. Wir wollen unsere Mittel nutzen um unseren Bestand zu hegen und zu sichern", sagt Baulig. Dem Landesdenkmalamt steht ein Grabungsetat von 80 000 Euro im Jahr zur Verfügung.Foto: Becker&bredel

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