Was ist Sportförderung, was nicht? LSVS-Affäre: Napoleon-Literatur von Sportfördergeld gekauft?

Saarbrücken · Was ist Sportförderung, was nicht? Worin liegt die eigentliche Aufgabe des Landessportverbandes (LSVS)? Auch solche Fragen beschäftigen derzeit die Fahnder, die den Finanzskandal aufklären wollen, der den Ruf des LSVS bedroht.

Skandal um Finanzen beim LSVS
Foto: BeckerBredel

Sie sind nun auch in Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen den Präsidenten  des Saarländischen Leichtathletik-Bundes (SLB), Lothar Altmeyer, aufgetaucht.

Gestern wurden durch Recherchen des Saarländischen Rundfunks pikante Details öffentlich.  Altmeyer, der auch Leiter des Sportzweigs am Rotenbühl-Gymnasium ist, einer Eliteschule des Sports, soll Totogelder, die dem LSVS zur Betreuung und Förderung der Sportschüler überwiesen wurden,  unkorrekt verausgabt haben. Der vorläufige Verdacht lautet auf Betrug, darüber berichtete die Saarbrücker Zeitung bereits Ende Juni. Der SR schob nun weitere Informationen nach: Altmeyer soll Bücher angeschafft haben, die auf den ersten Blick nichts mit dem Thema Sport zu tun haben: Literatur über Columbus und Napoleon oder über mittelalterlichen Alltag. Darüber hinaus geht es laut SR um eine Reise in die Vereinigten Staaten, Doppelabrechnungen, die Nutzung eines Dienstwagens und den Kauf von fünf Tablets. Wurde hier Geld für nicht-sportliche Zwecke verwandt?

Dem widerspricht Altmeyers Anwalt Joachim Giring. Alle Totogelder – rund 20 000 Euro jährlich – seien bestimmungsgemäß verwandt worden, „um Spitzenleistungen im Sport möglich zu machen“. Die Anschaffung der historischen Fachliteratur erklärt Giring mit dem gesamtheitlichen Auftrag, den die Kultusministerkonferenz den Eliteschulen erteilt habe: „Man will den Spitzensportlern einen optimalen Schulabschluss ermöglichen, dazu gehört auch Unterstützung im Fach Geschichte. Es geht nicht nur um Leistungssportförderung, sondern um eine schulische Gesamtförderung.“ Altmeyer habe die Bücher keinesfalls für sich privat gekauft,  sondern für die Schüler. Auch fahre er keinen „Dienstwagen“; es gebe ein von Saartoto-Geld angeschafftes Fahrzeug, mit dem die Schüler zu Wettkämpfen gefahren würden.  Zu weiteren Verdachtsmomenten wollte sich Giring nicht äußern, bevor die Ermittler ihre Prüfungen beendet haben. Abschließend verweist Giring auf  „das enorme Engagement von Lothar Altmeyer“. Ohne ihn hätte die Schule nicht sechs Olympiateilnehmerinnen, 69 Teilnehmer an Juniorenwelt- und -europameisterschaften sowie mehr als 120 Bundeskader-Athleten hervorgebracht.

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