Sie warnt vor den neuen Nazis

Saarbrücken · Jahrzehntelang sagte Alex Deutsch jungen Leuten, was Nazis anderen angetan haben. Seine Witwe setzt den Kampf gegen das Vergessen fort – so auch gestern im Kaufmännischen Berufsbildungszentrum Halberg.

 Doris Deutsch und Reinhold Strobel in der Aula des Berufsbildungszentrums. Foto: Becker&Bredel

Doris Deutsch und Reinhold Strobel in der Aula des Berufsbildungszentrums. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

"Kann so etwas wie zur Zeit des Nationalsozialismus noch einmal passieren?", fragte Reinhold Strobel gestern die Schüler in der Aula des Kaufmännischen Berufsbildungszentrums (KBBZ) Halberg. Niemand antwortete. Strobel klärt in ganz Deutschland junge Leute auf, wie gefährlich Rechtsextremisten sind. Im KBBZ gehört solche Aufklärungsarbeit zum Unterricht. Das KBBZ erhielt im August 2012 die Auszeichnung "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage". Es organisiert jährlich eine Veranstaltung gegen Rassismus, erklärte Schulleiter Jacob Fuhrmann.

Gestern besuchten Doris Deutsch, die Ehefrau des 2011 verstorbenen Alex Deutsch, und Reinhold Strobel die Schüler. Die Nazis brachten den 1913 geborenen Alex Deutsch 1943 mit dem 33. Osttransport von Berlin nach Auschwitz. In einem Film, der gestern im Mittelpunkt des Vormittages stand, erzählt Deutsch von seinem Leben: Als er beispielsweise in Ausschwitz erfuhr, dass Nazis einige seiner Verwandten ermordet hatten, habe er überleben wollen, um sich zu rächen. Deutsch überlebte. Aber gerächt habe er sich nie, sagt er in dem Film. Dennoch habe Auschwitz ihn verändert: "Ich war kein Mensch mehr. Ich musste erst wieder Mensch werden nach meiner Befreiung", erzählt er in dem Film.

Strobel sagte gestern, Alex Deutsch habe drei Jahrzehnte lang anderen Menschen seine Geschichte erzählt. Auch Deutschs Witwe Doris, 1937 geboren, erzählte von den Schrecken des Krieges, der ständigen Angst vor den Nazis, gegen die ihre Familie immer war. Am KBBZ hatte sie aufmerksame Zuhörer. Daniel Pichler, der moderierte, zum Beispiel. Er sagte: "Wir wollten etwas über den Nationalsozialismus machen, damit das nicht vergessen wird." In vielen Köpfen sei das Thema nicht mehr präsent.

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