Sie haben Angst um ihren Verein

Saarbrücken. Im Eisenbahnersportverein (ESV) auf dem Rodenhof geht die Angst um. Die 550 Mitglieder fürchten um ihre Sportanlage. Denn das Bundeseisenbahnvermögen (BEV), Eigentümer des Grundstücks, hat den ESV für Donnerstag zum Gespräch mit einem Kaufinteressenten eingeladen

Saarbrücken. Im Eisenbahnersportverein (ESV) auf dem Rodenhof geht die Angst um. Die 550 Mitglieder fürchten um ihre Sportanlage. Denn das Bundeseisenbahnvermögen (BEV), Eigentümer des Grundstücks, hat den ESV für Donnerstag zum Gespräch mit einem Kaufinteressenten eingeladen. Vertreter des Saarländischen Radfahrerbundes (SRB), des Landessportverbandes und der Landeshauptstadt nehmen teil, sagt der ESV-Vorsitzende Dieter Stein. Der SRB wolle die Anlage für 446 000 Euro kaufen, um dort ein Leistungszentrum mit Radrennbahn und BMX-Bahn zu bauen. "Unsportlich" findet der ESV das. Den 6600 Rodenhofern ginge damit die einzige frei zugängliche Sportstätte verloren. Seit 1958 betreibt der ESV eine Mehrsparten-Anlage auf 35 000 Quadratmetern an der Kalmanstraße. Bisher hat das BEV dem Verein das Gelände unentgeltlich verpachtet. Das BEV ist als Nachfolger von Bundes- und Reichsbahn unter anderem zuständig für die Sozialwerke, Selbsthilfeeinrichtungen und die "Verwaltung und Verwertung nicht bahnnotwendiger Liegenschaften". Seit langem wolle das BEV diese Liegenschaften verkaufen, und das mache dem Rodenhofer Verein Sorgen. Denn der ESV habe rund 300 000 Euro in die Anlage gesteckt, sagt Stein. Dazu gehören ein Fußballfeld, Leichtathletikanlagen, zwei Faustballfelder, fünf Tennisplätze und eine Trainingswand. Hinzu kommen das Vereinshaus mit fünf Kegelbahnen und Multifunktionshalle sowie eine Gaststätte mit Biergarten. "Wir sind der einzige Breitensportverein auf dem Rodenhof mit Jugendarbeit", sagt Reinhard Schmidt, der Chef der Tennisabteilung. Allein die Leichtathletik-Sparte betreue 100 Kinder und Jugendliche. Ihr Trainer ist der Senioren-Weltmeister im Zehnkampf, Martin Vogel. Großen Zulauf habe die Fußballsparte, da der 1. FC keine Mini- und keine zweite F-Jugend-Mannschaft mehr habe. Mit zwei Weltmeistern im Kegeln und Saarlandmeistern im Kleinfeldtennis könne sich auch die sportliche Leistung sehen lassen. "Wir haben von allen Stadtteilen den größten Bevölkerungsschwund", mahnt Vorstandsmitglied Werner Rester. "Was bieten wir den jungen Familien denn noch, wenn unser Sportverein wegfällt?"Der Kultur- & Bürgerverein Rodenhof, der SPD-Ortsverein und die Grünen stellten sich hinter den ESV. Die ESVler ärgert, dass ausgerechnet ein Sportverband ihr Gelände kaufen will. Der SRB-Vorsitzende Peter Koch bestätigt der SZ das Interesse am Gelände. Der SRB sucht seit Jahren Ersatz für die Anlage am Schanzenberg. Steins Vorwurf, der SRB wolle einem Sportverein den Platz wegnehmen, weist Koch zurück. "Der SRB ist gern bereit, mit allen Kräften zu sprechen, die involviert sind. Auf keinen Fall will er Strukturen vernichten, dazu ist er zu sehr Sportler. Es geht nur miteinander." Der ESV will jetzt prüfen, ob ein Verkauf des Geländes rechtens ist. Sonst sieht er nur zwei Lösungsmöglichkeiten, um dem Verein das Grundstück zu sichern: Entweder die Stadt kauft es und verpachtet es dem ESV, wie sie es bei den anderen Sportvereinen handhabt. Oder die Stadt gewährt ihm eine Bürgschaft, damit der ESV das Gelände selbst kaufen kann.

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