"Sehr viel schneller sehr viel mehr Lebensqualität"

Merzig. Mit rund 200 000 Operationen im Jahr ist das neue Hüftgelenk die häufigste Operation in Deutschland

 Chefarzt Klaus Johann bei seinem Vortrag. Foto: Klinik

Chefarzt Klaus Johann bei seinem Vortrag. Foto: Klinik

Merzig. Mit rund 200 000 Operationen im Jahr ist das neue Hüftgelenk die häufigste Operation in Deutschland. In ihrer Informationsreihe rund um die verschiedensten orthopädischen Erkrankungen informierten Klaus Johann, Chefarzt der Klinik für Sportmedizin, Endoprothetik und Wirbelsäulenchirurgie des Klinikum Merzig, und sein Ärzteteam über die neuesten Möglichkeiten beim Hüftgelenksersatz. Chefarzt Johann ist auch anerkannter Spezialist im Bereich der Endoprothetik. 2010 haben er und sein Team in Merzig mehr als 200 Hüftgelenkprothesen implantiert.Die häufigste Ursache für Schmerzen in der Hüfte ist eine Arthrose, ein Verschleiß des Hüftgelenks. Es sei wichtig, jeden Hüftschmerz genauestens abzuklären, um andere Ursachen ausschließen zu können, erklärte Dr. Arnd Schmidt, der in seinem Vortrag auch die konservativen, also nicht operativen Möglichkeiten der Behandlung einer Hüftgelenksarthrose aufzeigte. Dabei stehen Medikamente, Krankengymnastik, Bäderbehandlungen und eine Änderung des Lebensstils im Vordergrund.

Wann der Zeitpunkt für eine Operation gekommen sei, entscheide letztlich jeder Patient selbst, so Schmidt weiter. Dennoch: Der Zeitpunkt für den Einbau eines neuen Hüftgelenkes sei dann gekommen, wenn der Patient durch Schmerzen und Beweglichkeitseinschränkung erheblich an Lebensqualität verliere. Im Gegensatz zu anderen Gelenksendoprothesen gebe es beim Hüftgelenk aus medizinischer Sicht keinen "idealen Operationszeitpunkt". Die konservativen Methoden stellten allerdings keine Heilung dar, sondern nur ein Aufschieben des Operationszeitpunkts.

Chefarzt Klaus Johann stellte dann die verschiedenen operativen Möglichkeiten vor. Metallprothesen, die durch Abrieb in Verruf gekommen sind, würden heute nur noch selten eingebaut. In der Regel werden Keramik- oder Kunststoffprothesen verwendet. Diese gibt es sogar mit einer speziellen Beschichtung, um das Allergierisiko zu senken. Die Art der einzubauenden Prothese, ob Lang- oder Kurzschaftprothese, orientiere sich an der Situation des Patienten. Mitunter müsse sogar während der Operation kurzfristig entschieden werden, eine andere Prothese einzubauen als die vorher geplante. Johann informierte auch über mögliche Komplikationen. Dass sich eine Prothese im Laufe der Zeit lockere, sei normal. "Jede Prothese lockert sich im Laufe der Zeit. Der umgebende Knochen altert, die Prothese dagegen nicht."

Holger Kessler informierte über die Nachbehandlung und gab Verhaltenstipps für die Zeit nach einer Operation. Schon am Tag nach der OP könnten die Patienten aufstehen, benötigten jedoch eine Gehhilfe, bis sich die Muskulatur an die neue Statik gewöhnt hat. Sport mit einem künstlichen Hüftgelenk sei wieder möglich. "Heute bekommen die Patienten sehr viel schneller sehr viel mehr Lebensqualität zurück", weiß Kessler. Jogging sei nicht so ideal, dafür aber Walken und Spazierengehen. Sport ist im Pflichtprogramm enthalten: "Jedes Gelenk muss bewegt werden, das hat die Natur so angelegt, egal ob es operiert ist oder nicht." Anschließend hatten die Zuhörer Gelegenheit, ihre ganz persönlichen Fragen an die Experten zu stellen. "Jedes Gelenk muss bewegt werden, das hat die Natur so angelegt, egal ob es operiert ist oder nicht."

Holger Kessler

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