Probleme beim Krankentransport Sechs Stunden Wartezeit auf Krankentransport „keine Seltenheit“

Saarbrücken · Die privaten Unternehmen im saarländischen Rettungsdienst sehen gewaltige Probleme auf die Branche zukommen.

Wenn ein Patient ins Krankenhaus eingewiesen wird und nicht in der Lage ist, selbst zu fahren oder ein Taxi zu nehmen, kommt ein Krankentransportwagen. Viele Dialyse-Patienten werden ebenfalls auf diese Weise transportiert. Dafür gibt es im Saarland 108 Krankentransportwagen (KTW). Die eine Hälfte stellt der Rettungsdienst mit seinen 36 Rettungswachen, die andere Hälfte kommt von den fünf privaten Unternehmen der Branche.

Letztere sehen im Personalmangel große Schwierigkeiten. „In fünf oder zehn Jahren wird es Riesenprobleme geben“, erklärte der Vorsitzende des Verbandes Privater Rettungsdienst Saar, Jürgen Zimmer. Die Mitarbeiter seien an der Belastungsgrenze angelangt, was zu immer häufigeren krankheitsbedingten Ausfällen führe.

Schuld für die Situation ist nach Ansicht der Privaten die Tarifpolitik des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Saar (ZRF). „Nicht kostendeckende Tarife führen zunehmend zu existenzbedrohenden Situationen“, sagte Zimmer. Die ruinöse Tarifsituation im Krankentransport verhindere, dass die Unternehmen höhere Gehälter zahlen und so attraktiver für Mitarbeiter werden könnten.

Zimmer reagierte auf den SZ-Bericht zur Kritik von Verdi an der Belastung im Rettungsdienst. Diese Belastung bestehe auch und vor allem beim Krankentransport, so Zimmer. Wartezeiten von bis zu sechs Stunden auf einen Krankentransport seien keine Seltenheit. Deswegen würden immer mehr Krankentransporte von Rettungswagen (RTW) durchgeführt. Das führe wiederum dazu, dass RTW bei Notfällen fehlten und die gesetzliche Hilfsfrist von zwölf Minuten nicht eingehalten werden könne. Die Folge: Es müssten zusätzliche Rettungswachen gebaut werden, das System werde immer teurer.

Nach einer von der Landesregierung im März 2017 veröffentlichten Statistik wurden 2016 rund 13,5 Prozent aller Krankentransporte von einem RTW durchgeführt. Diese Unterstützung sei „geübte Praxis, nicht nur im saarländischen Rettungsdienst“, heißt es in der Antwort auf eine Anfrage der Linksfraktion vom März 2017. Es werde darauf geachtet, dass dadurch grundsätzlich nicht die Hilfsfrist vernachlässigt werde. Bei einem Großteil der im RTW durchgeführten Krankentransporte handele es sich um „dringende Krankentransporte“, die nötig seien, weil man einem Patienten mit akuten Schmerzen keine Wartezeit zumuten könne, wie sie im regulären Krankentransport oft üblich sei.

Zimmer sprach sich auch dafür aus, Leistungen im Rettungsdienst künftig auszuschreiben. Dies ist in einem aktuellen Gesetzentwurf vorgesehen. „Konkurrenz in dem Bereich ist unserer Meinung nach geboten und verhindert die derzeitige Monopolstellung“, so Zimmer. Derzeit teilen DRK, Malteser, Arbeiter-Samariter-Bund und die Feuerwehren in Saarbrücken und Neunkirchen den Markt weitgehend unter sich auf. Die Ambulanz Frisch hatte 2015 als erste private Firma den Auftrag zum Betrieb einer Rettungswache (Erbringen) ergattert.

Die CDU-Landtagsfraktion sieht den Rettungsdienst im Saarland unterdessen gut aufgestellt. Das Bild, das Verdi vom Rettungsdienst gezeichnet hatte, sei „unverantwortlich“, meinte die CDU-Abgeordnete Ruth Meyer. „Jeder Saarländer darf sich sicher sein, dass im Notfall zeitnah kompetente Hilfe vor Ort ist.“

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