Schweineglück mit Bliesgaublick

Kleinblittersdorf. Am Anfang verhindert ein Vorurteil kräftige Atemzüge. Erst mal sachte schnuppern. Dann folgt das Staunen. Hier stinkt's ja gar nicht. Und das in einem Schweinestall. Die 450-Quadratmeter-Anlage auf dem Wintringer Hof überrascht nicht nur den Geruchssinn

Kleinblittersdorf. Am Anfang verhindert ein Vorurteil kräftige Atemzüge. Erst mal sachte schnuppern. Dann folgt das Staunen. Hier stinkt's ja gar nicht. Und das in einem Schweinestall. Die 450-Quadratmeter-Anlage auf dem Wintringer Hof überrascht nicht nur den Geruchssinn.Die von robusten Gittern unterteilte Anlage, von der sich ein wunderschöner Blick in den Bliesgau bietet, verblüfft mit einer ebenso einfachen wie pfiffigen Einteilung. Es ist ein sogenannter Kistenstall: "Er besteht sozusagen aus Dreizimmerapartments: aus Schlafzimmer, Esszimmer und Toilette im Freien", sagt Gabriele Allwicher. Wobei der größte Teil des Stalls im Freien liegt und deshalb gut gelüftet ist.

Die Diplom-Agraringenieurin leitet die Landwirtschaftsbetriebe der Lebenshilfe Obere Saar. Der Stall, den sie vorstellt, markiert für die Lebenshilfe einen Neubeginn bei der Schweinehaltung. Als damit auf dem Röthlinger Hof in Kleinblittersdorf mangels Ausdehnungsmöglichkeiten Schluss war, planten Allwicher und ihre Mitarbeiter von vornherein einen Stall, der durch und durch mustergültig sein sollte.

Sie hörten sich dafür bei vielen Experten um, fuhren unter anderem ins niederrheinische Hamminkeln an die holländische Grenze. Der Plan, der aus all den Ratschlägen folgte, war eine Herausforderung an die saarländischen Handwerker, die den Stall fertigten. "Wir wollten auch bei diesem Vorhaben als Auftraggeber etwas für die Region tun", nennt Allwicher ein Prinzip, nach dem die Lebenshilfe ihre Partner sucht.

Während die Agraringenieurin den Aufbau des im Mai in Betrieb genommenen Stalls erläutert, kommen einige Schweine ans Gatter und strecken neugierig die Rüssel hindurch. Dahinter beschnuppern sich andere Tiere freundlich und behalten dabei stets das Geschehen im Blick. Sobald sie bemerken, dass sich die Besucher die überdachten Schlafkisten anschauen, kommen sie dorthin und nehmen erneut schnuppernd Kontakt mit den Besuchern auf.

Allwicher spricht voller Respekt von diesen Tieren. Sie sind eine Kreuzung aus den Rassen Piétrain, Deutsches Edelschwein, Deutsches Landschwein und Duroc. "Sie sind intelligent, und der Lebensraum, den wir ihnen in unserem Stall bieten, muss dem gerecht werden. Sie kommen schon als Gruppen vom Züchter zu uns. Und diese ebenfalls ökologisch arbeitenden Partnerbetriebe haben so ihre Erfahrungen, wie sie die Gruppen zusammenstellen. Es handelt sich um Sauen und kastrierte Eber, sogenannte Börge."

Und dann? "Sie bleiben sechs Monate bei uns, ehe wir sie von unserem nach Bioland-Kriterien arbeitenden Partnermetzger schlachten lassen, sie danach in enger Kooperation mit ihm weiterverarbeiten und die Produkte schließlich bei uns vermarkten. Wir haben Platz für 100 Schweine, 70 leben derzeit hier." Und zwar nach den Prinzipien der ökologischen Landwirtschaft: von der Geburt über die Mast und den Transport zum Metzger bis hin zum Schlachten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort