Schule für Logopädie wurde geschlossen

Homburg · Auch im Gesundheitsbereich schreitet die Akademisierung der klassischen Ausbildungsberufe voran. Opfer wurde nun die Schule für Logopädie. Seit das Fach als Studiengang angeboten wird, brachen der Homburger Schule die Bewerber weg.

Seit über 15 Jahren gab es am Homburger Universitätsklinikum die Schule für Logopädie. "Wir waren nicht nur eine Schule, sondern auch eine Ambulanz", erklärte der ehemalige Schulleiter, Kurt Werner, gegenüber unserer Zeitung "das heißt, wer immer ein Sprachproblem hatte, konnte zu uns kommen. Die Beratung war kostenlos."

Nun wurde die Schule geschlossen, die letzten elf Absolventinnen und Absolventen bekamen vor einigen Tagen ihre Zeugnisse ausgehändigt, danach wurde hinter ihnen die Tür abgeschlossen. Die Schule für Logopädie arbeitete eng mit der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde zusammen, die Räumlichkeiten und Dozenten zur Verfügung stellte.

Sie wird geschlossen, "weil sich im Fachbereich Logopädie immer mehr Studiengänge als Ausbildungsform etablieren und reine Fachschulen nicht mehr zeitgemäß sind," hieß es in einer Mitteilung an unsere Zeitung. Was heißt "nicht mehr zeitgemäß"? Die Logopädieschule, die offiziell "Schule für Logopädie Medau Saar-Pfalz" hieß, hat ihren Firmensitz im oberfränkischen Coburg. "Wir mussten leider schließen, weil die Bewerbungen drastisch zurückgingen. Das ist ein bundesweiter Trend bei den Gesundheitsfachberufen", erläutert Annette Schille von Medau, "die Ausbildungsberufe im Gesundheitswesen werden mehr und mehr akademisiert, das heißt, sie werden inzwischen als grundständige Studiengänge angeboten." Und da die meisten Bewerber an der Logopädie-Schule ohnehin über ein Abitur verfügten, " sind die Interessenten gleich zur Fachhochschule gegangen", so Schille.

Sie findet dies bedauerlich, "denn die Gesundheitsfachberufe waren die klassischen Ausbildungsbereiche für Absolventen mit mittlerer Reife. Die fallen nun heraus." Außerdem seien Logopäden oder andere Fachberufe wie Krankenpfleger oder MTA anwendungsorientiert, also gerade nicht akademisch ausgerichtet.

Auf dem Campus der Medau-Schule in Coburg könne man noch immer Physiotherapie und Logopädie als Ausbildungsfach belegen, "aber auch wir bieten inzwischen Kooperations-Studiengänge oder berufsbegleitende Studien an", erläutert Annette Schille. Der Trend gehe eindeutig in diese Richtung. Die Schule für Logopädie in Homburg hatte einen guten Ruf, denn während der Ausbildung kamen die jungen Leute mit allen Klinikbereichen in Berührung, in denen Sprachstörungen auftauchen können. Dazu gehörte die Neurologie, in der auch Patienten betreut werden, deren Sprachzentrum geschädigt wurde, sei es durch einen Schlaganfall oder eine andere Erkrankung des Gehirns. Aber auch Besuche in der Kinder- oder in der Hals-Nasen-Ohren-Klinik gehörten zum Ausbildungs-Programm.

In seiner Abschiedsrede, die auch private Ereignisse - eine Teilnehmerin wurde Mutter - einband, betonte der scheidende Schulleiter Werner, dass die Logopädie immer einen festen Platz in der Gesundheitsversorgung und damit Zukunft habe. Leider nicht mehr in Homburg.

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