Schulbänke wecken die Erinnerung

Ottweiler · Das Ottweiler Schulmuseum bietet Führungen speziell für Demenzkranke, Hörgeschädigte und Sehbehinderte an.

 Im Ottweiler Schulmuseum gibt es Exponate aus mehreren Jahrhunderten. Unter anderem ist ein Abakus, ein altes Rechenhilfsmittel, zu sehen. Foto: Jörg Jacobi

Im Ottweiler Schulmuseum gibt es Exponate aus mehreren Jahrhunderten. Unter anderem ist ein Abakus, ein altes Rechenhilfsmittel, zu sehen. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

Der Rohrstock auf dem Lehrerpult im Ottweiler Schulmuseum hat etwas Bedrohliches. Für heutige Schüler ist eine körperliche Züchtigung durch den Lehrer unvorstellbar. Ältere Generationen mussten sie teilweise noch miterleben. Was sich in den Klassenzimmern im Lauf der Zeit sonst noch alles verändert hat, erfahren Besucher im Ottweiler Museum. Rund 1000 Jahre Schulgeschichte werden dort veranschaulicht. Die Besucher können sich historische Schulbänke, Ranzen, Tafeln und viele weitere Exponate auf drei Stockwerken ansehen. Über 6000 Schüler besichtigen das Museum jedes Jahr.

"Die Schulklassen machen den Großteil der Besucher aus", sagt Ralf Hoffmann, ehrenamtlicher Leiter des Schulmuseums. Aber auch alle anderen Gästen seien willkommen. Ein besonderes Angebot gebe es in Form spezieller Führungen für Sehbehinderte, Hörgeschädigte und Menschen mit Altersdemenz. Zurzeit werde gerade geplant, wie die Führungen in diesem Jahr genau aussehen, sagt Bettina Heisel. Sie ist Museumspädagogin des Schulmuseums.

Bereits vergangenes Jahr habe es hier Führungen für Demenzkranke gegeben. "Die Teilnehmer sollten dabei zuerst Tische, Tafeln und Ranzen anfassen oder einfach mal den Geruch des Klassenraums erfassen", sagt Heisel. Es gehe bei den Führungen hauptsächlich um die Sinneswahrnehmung. Viele sagten dann, dass ihre Tafel früher auch so ausgesehen habe. Andere sahen den Stock und erzählten, dass sie in der Schule auch mal geschlagen wurden. Auch Hans-Heinrich Rödle, Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung des Schulmuseums, bestätigt: "Die Erinnerung kommt bei Demenzkranken schnell wieder hoch, wenn sie hier sind."

Wichtig sei, dass die Gruppen nicht zu groß sind, sagt Heisel. Sechs bis sieben Teilnehmer mit ihren Angehörigen seien eine gute Größe. Man wolle in diesem Jahr auch gezielt mit Einrichtungen wie Altersheimen und Schulen für Sehbehinderte zusammenarbeiten, erklärt Ralf Hoffmann. Neben Heisel und Hoffmann geben viele Ehrenamtliche Führungen.

Auch Rollstuhlfahrer könnten das Schulmuseum besichtigen. Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, gebe es zwar keine Möglichkeit, die Treppen umzubauen. Die Museums-Mitarbeiter bringen die Exponate der oberen beiden Geschosse ins Erdgeschoss, wenn Besucher mit Rollstuhl oder Rollator zu Gast sind.

"Anfassen ist hier ausdrücklich erwünscht", sagt Rödle. Das sei hier im Museum genau umgekehrt wie in vielen anderen Museen. Die Besucher sollen etwas lernen, wenn sie hier sind. Das funktioniere am besten, wenn sie testen können, wie sich die Exponate anfühlen. Die Besucher des Museums kommen aus ganz Deutschland und dem Ausland, sagt Hoffmann. Im Mai etwa komme ein Schulklasse aus der griechischen Gemeinde Vrilissia, deren Partnerstadt Ottweiler ist.

Zum Thema:

Das Schulmuseum ist dreimal pro Woche geöffnet Das Saarländische Schulmuseum in Ottweiler (Goethestraße 13) ist dienstags und donnerstags von 10 Uhr bis 17 Uhr und sonntags von 11 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Führungen und Preise gibt es auf Anfrage unter der Telefonnummer (0 68 24) 46 49. Dort gibt es auch Informationen zu den Führungen für Demenzkranke, Sehbehinderte und Hörgeschädigte. www.schulmuseum-ottweiler.net

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