Schüler spüren dem "schwarzen Gold" nach

Velsen. So macht Erdkundeunterricht Spaß: Als die Jungs und Mädchen der siebten Klasse der Förderschule Altenkessel am Ende ihrer Besichtigung des Erlebnisbergwerks Velsen auf dem Förderband fahren dürfen, ist die Begeisterung riesengroß. Am liebsten würden sie diesen Ritt noch einmal vollführen. Und noch mal und noch mal

 Koordinator Christian Engel (li. oben) zeigt Schülern im Erlebnisbergwerk Velsen, wie Bergleute auf dem Förderband mitfahren. Foto: Andreas Lang

Koordinator Christian Engel (li. oben) zeigt Schülern im Erlebnisbergwerk Velsen, wie Bergleute auf dem Förderband mitfahren. Foto: Andreas Lang

Velsen. So macht Erdkundeunterricht Spaß: Als die Jungs und Mädchen der siebten Klasse der Förderschule Altenkessel am Ende ihrer Besichtigung des Erlebnisbergwerks Velsen auf dem Förderband fahren dürfen, ist die Begeisterung riesengroß. Am liebsten würden sie diesen Ritt noch einmal vollführen. Und noch mal und noch mal.Die saarländischen Kohlevorkommen stehen derzeit auf dem Lehrplan der Schüler, und was liegt da näher, als ein Bergwerk zu besuchen, das so echt ist, dass es sogar schon als Kulisse für den SR-Tatort "Schwarzes Gold" gedient hat und in dem Generationen von Bergleuten die ersten Schritte in den Traditionsberuf gelernt haben. Zumal das Bergwerk ebenerdig unter einer Bergkuppel und nicht unter Tage liegt und eine Fahrt mit dem Förderkorb in die Tiefe nicht notwendig ist.

Thomas Kuntz kennt sich hier bestens aus. Er ist 17 Jahre lang in die saarländischen Bergwerke eingefahren und hat direkt am Streb mit der Schrämmaschine Kohle aus dem Berg gebrochen. Jetzt ist er Ausbilder im Erlebnisbergwerk. Schon als die Schüler wenige Ecken hinter sich gelassen haben, kommen sie sich wie im echten Bergwerk vor. Kuntz erklärt, was es mit den Wetter-Tafeln auf sich hat. "Vor Schichtbeginn sind Leute schon in die Stollen gefahren, um die Gaskonzentration zu messen", erklärt er. "Frei", also kein Gas, haben sie morgens kurz nach sechs gemessen, also keine Gefahr für die Schüler und Lehrerin Christine Schorn. Das Telefon, das die Bergleute benutzen, sieht antik aus und es hat auch einen sonderbaren Namen. "Wir nennen es unser Wau-Wauchen", erklärt Kuntz. Die Frage nach dem Warum, erklärt er nicht mit Worten. Er bedient das Telefon und statt eines Läutens hören die Kinder etwas, das sich wie Hundegebell anhört. "Wie gesagt: Unser Wau-Wauchen", sagt Kuntz und lacht mit den Schülern.

Die Wassertrogsperren sind eine andere Einrichtung, welche die Kinder nicht kennen. "Die Behälter sind in einem richtigen Bergwerk voll Wasser, sie kommen zum Einsatz, wenn es zum Beispiel eine Staubexplosion gibt", so Kuntz. Und dann ist die Gruppe dort, wo 17 Jahre lang Kuntz' Arbeitsplatz war. Direkt an der Schrämmaschine, wo dem Flöz schwere Kohlebrocken entrissen werden. Und die Schüler dürfen ganz nah ran, jetzt staunen sie und lauschen gespannt den Worten des Bergmanns, während ihre Münder wortlos offen stehen. Ein paar Ecken weiter geht es noch in einen anderen Streb. Der ist etwas niedriger als der vorherige, statt mit hydraulischen Stempeln wird die Decke hier zum Teil von Holz, zum Teil von Stahlstreben abgestützt. "In solch niedrigen Arbeitsbereichen mussten Bergleute hier früher mit ihren Steinpickeln arbeiten, da sagte der Steiger nur: ,Das ist heute euer Bereich', und dann wurde die ganze Schicht über geschuftet." Im Erlebnisbergwerk wird übrigens noch ausgebildet, wie die Gruppe einige Meter weiter erfährt: Franzosen informieren sich in einem Sonderlehrgang. Sie wollen nicht wissen, wie man Kohle fördert, sondern wie man unbequeme Altlasten aus der Energiegewinnung in den Berg bringen kann.

Am Ende trifft die Gruppe auf Bergwerkskoordinator Christian Engel. Er zeigt, wie Bergleute sicher auf dem Förderband mitfahren, und läutet den Abschluss des Rundgangs ein.

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