Fridays for Future Schüler planen weitere Streiks fürs Weltklima

Saarbrücken · Der Bildungsminister wollte, dass die Demo in der Unterrichtszeit eine Ausnahme bleibt. Doch die nächsten Aktionen sind schon geplant.

Mit dem Protest am 18. Januar in Saarbrücken schwappte die Bewegung „Fridays for Future“ ins Saarland. Inzwischen gibt es mehrere Ortsgruppen im Saarland. Für die kommenden drei Wochen sind weitere Schülerstreiks in saarländischen Städten geplant.

Mit dem Protest am 18. Januar in Saarbrücken schwappte die Bewegung „Fridays for Future“ ins Saarland. Inzwischen gibt es mehrere Ortsgruppen im Saarland. Für die kommenden drei Wochen sind weitere Schülerstreiks in saarländischen Städten geplant.

Foto: BeckerBredel

Die Klimaschutz-Aktivisten der Schülerbewegung „Fridays for Future“ wollen auch im Saarland so schnell nicht locker lassen und bereiten schon die nächsten Aktionen vor. Nach dem ersten Schülerstreik am 18. Januar in Saarbrücken mit 2000 Teilnehmern und der zweiten Aktion am 22. Februar mit rund 1000 Teilnehmern in Saarlouis sind als nächstes Proteste in Wadern (8. März), erneut in Saarbrücken (15. März) und in Merzig (22. März) geplant. Das teilte Susanne Speicher, die dem dreiköpfigen Koordinierungsteam von „Fridays for Future Saarland“ angehört, auf Anfrage unserer Zeitung mit.

Die Bewegung verfügt ihren Angaben zufolge inzwischen in fast jedem Landkreis im Saarland über eine Ortsgruppe. Speicher, Lehramtsstudentin für Sozialpädagogik und Theologie an Berufsschulen, sagte, über weitere Demonstrationen werde spontan entschieden, mit der Bundesebene stimme man sich in wöchentlichen Telefonkonferenzen ab. „Wichtig ist, dass die Ziele des Pariser Klima-Abkommens eingehalten werden. Solange das nicht umgesetzt wird, solange werden wir demonstrieren beziehungsweise andere Aktionen planen.“ Neben freitäglichen Demos soll es Workshops geben, auch in Kooperation mit Schulen, außerdem Abendveranstaltungen, die sich auch an Erwachsene richten.

Die Schülerstreiks sind umstritten, da Schüler gesetzlich verpflichtet sind, am Unterricht teilzunehmen. Speicher berichtete nach den ersten beiden Streiks, die meisten Schulen kooperierten sehr gut. „Die stellen die Schüler entweder frei oder gehen mit einer Klasse geschlossen hin, als Exkursion.“ Einige Schulen seien „nicht so locker“, dort hätten die Schüler, die sich während der Unterrichtszeit an den Demos beteiligten, unentschuldigte Fehlzeiten aufgeschrieben bekommen – womit diese Schüler aber auch leben könnten.

Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD) hatte vor dem ersten Schülerstreik im Januar Sympathien für die Schüler-Demo gezeigt: „Ich freue mich, wenn junge Menschen sich gesellschaftlich engagieren und für eine bessere Klimapolitik auf Straßen gehen.“ Den Schulleitern riet er von einer Bestrafung der Schüler ab – allerdings unter einer Bedingung: Ein solches Engagement während der Unterrichtszeit solle angesichts der Schulpflicht die Ausnahme sein. „Sanktionen sollte es dann auch bei einer einmaligen Teilnahme an einer während der Unterrichtszeit stattfindenden Versammlung nicht geben.“ In den nächsten Wochen wird sich also die Frage stellen, wie mit Schülern verfahren wird, die zum wiederholten Male den Unterricht sausen lassen, um für das Klima zu protestieren. Saar-Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) hat sich im SR kürzlich bereits gegen Strafen ausgesprochen.

In der Sache zeigt die Politik mehrheitlich Sympathien für die Schüler. Am Samstag erklärte Kanzlerin Angela Merkel (CDU): „Ich unterstütze sehr, dass Schülerinnen und Schüler für den Klimaschutz auf die Straße gehen und dafür kämpfen.“ Sie glaube, dass dies „eine sehr gute Initiative“ ist. Auf die Schulpflicht ging sie dabei allerdings nicht ein. Dies tat dafür Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) via Twitter: „Politisches Engagement von SchülerInnen immer gut, Schuleschwänzen fast immer schlecht. Je öfter, desto dümmer!“

Speicher freut sich über die Worte der Kanzlerin, will fürs erste aber nicht allzu viel darauf geben. „Sagen kann man sehr viel. Was dann letztlich passiert, ist eine andere Frage.“ Die SPD-geführten Landesministerien für Umwelt und Bildung haben inzwischen den Kontakt zu der Schülerbewegung gesucht. Speicher hofft auch auf Gespräche mit Politikern anderer Parteien. Wobei eine Partei wohl nicht zu überzeugen sein wird: Die AfD-Fraktion im Landtag sieht in „Fridays for Future“ eine „halbseidene“, von fremden Interessen gesteuerte Nichtregierungsorganisation, die Deutschland am liebsten in die Steinzeit zurückverfrachten wolle. Die Partei leugnet zwar nicht den Klimawandel, bestreitet aber, dass der Mensch einen nennenswerten Einfluss auf das Klima hat.

Die Kritik an ihrer Bewegung scheint Susanne Speicher und ihre Mitstreiter nicht sonderlich zu beeindrucken. „Da muss man drüberstehen, weil wir für eine wichtige Sache kämpfen. Wer noch nicht erkannt hat, dass wir etwas ändern müssen, der sollte sich mal dringend informieren.“

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