"Schritt zur besseren Integration"

Lautzkirchen. "Wenn im Saarland etwas zwei Mal stattfindet, nennt man es traditionell", stellte Klinikchef Thomas Schneider scherzhaft fest

 Ulrike und Leonie Schneider, Rosemarie Bick und Jutta Berndt (von links) vor einem der Bilder in der Lautzkircher Klinik. Foto: Erich Schwarz

Ulrike und Leonie Schneider, Rosemarie Bick und Jutta Berndt (von links) vor einem der Bilder in der Lautzkircher Klinik. Foto: Erich Schwarz

Lautzkirchen. "Wenn im Saarland etwas zwei Mal stattfindet, nennt man es traditionell", stellte Klinikchef Thomas Schneider scherzhaft fest. Und so ist es in diesem Sinne auch schon "Tradition", dass sein Haus, die Mediclin in Lautzkirchen, nun einer der Orte im Saarland ist, wo der Verein "saar21 - Down-Syndrom" seinen Jahreskalender 2012 dieser Tage präsentierte. "Mittendrin - ein Kalender zum Thema lebendig gewordene Integration", so das Leitmotiv des Kalenders, präsentiert als Tischkalender Kinder mit dem Down-Syndrom (siehe Hintergrund) in ganz "normalen" Lebenssituationen. Im Alltag, etwa im Kindergarten, beim Spielen, auf dem Spielplatz oder mit Freunden und Geschwistern.Die beiden Vorsitzenden Rosemarie Bick und Jutta Berndt eröffneten gemeinsam die Ausstellung. Dabei erläuterten sie auch das Motto des Vereins und des Kalenders. "Ich bin anders - du auch!", will sagen, dass jeder Mensch ein Individuum ist mit Stärken und Schwächen. Und die Bilder des Kalenders sollen zeigen, so die beiden Vorsitzenden, dass auch Kinder mit Down-Syndrom "mittendrin sind, und nicht außen vor". Der Verein saar21 hatte sich 2006 konstituiert, heute hat die Interessengemeinschaft etwa 60 Mitglieder und Mitgliedsfamilien. Das erklärte Ziel des Vereins ist die Interessenvertretung von Menschen mit Down-Syndrom und deren Eltern und Angehörigen: "Er versteht sich als Informationsdrehscheibe rund um das Thema Down-Syndrom im Saarland", so kann man es der Info-Broschüre entnehmen. Es soll der Erfahrungsaustausch stattfinden zwischen Betroffenen, ihren Eltern und Angehörigen untereinander, die Integration dieser Menschen mit ihrer genetischen Besonderheit soll forciert werden, man gibt Hilfestellungen für die Angehörigen und Betroffenen, es wird Informations- und Aufklärungsarbeit betrieben, man sucht die Zusammenarbeit mit Therapeuten und Fachleuten und organisiert schließlich Fachvorträge für Mitglieder und die interessierte Öffentlichkeit.

In seiner Begrüßungsrede zeigte sich Thomas Schneider von Mediclin sehr froh über die Initiative und er freute sich, dass die Präsentation wieder in Lautzkirchen stattfand. Blieskastels Bürgermeisterin Annelie Faber-Wegener betonte, dass alle Menschen zur Gesellschaft dazu gehören sollen. Sie begrüße die Aktion als Schritt, diese Kinder besser in die Gesellschaft integrieren zu können. Auch der Fachreferent des Abends, der Saarbrücker Kinder- und Jugendarzt Bernhard Ulrich, ging auf spezielle Probleme der Integration dieser Kinder ein, erläuterte aber auch Chancen und Risiken im weiteren Lebensweg dieser Menschen. Wichtig sei es, diese Kinder und Erwachsenen beim "Fördern nicht zu überfordern", so der Mediziner. Großen und lang anhaltenden Applaus gab es für Katharina Reichelt, ebenfalls ein Mensch mit Down-Syndrom, die mit ihrem Cello die Veranstaltung musikalisch umrahmte.

Die Ausstellung ist bis Ende März während der Öffnungszeiten der Cafeteria der Mediclin Bliestal Kliniken in Lautzkirchen zu sehen.

Hintergrund

Das Down-Syndrom ist eine genetische Besonderheit, bei der das gesamte oder Teile des 21. Chromosoms dreifach vorhanden sind. Deshalb spricht man auch von Trisomie 21. Die Betroffenen haben damit anstatt wie üblich 46 Chromosome 47. In der Bundesrepublik Deutschland werden jährlich etwa 1200 Kinder mit Trisomie 21 geboren, im Saarland etwa zehn. Diese so genannte Genommutation kommt in allen ethnischen Gruppen überall auf der Welt vor. Grundsätzlich trägt jeder Mensch diese Veranlagung in sich, die Ursachen für die genetische Besonderheit sind weitgehend unbekannt. Kinder mit Down-Syndrom zeigen in der Regel typische körperliche Merkmale auf. Ihre kognitiven Fähigkeiten sind meist beeinträchtigt, gleichwohl verfügen sie oft über besondere Fähigkeiten, besonders häufig im musisch-künstlerischen Bereich. Im alten Ägypten, so haben Überlieferungen bewiesen, wurden diese Menschen besonders geachtet und verehrt. ers

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort