Schritt für Schritt in ein normales Leben

Dillingen · Vor knapp einem Jahr kam Amina Zerizgi ins Saarland mit einem amputationsgefährdeten Bein. Dank der „Initiative für Einzelschicksale“ wurde sie in St. Ingbert erfolgreich operiert. Nun befindet sich die junge Frau in Reha-Behandlung und hofft auf weitere Unterstützung.

 Nach acht Jahren kann Amina (19) wieder laufen. Foto: Iris Maurer

Nach acht Jahren kann Amina (19) wieder laufen. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Die Krücke hat sie nur noch als Sicherheit dabei. Wenn man sieht, wie Amina Zerizgi durch den Raum läuft, kann man sich kaum vorstellen, was die 19-Jährige aus Eritrea schon alles hinter sich hat. Als sie vor einem Jahr dank der Hilfe der Dillinger "Initiative für Einzelschicksale" nach Deutschland kam, sollte ihr rechtes Bein amputiert werden. Nach einem Unfall in ihrer Kindheit war ihr Bein massiv deformiert. Neun Monate und ein medizinisches Wunder im St. Ingberter Kreiskrankenhaus später war es gerettet und sie konnte wieder gehen.

Nach acht Jahren, in denen sie nicht laufen konnte, und sechs Monaten im Krankenhaus, hat Amina viel nachzuholen. Bis die Reha-Phase vollständig abgeschlossen ist und sich die Muskulatur wieder aufgebaut hat, wird es jedoch wohl noch ein bis zwei Jahre dauern. "Ihr ist bewusst, was für ein Glück sie hatte, dass sie in Deutschland operiert werden konnte, und setzt alles daran, dass ihre Genesung bestens verläuft", erzählt ihre Landsfrau Akberet Debessai, bei der sie zurzeit in Saarbrücken wohnt. Während dieser Zeit würde Amina gerne in Deutschland bleiben, einen Deutschkurs besuchen und vielleicht anschließend sogar in die Schule gehen. Das wäre ihr größter Wunsch: "Alleine zur Schule laufen… und zurück."

Doch so einfach geht es nicht. "Amina ist sehr zielstrebig", weiß Mohammed Ghodstinat, Vorsitzender der "Initiative für Einzelschicksale". "Doch der Wille allein reicht nicht. Um mittel- und langfristige Pläne wie einen regulären Schulbesuch umsetzen zu können, bedarf es stabiler Lebensbedingungen". Um ihren weiteren Aufenthalt in Deutschland zu finanzieren, ist der Hilfsverein auf Spenden oder Teilpatenschaften angewiesen.

In wenigen Tagen wird Weihnachten gefeiert. Mit ihrer Familie wird Amina das Fest nicht verbringen können. Die sporadischen Kontakte zu ihren Eltern und Geschwistern laufen über das Handy des Nachbarn ab, weil die Familie in Eritrea keinen eigenen Anschluss hat. Doch die Freude über das neue Leben mit dem gesunden Bein überwiegt alles. "Das, was ich mir seit acht Jahren sehnlich gewünscht habe, ist Realität geworden. Dass ich wieder laufen kann, ist das schönste Geschenk", sagt Amina und strahlt über das ganze Gesicht. Ein praktisches Geschenk, worüber sich die junge Frau dennoch freuen würde, kennt Akberet Debessai: eine warme Winterjacke, denn in Deutschland ist es Amina einfach zu kalt.

Wer Amina unterstützen möchte, kann Geld auf das Spendenkonto der "Initiative für Einzelschicksale" überweisen: Kontonummer: 2 24 50 77 72, BLZ: 59 35 01 10 bei der Sparkasse Saarlouis, Stichwort: Amina.

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