Schrille Party reißt Publikum mit

Saarbrücken · Mehr als 1600 Fans waren am Freitag in die Saarlandhalle gekommen, um Musical-Stars wie Leon van Leeuwenberg und Chris Murray in der Neu-Inszenierung der „Rocky Horror Show“ zu bejubeln.

Das Publikum ruft lautstark: "Langweilig!", bewirft die Akteure auf der Bühne mit Klopapier und Papptellern - was in anderen Produktionen wohl der Albtraum aller Darsteller wäre, ist in der "Rocky Horror Show" ein Zeichen für die gute Stimmung. Am Freitag kehrte das Musical von Richard O'Brien in die Saarlandhalle Saarbrücken zurück. Bereits in den 80er und 90er Jahren veranstaltete Hasso Müller-Kittnau, damals mit seiner Agentur "Kultour", dort über ein Dutzend Mal die schrille Party. Nun wagte er sich mit seiner neuen Firma "Arsdefacto" erneut an das Thema. Mit Erfolg: Über 1600 Besucher feierten lautstark mit Rocky & Co. und tanzten den berühmten "Time Warp".

Dennoch war die Aufführung eine doppelte Premiere: Erstmals wurde die Neu-Inszenierung des Westfälischen Landestheaters Castrop-Rauxel im Saarland aufgeführt. Zudem gastiere das Ensemble erstmals in der Region, erklärte Müller-Kittnau. Besetzt war das Stück mit zahlreichen renommierten Namen der Musical-Szene: So schlüpfte Leon van Leeuwenberg, der unter anderem im Theater an der Wien spielte, in High-Heels und Strapse und überzeugte in der Rolle des exzentrischen, außerirdischen Wissenschaftlers Frank'n'Furter. Als dessen Gehilfe Riff Raff erntete der Musical- und Wagner-Sänger Chris Murray viele Lacher und viel Beifall. Als Rocky kehrte Stefan Reil nach Saarbrücken zurück, der hier in Frank Nimsgerns "Der Ring" im Staatstheater auf der Bühne stand.

Hier hatten viele Besucher das Musical bereits gesehen. "Die Stimmung ist heute besser, aber das Bühnenbild war im Theater spektakulärer", stand nicht nur für Irmtraud Feld aus Saarbrücken fest. In der Saarlandhalle diente dagegen eine schlichte, weiße Leinwand mit Tür in der Form eines riesigen Filmstückes als Kulisse. "Da muss man bei einer Tour-Produktion aber immer ein paar Abstriche machen", war sich auch Judith Lehnert bewusst. An den musikalischen Leistungen der Darsteller und Band unter der Leitung von Tankred Schleinschock gab es dagegen nichts auszusetzen. "Schön, dass die Inszenierung so nah am Original ist", lobte Hans-Peter Baltes aus Bexbach die Nähe zum Kult-Film von 1975. Mit seiner Frau kam er stilecht in Strapsen und im Lackoutfit.

"Bitte keinen Reis werfen", lautete die fromme Bitte des Veranstalters. Doch während das Ensemble diesen auf der Bühne warf, machte das Publikum kräftig mit. Als sich die Besucher auf den Heimweg machten, hatten die 20 Helfer deshalb noch viel Arbeit vor sich, um die Wurf-Utensilien zu beseitigen.

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