Schnitzeljagd auf Latein

Saarbrücken. Dass sich hinter ein paar lateinischen Schriftzeichen ein spannendes Rätsel verbirgt, zeigt das Buch von Walter Burnikel und Karsten Mayer, das jetzt erschienen ist

Saarbrücken. Dass sich hinter ein paar lateinischen Schriftzeichen ein spannendes Rätsel verbirgt, zeigt das Buch von Walter Burnikel und Karsten Mayer, das jetzt erschienen ist. Das Werk mit dem Titel "Lateinische Inschriften im Saarland aus zwei Jahrtausenden" führt den Leser spielerisch zu den Orten, wo hierzulande schon die alten Römer Worte in Stein meißelten oder mittelalterliche Grabmäler an hohe Herren und Damen auf Latein erinnern.

Auch das Rätsel (siehe Infokasten) um das Todesjahr der jung verstorbenen Anna, die vermutlich in der Stiftskirche St. Arnual ihre letzte Ruhe fand, wird in dem Band der beiden Latein-Lehrer gelöst. Sucht man sich aus dem ersten Vers der Inschrift alle jene Buchstaben heraus, die im Lateinischen zugleich Zahlen bedeuten (Beispiel: C = 100) und addiert diese, so kommt man auf die Zahl 1512. Das Jahr, in dem Anna gestorben ist. "Diese Form der Verschlüsselung findet sich nicht selten in der Antike und nennt sich Chronogramm", erklärt Karsten Mayer. Der Sulzbacher Lehrer hat sich zusammen mit Walter Burnikel, dem früheren Direktor des Gymnasiums Wendalinum, auf die Suche nach den interessantesten lateinischen Inschriften der Region gemacht. Herausgekommen ist eine bebilderte Sammlung von über 100 Denkmälern.

Ähnlich einer Schnitzeljagd findet man zu jedem lateinischen Satz Übersetzungshilfen, mehrere Rätsel und eine kurze Beschreibung zum geschichtlichen Hintergrund der Inschrift. Die Auflösung folgt erst auf den letzten Seiten des Bandes. "Wir möchten das Interesse an der lateinischen Sprache, Kultur und Geschichte wecken und zeigen, dass wir auch heute noch von ihr umgeben sind", erklärt Mayer: "Man muss nur die Augen offen halten".

Vor 14 Jahren hatten die Autoren die Idee, ein solches Buch nur über das Saarland zu schreiben. Obwohl die Region etwa in der Antike keine allzu große Bedeutung hatte, gibt es hier dennoch über 140 gut erhaltenene Glocken-, Grab- und Gedenkschriften. Etliche davon stammen allerdings aus dem Mittelalter. Zum Vergleich: Allein Trier weist 300 lateinische Inschriften auf. So ist das Buch nicht nur eine kurzweilige Form des Lateinunterrichts, sondern auch eine Art Schatzkarte geworden, für alle die sich auf eine spannende und informative Reise durch die Historie des Saarlands begeben wollen.

Lateinische Inschriften im Saarland aus zwei Jahrtausenden: Walter Burnikel/Karsten Mayer, 2009, 202 Seiten, 20 Euro, zu beziehen beim Wassermannverlag, Postfach 2068, 66370 St. Ingbert; Tel. (06894) 3 58 14.

Hintergrund

Die Übersetzung der obenstehenden Grabinschrift in der Stiftskirche St. Arnual lautet: "Anna starb und viele Verfehlungen zurücklassend ging sie reiner zu Gott im Himmel. Leser, wenn du die Zeit dieses Todes erfahren möchtest: Der erste Vers, mein Freund bringt die Jahreszahl. Möge sie ruhen in Frieden." red

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