Schmetterlinge aus dem Einmachglas

Hülzweiler. Mit dem bloßen Auge sind die winzigen, noch nicht einmal Stecknadelkopf kleinen Eier kaum zu erkennen. Deshalb setzt Edgar Theobald morgens und abends bei diffusem Licht nicht nur seine Lesebrille auf, sondern holt auch noch eine Lupe zur Hilfe, wenn er auf die Suche nach Schmetterlingseiern durch seinen Garten geht

Hülzweiler. Mit dem bloßen Auge sind die winzigen, noch nicht einmal Stecknadelkopf kleinen Eier kaum zu erkennen. Deshalb setzt Edgar Theobald morgens und abends bei diffusem Licht nicht nur seine Lesebrille auf, sondern holt auch noch eine Lupe zur Hilfe, wenn er auf die Suche nach Schmetterlingseiern durch seinen Garten geht. Die Stängel von Möhrenkraut, Dill oder Brennnessel knickt der 69-Jährige dann ab und stellt sie in einem Wasserglas in seinen Keller - in Sicherheit. "Ich schätze, in der Natur schaffen nur ein bis drei Prozent der Eier die Metamorphose zum Schmetterling", glaubt Theobald, der vor 18 Jahren mit der Schmetterlingszucht begonnen hat. "Mir fiel auf, dass sowohl Anzahl als auch Artenvielfalt im Vergleich zu meiner Kindheit stark zurückgingen und wollte etwas dagegen tun", erzählt er. Als der Autodidakt sich durch Bücher gelesen hatte, wusste er, warum die Schmetterlinge seltener werden: "Es gibt immer weniger Wildkräuter, die meisten Menschen nennen sie ja auch Unkraut. Und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln tut ein Übriges."

Also begann der ehemalige Bautechniker, in seinem 30 Ar großen Garten in der Talaue des Lochbachs in Hülzweiler die Pflanzen zu säen, die heimische Schmetterlingsarten anziehen. "Sommerflieder mögen alle, Dill, Fenchel, Möhre mag der Schwalbenschwanz, Nachtkerzen der Mittlere Weinschwärmer und Klee der Bläuling", listet Theobald auf, "Klee fällt oft dann dem Rasenmäher zum Opfer, wenn gerade Eier abgelegt wurden." Hinter dem Gemüsegarten lässt Familie Theobald Disteln, Brennnesseln und anderes "Unkraut wuchern - in der wilden Hecke kreucht und fleucht es nur so vor Insekten. "Schmetterlinge sind ja nicht nur schön, sondern auch eifrige Blütenbestäuber", weiß er, der auch Schulklassen besucht und die Kinder für die Natur sensibilisieren möchte.

Wenn die Raupen geschlüpft sind, legt er sie in große Einmachgläser und füttert sie mit ihrer Lieblingsspeise. So können sie sich verpuppen und zum Schmetterling werden. Rund 40 Gläser mit Raupen vom Tagpfauenauge über das Landkärtchen bis zum Kleinen Fuchs betreut er zur Höchstzeit im Sommer, ist bis zu sechs Stunden mit seiner "Kinderstube" beschäftigt. 1000 bis 1500 Schmetterlinge entlässt er pro Jahr in die Freiheit, etwa 75 Arten hat er in den 18 Jahren seiner Zucht schon in den Gläsern gehabt. "Ob das Spinnen der Puppe oder famose Tarnungsmechanismen - wer mit einer Lupe ausgerüstet die Raupen beobachtet, stößt auf eine unbekannte und faszinierende Makrowelt. kaw

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