Schlüssel-Erlebnis mit Miles Davis

Saarbrücken · Der künstlerische Leiter des Saarbrücker Theaters im Viertel inszeniert ein Stück von Henning Mankell. Auf der Bühne stehen ein Schauspieler und der Posaunist Christoph Thewes.

 Frank Busch ist erfahrener Amateurtheaterspieler. „Miles“ ist aber die erste Solo-Rolle des hauptberuflichen Lehrers. Foto: Iris Maurer

Frank Busch ist erfahrener Amateurtheaterspieler. „Miles“ ist aber die erste Solo-Rolle des hauptberuflichen Lehrers. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Dieter Desgranges ist ein passionierter Netzwerker, der gerne Leute zusammenbringt. Und er ist bekennender Fan des schwedischen Schriftstellers Henning Mankell. Beiden Leidenschaften frönt der künstlerische Leiter des Theaters im Viertel (TiV) nun als Regisseur des Stücks "Miles oder Die Pendeluhr aus Montreux", das am Donnerstag als Eigenproduktion des TiV Premiere feiert. Bereits im vergangenen Jahr hatte Desgranges mit "Zeit im Dunkeln" ein Zwei-Personen-Stück von Mankell auf die Bühne gebracht und den männlichen Darsteller aus der freien Saarbrücker Gruppe "TheaterTaxi" rekrutiert. Jetzt hat er mit Frank Busch erneut ein Ensemble-Mitglied von TheaterTaxi engagiert. Die zweite Rolle ist jedoch nicht für einen Schauspieler: Der Posaunist Christof Thewes agiert als wort- und namenloser Live-Musiker.

Das Ergebnis ist kein Musiktheater, sondern ein Schauspiel-Monolog plus Konzert, bei dem sich Text und Musik einander annähern. Frank Busch verkörpert den norwegischen Schrottplatzbesitzer Steinar, der seinen Kumpel, den Chauffeur von Miles Davis, nach Montreux begleitet. Hier erlebt der einfache Arbeiter einen Auftritt des legendären Jazztrompeters, der sein ganzes künftiges Denken, Fühlen und Handeln verändern soll.

Eingebettet ist dieses Schlüssel-Erlebnis in eine Konzert-Rahmenhandlung: Mit Miles Davis-Nummern und Ausschnitten aus seinem Solo-Programm "Trombone alone" steht Thewes stellvertretend für die Faszination, die Musik ausüben kann. Deswegen hat Desgranges die Aufgabe bewusst nicht einem Trompeter übertragen: "Eben weil sich das hier zu sehr anbieten würde", erläutert er. Geht es doch weniger um Miles Davis als vielmehr um die Frage, was Kunst im Leben eines Menschen bewirken kann.

"Ich mag Mankells Sprache", schwärmt Desgranges. "Die Bilder, die er entwirft. Wie sich komplexe Figuren während eines Stücks entwickeln." Qualitäten, die auch Frank Busch zu schätzen weiß: "Ich habe gemerkt, wie der Charakter von Szene zu Szene wächst, immer klarer wird."

Für den Amateurtheater-erfahrenen 40-jährigen Gymnasiallehrer, der in Kaiserslautern Englisch, Erdkunde und Darstellendes Spiel unterrichtet, ist es sein erstes Solo. "Eine reizvolle Aufgabe", meint Busch: "In der Arbeitsweise einfacher als Ensemblespiel, weil weniger Absprachen notwendig sind - und zugleich schwierig, weil man die ganzen Abläufe ohne Stichwortgeber geregelt kriegen muss." Das Schönste an der ganzen Sache aber? Da sind sich Desgranges und Busch einig: "Dass sie auf einer wahren Begebenheit beruht!" Premiere: Donnerstag, 19. September, 20 Uhr, Theater im Viertel am Landwehrplatz. Wieder: 20., 26., 27. und 28. September. Karten, Infos: Tel. (06 81) 3 90 46 02.

dastiv.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort