Schlendern wir mal zur Session

Sulzbach. 19.30 Uhr: Offiziell ist jetzt Veranstaltungsbeginn. Doch die ersten potenziellen Protagonisten haben's nicht eilig. Sie kehren den wenigen Zuhörern den Rücken zu, sind in Diskussionen vertieft, wälzen, auf der Bühne kniend, Notenblätter. Nach einer ganzen Weile einigt man sich auf einen Cha-Cha-Cha, darauf folgt Swing. Alles noch recht zögerlich

Sulzbach. 19.30 Uhr: Offiziell ist jetzt Veranstaltungsbeginn. Doch die ersten potenziellen Protagonisten haben's nicht eilig. Sie kehren den wenigen Zuhörern den Rücken zu, sind in Diskussionen vertieft, wälzen, auf der Bühne kniend, Notenblätter. Nach einer ganzen Weile einigt man sich auf einen Cha-Cha-Cha, darauf folgt Swing. Alles noch recht zögerlich. Doch endlich kommt Bewegung in die Szenerie. Immer mehr Musiker schleppen Instrumentenkoffer ins Sulzbacher Salzbrunnenhaus, allmählich werden die Publikumsreihen dichter. Auch auf dem Podium scheint ein unsichtbarer Sog zu wirken: Inzwischen jazzt eine ausgewachsene Combo, die Musik entwickelt zuvor ungeahnten Biss. Eine weibliche Stimme ertönt mit dem Klassiker "On the sunny side of the street". Nun ist die Session in Fahrt. Dem tun auch die häufigen Wechsel keinen Abbruch. "Noch dieses eine Bierchen", signalisiert ein Gitarrist im Auditorium dem Kollegen auf der Bühne: "Dann können wir tauschen." Kein ungewöhnlicher Anfang für eine Jam-Session, wie er da am Samstagabend zu erleben war. Jenes unvorbereitete Miteinander sehen nicht wenige als die beinahe einzig wahre Art des Jazzens an - also darf so ein Übungsangebot beim alle Jahre wieder von der Musikschule Sulzbach-Fischbachtal veranstalteten "Sulzbacher Jazzworkshop" nicht fehlen. Klar, gerade in der Startphase des Abends hätte eine ordnende Dozenten-Hand nicht geschadet, doch warteten die Workshop-Häuptlinge, wie zu erfahren war, stundenlang in einer Pizzeria aufs Essen. Zehn Dozenten leiteten am Wochenende die 18. Ausgabe der dreitägigen Kurse, die längst Selbstläufer sind. Riesiger Zuspruch. Obwohl es diesmal keinen Jazzchor gab, weil dessen Trainer kurzfristig ausfiel. Doch mussten wegen der großen Nachfrage jeweils zwei Dozenten für Saxofon (Jörg Kaufmann und Kristina Brodersen) und Trompete (Ralph Himmler, Martin Kipper) verpflichtet werden. Des Weiteren wurden die insgesamt 80 Teilnehmer im Alter zwischen zwölf und 74 Jahren wieder von Christoph Mudrich (Piano; Workshop-Leitung), Florian Döling (Bass; Workshop-Gründer), Anette von Eichel (Gesang), Roland Gebhardt (Gitarre), Christof Thewes (Posaune) und Oliver Strauch (Schlagzeug) unterrichtet - ein bestens eingespieltes Team. Das Sulzbacher Treffen mit seiner Instrumental- und Ensemble-Ausbildung, einem Dozentenkonzert (Freitag) und dem abschließenden Teilnehmer-Vorspiel (Sonntag) ist somit eine der beständigsten Einrichtungen seiner Art im Südwesten.

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